Paul Plut ist ein musikalischer Jäger. Um neue Ideen und Songs zu finden, legt er sich geduldig auf die Lauer und schlägt zu, wenn es passt. Für sein neues Album aber wurde der Musiker in den letzten zwei Jahren zum Sammler: Was am Wegesrand ins Auge stach, wurde gepflückt und nach Hause getragen - und dann aussortiert oder weiterverarbeitet. Auf "Herbarium" (Abgesang), Paul Pluts drittem Soloalbum, versammelt sich ein Liederreigen bestehend aus eigenen Kompositionen und Coverversionen - im Dialekt, in Standarddeutsch, auf Englisch, in Zusammenarbeit mit anderen und solo. Während wir auf Pluts Solodebüt "Lieder vom Tanzen und Sterben" (2017) im Dialekt mit dem Tod gerungen und uns auf "Ramsau am Dachstein nach der Apokalypse" (2021) mit der obersteirischen Heimat des 35-jährigen Wahlwieners beschäftigt haben, begeben wir uns mit "Herbarium" nun auf einen dunkelbunten Streifzug.
Theatralik, Gewalt und Christine Nöstlinger
Mit dem Opener "Lucken in der Landschaft", inbrünstig vorgetragen in Mundart und mit Ziehharmonika, bewegen wir uns noch auf gewohntem Terrain, ehe sich mit dem ruhigen Hildegard-Knef-Lied "Wo einmal nichts war" ein wenig die dramaturgische Richtung ändert. Plut arbeitet auch immer wieder fürs Theater, was sich auf dem neuen Album widerspiegelt. Das Stück "Dein stolzes Herz", dargeboten von Schauspielerin und Sängerin Barca Baxant, basiert auf einem rumänischen Volkslied und wurde von Plut für ein Theaterstück adaptiert. Das Lied atme patriarchale Gewalt, schreibt der Künstler dazu auf seiner Homepage. Textlich geht es wie bei Paul Plut üblich ans Eingemachte. Besonders gelungen ist die Vertonung eines im wahrsten Sinn des Wortes bestürzenden und bittersüßen Gedichts von Christine Nöstlinger: "In Wien" ist die beschwingteste Nummer des Albums und erinnert am ehesten an Pluts Arbeit mit seiner Band Viech.