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Zahnarzt lässt Lücke zurück

Der Zahnarzt mit dem zarten Händchen tritt in Ruhestand. Es ist das erste Mal, dass seinen Patienten die Tränen kommen.

Ronald Escher

Das Problem reicht tief an die Wurzel: Wie kann jemand in seinen besten Jahren die armen Patienten verlassen? Was wird der Mediziner denn jetzt tun ohne die vielen Füllungen, Extraktionen und Wurzelresektionen? Wird ihm da nicht schrecklich fad, wenn er - wie tatsächlich geschehen - am Samstag seine Ordination nicht mehr aufsperrt, wenn Not am Zahn ist?

"Na ja", sagt der Arzt, "jetzt werde ich zunächst Radlfahren und Paddeln". Und dann will er viel in der Sonne sitzen. In der prallen Sonne, besser gesagt, im afrikanischen Staat Burkina Faso, wo er seit längerem eine kleine Behandlungsstation als Hilfsprojekt aufgebaut hat. Er wolle seinem Leben einen Sinn geben, sagt der Zahnarzt i. R. Und im Schatten wird er auch behandeln: Nämlich jene in Salzburg, die kein Geld für den Zahnarzt haben, Bettler und Obdachlose. Jetzt ist er also wirklich Medizinmann. Das zarte Händchen sei anderen gegönnt. Für unsereins hinterlässt er eine große Lücke.