31.5.2015 Business as usual! Wieder zwei Wahlen vergeigt. Diesmal war ich's gar nicht. Aber Häupl und Faymann haben mir schon im Februar gesagt, ich solle mich nach der Burgenland-Wahl aus der Parteizentrale schleichen. Ich hab zwar gehofft, dass sich Minister Zackig nochmal mit dem Dienstauto privat verlustiert, damit ich zumindest das Turnministerium wieder krieg. Aber leider - und so schneidig wie der werd ich eh nie sein. Der trägt sogar (situations)elastische Unterwäsche in Tarnfarbna.
1.6. Hundstorfer rät mir, ich solle mal einen Berufsberatungstest machen. - Aber um den zu vermeiden, bin ich vor 28 Jahren in die Politik.
2.6. Die Dorli Bures schlägt vor, falls es mir nur um Gehalt und großes Auto zum Pendeln geht, könnte ich zur Not ja 2016 als Bundespräsident kandidieren. Ich habe aber sofort durchschaut, dass das eine gemeine Falle ist, mich endgültig abzumontieren. Als Bundespräsident wäre ich Oberbefehlshaber des Bundesheers - und dass ich das nicht kann, habe ich schon bewiesen.
4.6. Selbst ist der Mann. Muss langsam schauen, wo ich unterkomme. Habe also im Radio gesagt, dass ich kein Problem mit Rot-Blau hätte. Parteiinterner Shitstorm bricht los. Rücktrittsforderungen en masse - die tun mir aber nicht mehr weh. Ich flieg hier ohnedies raus.
5.6. Bin gerettet. Niessl sagt, ich krieg politisches Asyl im Burgenland - als Asyllandesrat. D. h., ich kann das gestrige Angebot von Strache, FPÖ-Chef in Salzburg zu werden, absagen.
6.6. Krise: Faymann rief Niessl an und sagte, er selbst wolle Asyllandesrat werden, dafür würde er auch Rot-Blau in Kauf nehmen. Dabei war er immer dagegen - charakterloser Opportunist
7.6. Na bitte, Niessl sagt, ich krieg den Job, wenn ich wie 1991 bis 2003 zwei Mal die Woche sein Auto wasche. Gusi ruft an und sagt, ich hätte "das große Los" gezogen und er könne mir gegen geringe Provision einen Kasachen vermitteln, der Niessls Auto schwarz wäscht.
8.6. Habe Cap angerufen und ihm versprochen, weiter nicht zu verraten, dass er das halbe Jahr auf Schlössern in Frankreich urlaubt, wenn er mir sagt, wie ich argumentieren soll, da ich langsam in antifaschistischen Erklärungsnotstand gerate: Cap sagt, entscheidend sei das Wörtchen "durchaus": Er habe mal gesagt, sein Versorgungsjob im Renner-Institut sei "durchaus auch mit Arbeit verbunden", das habe alle Kritiker entwaffnet. Ich solle einfach sagen, ich wäre "durchaus ein Bollwerk gegen die FPÖ".
9.6. Ich sage das mit dem "Bollwerk" im ORF. Der Shitstorm explodiert, alle verspotten mich.
10.6. Die neue Achse zu den Thinktanks der FPÖ hilft da auch nicht: Hilmar "Hump-Dump" Kabas rät, ich solle behaupten, ich hätte mich nur als "Stollwerck gegen die FPÖ" bezeichnet.
12.6. Ich rufe Cap an und beklage, dass sein Rat nach hinten losging. Er meint, das sei kein Rat, sondern ein Witz gewesen - schließlich sei er "durchaus als Zyniker bekannt". Und sollte ich ihn nochmal beim Schlossurlaub stören, werde er mir, spätestens sobald ich burgenländischer LH sei, drei hundsgemeine Fragen stellen.
Geheimakt Norbert Darabos: Die Nobby-Tagebücher
Das Los eines Politikers, der nichts anderes gelernt hat, als ein ums andere Mal das große Los zu ziehen, ist ein schwieriges.

