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Krachend und andere Klischees

Helmut L. Müller

Eine "krachende" Niederlage habe Premierministerin Theresa May bei der Abstimmung im Parlament erlitten, heißt es. Ihre Brexit-Strategie sei damit "krachend" gescheitert, heißt es weiter, und zwar unisono in allen Medien, vom kleinen Blatt bis zum großen TV-Sender.

Nichts ist dagegen einzuwenden, dass Berichterstatter zu neuen, ungewöhnlichen, kräftigen Vokabeln greifen. Aber müssen denn gleich alle diese Vokabel nachplappern, als gäbe es keinen anderen Wortschatz mehr? Flugs mutiert das Wort, durch Vielfachnutzung verblasst, zum ärgerlichen Klischee.

Ähnliches ist schon absehbar durch die Überstrapazierung des Fremdwörtleins "aktuell" - überall dort, wo man auch derzeit, gegenwärtig, augenblicklich oder in diesem Moment sagen könnte. Nicht mehr sehen möchten wir längst den "Wahlkrimi", wenn es um eine spannende politische Abstimmung geht. Nicht mehr hören wollen wir vom "Superwahljahr", weil sich zufällig einige Abstimmungen häufen, wie sie in einer Demokratie üblich sind.