Im Kollektiv geht alles leichter. Das hat sich auch die Band Viech gedacht - und so greift auf ihrem neuen Album "Vollmond" (Abgesang) jedes Bandmitglied zum Mikrofon. Neben wechselnden Leadstimmen wird auch dem inbrünstigen Chorgesang gefrönt. Anführer und Mastermind Paul Plut hat seine Mitstreiterinnen übrigens in einer Vollmondnacht versammelt, um das neue Album einzuspielen. Einer, der das schon seit Jahren immer wieder so praktiziert, ist Rocklegende Neil Young. Und so wie der "Godfather of Grunge" schlägt auch Paul Plut gerne Haken: Während Plut solo im Dialekt musikalisch ganz tief schürft und sich mit seiner dritten Band Marta mit englischen Texten eher den rockigen Klängen verschrieben hat, tänzeln Viech wieder etwas leichtfüßiger und unter Verwendung der deutschen Hochsprache durch ihre Popwelt. Das österreichische Idiom bleibt dabei aber immer präsent.
Musikalisch geht es auf "Vollmond" also eher gediegen zu, die Songs sind fein gesponnen und bieten so manch überraschende Soundspielerei in Klang und Rhythmik. Ein paar Ausnahmen, bei denen Viech rockig davongaloppieren, finden sich aber auch auf dem bereits sechsten Album der Wiener Band mit steirischen Wurzeln.
Einfachheit als Lebensprinzip
Inhaltlich geht es wie bei Paul Plut üblich um das Hinterfragen von gesellschaftlichen Normen und Konsumzwängen aller Art. Alles, was am Menschsein nicht ganz perfekt ist, wird gefeiert. Und wo sich der Mensch zu wichtig nimmt, wird er der Lächerlichkeit preisgegeben. Einfachheit wird zum Lebensprinzip. Doch es wird nicht dick aufgetragen, sondern mit Witz und Augenzwinkern aus dem Alltag erzählt. Songtitel wie "Schiebt euch eure Wettbewerbsfähigkeit in den Arsch" oder "Von allen Tieren ist der Mensch das traurigste" sprechen eine klare Sprache, im Song "Rost" heißt es etwa: "Wir sind rostig, aber macht nichts, das Rot steht uns gut". Dabei wird wie erwähnt im Chor geschmettert und gesungen, was das Zeug hält. Dass nicht immer alles ganz zusammenpasst, macht nichts, denn Fehler sind bei Viech Teil des Konzepts. Vielmehr entfaltet sich dadurch eine charmante Nähe - die Band klingt spontan, verspielt und überaus lebendig.
Wer dieses das Leben feiernde musikalische Kollektiv auf der Bühne live erleben und sich von dessen Haltung ein wenig anstecken lassen will, hat am Donnerstag im Studio der Salzburger ArgeKultur (24. April, 20 Uhr) die Gelegenheit dazu.
Album: Viech, "Vollmond", Abgesang.