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Begleiten Sie uns auf eine Reise durch Zeit und Rahm

Vorspann.

Peter Gnaiger

Zuerst entschuldigen wir uns aufrichtig bei unseren Wiener Lesern. Ja. Wir haben im Titel der Teufelsküche "Rahm" geschrieben. Und ja: Wir wissen: Es heißt Obers. Das ist im Osten nichts neues. Aber - unsere geliebten Leser dort müssen jetzt sehr, sehr stark sein - der Obers ist auch nicht mehr das, was als er einmal war. Darauf hat uns der Koch unseres Vertrauens hingewiesen, obwohl auch wir das Kleingedruckte längst selbst lesen hätten können. Er hielt uns eine zerknüllte Packung Schlagobers einer Molkerei vor die Nase, die eigentlich nur regional industriell operiert.

Was ihn so aufgeregt hat? Die Zutatenliste natürlich. Wir wissen genau, was Sie jetzt denken? "Hä? Zutaten beim Obers?" Wir antworten gelassen mit der unverrückbaren Antwort:

Ja.

Tatsächlich muss es als verrückt bezeichnet werden, ein Naturprodukt wie Obers mit Zutaten zu "verfeinern". Die Zutat, die den Obers bei fast allen Betrieben europaweit zum Verkaufsschlager macht heißt:

Carrageen.

Es kann sein, dass dieser Zusatzstoff, der aus Rotalgen gewonnen wird und der Verdickung des Obers dient, auch als E407 aufscheint. Also allererste Sahne ist das nicht mehr. Ob es gesund ist, darüber wird seit Jahren ausdauernd gestritten. Also eher darüber, ob es vielleicht nicht doch eher verboten werden sollte. Schon wieder wissen wir ganz genau, was Sie denken. Sie denken gerade: "Aber wenn es doch zugelassen wurde, dann wir sich doch jemand Gedanken über die Auswirkung dieser Substanz gemacht haben, oder?" Jetzt antworten wir: Keine Ahnung.

Denn erstens ist der Verdacht der Art der Erkrankung kein unbedeutender: Fachleute diskutieren derzeit darüber, ob Carrageen nicht Krebs verursachen könne. Was uns zu einem weiteren Wortspiel einlädt: Schon so manchner Schlager ist in die Hose gegangen. Aber Ernst beiseite: Carrogeen ist ja eigentlich eh verboten. Aber nur bei Säuglingsnahrung. Es dürfte also durch etwas dran sein, an den Bedenken. Weshalb sich die Teufelsküche an dieser Stelle jetzt dringend bei Herstellern bedanken wollen, die genau aus diesem Grund auf die Zutat Carrageen verzichten. Das sind unter anderen: Alnatura und die Bio-Siegel von Bio Austria, Demeter, Bioland, Naturland...

Weshalb viele vegane Fleischersatzprodukte auch niemals eines dieser Gütesiegel erhalten würden, weil - richtig geraten - in diesen ist auch Carrageen enthalten. Im Prinzip ist es ganz leicht: Wer diesem Zusatzstoff ausweichen will, sollte einfach nur das Kleingedruckte auf der Packung lesen. Oder zum Bauern seine Vertrauens gehen. Aber die werden auch weniger, weil ihnen permanent Auflagen auferlegt werden, die - sagen wir einmal - nicht immer verständlich sind. Die haben übrigens selten Kleingedrucktes auf ihren Lebensmitteln.