Spätestens seitdem Alexander Van der Bellen zu Beginn der French Open Norbert Hofer gewissermaßen im Tiebreak des fünften Satzes vom Hofburg-Court gefegt hat, liegt Österreich wieder mal im Tennisfieber. Hofer musste bitter erfahren, dass Tennis (wie die Politik) ein Rückschlag-Spiel ist. An dem Rückschlag vom Montag hat er noch einige Zeit zu kiefeln. Es lag übrigens nicht an seinem ersten Aufschlag. Der hatte funktioniert: Im ersten Wahlgang erreichte Hofer einen Fünf-Prozent-Aufschlag auf das blaue Wählerpotenzial von rund 30%. Der zweite Aufschlag war dann doch knapp im Out. Hofer hätte einen 20%-Wähler-Aufschlag auf die eh schon breite blaue 30%-Wähler-Grundlinie gebraucht.
Ein Out-Ball bleibt damit für die meisten Österreicher der freiheitliche Akademikerball - unter einem Präsidenten Norbert Hofer wäre dieser vielleicht plötzlich doch "in" gewesen.
Ganz Österreich blickt jetzt nach Paris, wobei unter derzeit etwas gereizten rechtsrechten Internetpostern gerade heftig diskutiert wird, ob der letzte große Erfolg eines Österreichers in Paris 1940 oder doch nur 1995 zu feiern war.
1995 war es Thomas Muster, heuer stapft Dominic Thiem für viele übereuphorisierte Ösis auf dem sicheren Zebrastreifen Richtung Paris-Finale. Aufgewühlt von Thiems Erfolgen setzt die Politik längst voll auf Tennis: Schon Faymann war ein geschickter Defensivspieler, der wie Thiem besonders zäh durchhielt, wenn er am Sand war - das war er zuletzt permanent. HC Strache entpuppte sich immer mehr als geduldiger Politschupfer, der nichts tat, außer den Ball im Spiel zu halten und auf unerzwungene Fehler der Koalition zu warten.
Doch nun beschwören der (ohne sich korrekt über Wahlen qualifiziert zu haben) mit einer Wildcard in die Regierung gerutschte Christian Kern und "Lucky Loser" Mitterlehner den neuen Koalitions-Thiem-Geist und setzen wechselseitig nur auf Lob. Die Beratung der Regierung wurde von Spin-Doktoren Richtung Top-Spin-Doktoren professionalisiert. Erster Effekt: Sollte Thiem Montag im Achtelfinale siegen, werden Kern und Mitterlehner Dienstag im Partnerlook in zebragestreiften Sakkos im Ministerrat auflaufen - und in ihren antrainierten Antworten über volle fünf Sätze gehen.

