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Was Krähen über uns sagen

Martin Behr

Die Medien sind voll mit Berichten über die Intelligenz von Krähen. Die Vögel können planen, verfügen über eine enorme Merkfähigkeit und haben ein erstaunliches Lernverhalten: So nutzen sie etwa fahrende Autos als Nussknacker. Sie sind gescheit, aber unbeliebt. Blickt man auf Balkone, finden sich unterschiedlichste Formen der Krähenabwehr. Ein Nachbar hat aus einem Besenstiel, Draht und leeren Plastikflaschen ein Objekt gebaut, das auch als Kunstwerk durchgehen würde. Vis-à-vis wurde eine CD-Sammlung ausgemistet, jetzt hängen zahlreiche Silberscheiben, garniert mit zusammengeknüllten Aluminiumfolien, vom Balkongeländer. Ziemlich skurril. Auch Windräder, Klangspiele und aufgehängte Umrisse von Eulen sollen den Krähen Angst machen. Wahrscheinlich amüsiert sich das intelligente Federvieh schon über all diese Verscheuchmethoden. Versuch einer Interpretation des morgendlichen Geschreis: "Da lüftet einer wieder CDs!" "Ja, ja, ich fürchte mich zu Tode, ha-ha . . ."