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Räudiger Kojote aglio e olio

Ich hätte mir nie gedacht, einmal über Styling zu schreiben, aber heute muss es sein.

Fritz Messner

Mir war bis jetzt eigentlich völlig egal, was meine Geschlechtsgenossen mit ihrer noch mehr oder weniger vorhandenen Haarpracht anstellen. Ob da mit dem Kamm künstlerisch wertvolle Vogelnester kreiert wurden, gegen die das wasserstoffgebleichte Eichkätzchen, das sich Donald Trump einst aufs Haupt tackern ließ, wie ein müder Abklatsch wirkt, oder ob die letzten paar Federn, die hinter dem Glatzenkranzerl hervorsprießen, von einem Gummiringerl gebändigt als Post-Post-Hippie-Rossschwanzerl zwischen Hosenträgern bis zur Hüfte hingen, mir war es einerlei. Gut, die rechten Glatzen verursachten mir schon immer Übelkeit und so stößt es mir auch sauer auf, dass immer mehr Profifußballer in einer Art Leni-Riefenstahl-Gedächtnis-Look auflaufen - aber das passiert hoffentlich nur deshalb, weil sie, statt in der Geschichtsstunde zu sitzen, immer fest im Leistungszentrum trainieren mussten.

Was ich aber nicht derpacke, ist, wie sich immer mehr gestandene Männer die Frisuren ihrer Söhnchen im Volksschulalter applizieren (lassen), und das meist schon recht dünne Gewächs in Tonnen von Gel tunken und dann gen Polarstern toupieren, so dass sie ausschauen, als hätte jemand Spaghettini aglio e olio auf ihrem Plutzer angerichtet oder eine Portion explodierter Glasnudeln ebendort endgelagert. Auch die Färbeversuche von Männern im besten Alter sind meist grenzwertig und enden bestenfalls als Typ "recht virile Omama", meistens aber in der Abteilung "räudiger Kojote".

Liebe Altersgenossen! Man kann die Zeit nicht weggelen und nicht wegfärben, man kann sie nur nutzen und genießen oder mit peinlichem Styling verplempern - steht zu euren "50 Shades of Grey" - alles andere erzeugt bestenfalls Mitleid.