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Europas letzte Chance

Manchmal braucht es einen kleinen Schubser, um zur Vernunft zu kommen.

Fritz Messner

Nachdem Herrn Putins amerikanischer Lieblingspräsident (kein Wunder, er hat ihn ja selbst mitgefaked) schubsend und schimpfend durch den europäischen und nordatlantischen Porzellanladen getrumpelt ist und im Nahen Osten das Gärtneramt an den Saudischen Bock verscherbelt hat, wird den Kontinentaleuropäern langsam endgültig klar, dass sie in Zukunft ihre sieben Zwetschken selbst organisieren werden müssen. Und es wird auch klar, welchen Wert dieses vielgescholtene Europa inmitten einer Weltpolitik der wilden Männlein für die einzelnen Mitglieder hat, vor allem für die kleineren. Sogar altbekannte Europaschimpfer, die vor nicht allzu langer Zeit keine Gelegenheit ausließen, um "raus aus der EU" zu brüllen, sind neuerdings ziemlich kleinlaut.

Und vielleicht gibt es in der momentanen Konstellation wirklich ein kurzes Zeitfenster, in dem eine letzte Chance besteht, dass sich die EU doch noch so weit zusammenrauft, um eine halbwegs funktionierende Gemeinschaft auf allen relevanten Ebenen zu bilden. Ein zentraler Punkt dabei wird sein, ob sie den Menschen glaubhaft vermitteln kann, dass sie willens und fähig ist, das spaltende Wohlstandsgefälle zwischen und innerhalb der Länder zu bekämpfen. Gelingt das nicht, werden die Populisten, die sich mitunter auch gerne mit Herrn Putin auf ein Packl hauen und/oder sich von ihm finanzieren lassen, das Projekt Europa endgültig sprengen. Und dann? Dann ist dessen Taktik aufgegangen und es werden nicht nur die Or báns und Kaczyńskis im Osten viel Spaß mit ihm haben und der Gemeinschaft bitterlich nachweinen.

Und falls Europa doch noch die Kurve kriegt, hat ihm wohl ausgerechnet Herr Trump ungewollt den entscheidenden Schubser verpasst.