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Die Gehaltsschere gibt es auch im Skispringen

Frauen verdienen bei der nordischen WM in Seefeld deutlich weniger als Männer. Wegen der nicht vergleichbaren Erlöse aus der Vermarktung der Skispringer, argumentiert die FIS.

Michael Unverdorben

Am Dienstag haben wir an dieser Stelle darüber berichtet, dass die nordische WM weiblicher wird. Neue Bewerbe wie das Teamspringen der Damen und ab 2021 auch eine Damen-Konkurrenz in der nordischen Kombination haben Einzug ins WM-Programm gefunden. Dass man es beim Internationalen Skiverband FIS mit der Gleichberechtigung aber nur halbernst meint, zeigt ein Blick auf die Preisgeld-Tabelle dieser WM.

Insgesamt gibt es in Seefeld in den 22 Bewerben 880.600 Franken, das sind 775.600 Euro, zu gewinnen. Die Hälfte stellt die FIS zur Verfügung, die andere Hälfte muss das Organisationskomitee Seefeld zuschießen. Eine stolze Summe, die allerdings recht unterschiedlich verteilt wird, speziell im Skispringen. So erhält die Weltmeisterin im Damen-Einzel 8000 Franken, Großschanzenweltmeister Markus Eisenbichler hat mit seinem ersten Gold dagegen 28.750 Franken, also mehr als das Dreifache, verdient. Noch deutlicher fällt der Unterschied im Teambewerb aus: So müssen sich die siegreichen deutschen Frauen 5000 Franken teilen, Deutschlands Männerteam kassierte für den Weltmeistertitel 35.000 Franken - das Siebenfache!

Und jetzt wird es kurios: Am besten verdienen Skispringerinnen bezeichnenderweise dann, wenn sie zusammen mit den Männern springen. Das beste Mixed-Team erhält ebenfalls 35.000 Franken, jeder Athlet also 8750 Franken und damit mehr, als die Weltmeisterin im Einzel verdient. Keine Gehaltsschere gibt es übrigens im Langlauf. Da wird in puncto Preisgeld gleicher Lohn für vergleichbare Arbeit (Frauen haben etwas kürzere Strecken als Männer zu laufen) geboten. Ein WM-Titel ist für beide Geschlechter mit 16.000 Franken dotiert.

Die FIS sieht in den unterschiedlichen Preisgeldern übrigens keine Diskriminierung und argumentiert mit nicht vergleichbaren Vermarktungserlösen im Skispringen. Das ist durchaus schlüssig, zugleich aber auch eine vergebene Chance, ein Zeichen in der Woche vor dem Weltfrauentag zu setzen.

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