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Zankwarn muss Regierungssitz werden

Alexander Purger

Punkto guter Ideen ist unsere Regierung ja nicht gerade Reichensteuer-pflichtig. Jetzt hat sie aber auch einmal ein Korn gefunden - die Verlagerung von Bundesdienststellen in die Länder.

Den Anfang dieser wirklich lobenswerten Aktion sollte die Regierung selbst machen. Wobei es jedoch ein Problem gibt: Um die Regierung wird ein furchtbares Griss herrschen. Jede der 2100 österreichischen Gemeinden wird diese besten Köpfe der Nation bei sich beherbergen und sich im Lichte ihrer Popularität sonnen wollen.

Ehe hier also ein böser Streit ausbricht, sollte man die Frage des Regierungssitzes salomonisch lösen. Und zwar anhand der Frage: Welcher Gemeinde-Name passt am besten zur Großen Koalition? Darauf gibt es nur eine Antwort: Zankwarn im Lungau.

Da es im Lungau aber mitunter kalt sein kann und es die Regierung gern warm hat, wäre vielleicht an eine Halbzeitlösung zu denken. Im Sommer ist Zankwarn der Regierungssitz, im Winter Hadersfeld in Niederösterreich. Das ist auch leicht zu merken: sommers Zank und winters Hader.

Was ein gutes Stichwort für die nächste Umsiedlungsaktion ist, nämlich jene der Parteizentralen. Die ÖVP-Zen trale wird nach Schwaz in Tirol verlegt, die SPÖ-Zentrale nach Rothneusiedl am Stadtrand von Wien. Damit liegen zwischen den beiden Regierungsparteien gut 450 Kilometer und vor allem die Enns, die sich schon in der Nachkriegszeit als Zonengrenze zwischen verfeindeten Mächten bewährt hat.

Die FPÖ-Zentrale wäre in Potzneusiedl gut aufgehoben. Die in bedauernswertem Zustand befindlichen Grünen zieht es nach Gnadenwald in Tirol. Für die recht übersichtlichen Neos reicht Gramais, das bekanntlich die kleinste Gemeinde Österreichs ist. Und der ideale Parteisitz des Team Stronach, von dem man schon lange nichts mehr gehört hat, wäre Schweiggers.

Nun zur Übersiedlung der Ministe rien: Das Innenressort, welches das Gewaltmonopol innehat, sollte nach Patsch in Tirol verlegt werden. Der ideale Ort für das Verteidigungsministerium wäre der Salzburger Stadtteil Kasern. Für das Finanzministerium bietet sich Aggstein in der Wachau an - nicht wegen des Namens, aber dort steht eine weithin berühmte Raubritterburg.

Das Familienministerium kommt am besten nach Mutters in Tirol. Die ideale Gemeinde für das Agrarressort ist - zumindest unter dem gegenwärtigen Minister - das oststeirische St. Ruprecht an der Raab. Und das Parlament, das ohnehin nichts zu reden hat, übersiedelt nach Stumm im Zillertal.

Auch andere Bundesdienststellen werden sich auf die Wanderschaft begeben. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik kommt nach Donnerskirchen. Die Autobahngesellschaft Asfinag übersiedelt ins oberösterreichische Gurten. Für die Korruptionsstaatsanwaltschaft bietet sich Schmirn in Tirol an, für die Anklagebehörde ist Klagenfurt und für den Verein der Steuerzahler Maria Schmolln maßgeschneidert.

Der ORF mit seinem durchgehenden Unterhaltungsprogramm ist am besten in Grins in Tirol aufgehoben, die Krankenkassen in Schnifis in Vorarlberg und die Lebensmittelpolizei in Kuchl. Der Verband der Atheisten übersiedelt sicher gerne nach Kirchschlag.

Der Herr Bundespräsident, immerhin das Haupt unseres Staates, kommt nach Kopfing im Innkreis. In seiner Eigenschaft als Befehlshaber des Bundesheers amtiert er in Oberkappel.

Bleibt die Frage, wo der Herr Bundeskanzler und der Herr Vizekanzler ihre Wohnsitze aufschlagen sollen. Nichts leichter als das: Da beide solche Pfundskerle sind, werden sich Christian Kern und Reinhold Mitterlehner sicher in Pfunds in Tirol niederlassen. Sebastian Kurz ist schon dort.