Paul Plut hat es schon wieder getan. Nachdem der Wiener Musiker mit obersteirischen Wurzeln heuer im Frühjahr sein drittes Soloalbum mit dem Titel "Herbarium" veröffentlicht hat, gibt es nun bereits einen neuen Release, diesmal aber mit seiner Blues-Punk-Band Marta. Während Paul Plut solo hauptsächlich auf Texte im Dialekt setzt und musikalisch und inhaltlich meist tief schürft - erst vor Kurzem war der Musiker bei einem intensiven Soloauftritt in der Salzburger Academy Bar zu erleben -, wird diesmal dem etwas schwungvolleren Genre entsprechend auf Englisch gesungen.
Kongeniales Zusammenspiel von Text und Musik
Im Entstehen der Songs handelt es sich bei Marta um ein Trio, live dargeboten werden die Stücke in bester White-Stripes-Manier als Duo von Paul Plut an den Gitarren und Schlagzeuger Günther Paulitsch. Die Texte aber stammen aus der Feder von Paul Pluts Partnerin Julia Hager. Was die beiden nun auf "Shipwrecks" (Abgesang), dem dritten Marta-Album, abliefern, ist nichts anderes als kongenial. Denn Paul Plut findet die perfekten musikalischen Stimmungen und Melodien für die oft bildhaften und bittersüßen Texte Julia Hagers.
Mit dem beschwingten Opener "Empty House" wird die Richtung für das Album vorgegeben: Verzerrte Gitarren jubilieren auf einem treibenden Schlagzeug-Beat. Nicht gleichförmig, sondern stets einer Dynamik folgend perlen unwiderstehliche Melodien in zum Teil charmanter Low-Fi-Ästhetik aus den Lautsprechern. Grunge-Pop könnte man vielleicht auch dazu sagen. Das Ganze gepaart mit Texten, bei deren Interpretation von Paul Plut gesanglich alle Register gezogen werden: Mal wird gegrölt, mal frohlockt, mal ganz leise intoniert.
"Oh honey bee, I wish you well"
Herrlich brachial und auch ein bisserl lustig geht es bei der Kapitalismuskritik "Raiffeisen Bank International" zu, ehe mit dem traurig-schönen "Requiem for a Bee" der Klimawandel gekonnt in den Fokus gerückt wird. "Beluga whale and polar bear, oh honey bee, I wish you well. Atlantic salmon, mountain goat, only time will tell", heißt es da. Und weiter: "Glaciers melting, ice floes breaking, we are fossils in the making." Das kleine, eher zurückhaltende Lied funktioniert genau deshalb so gut, weil es bei dem Thema eben nicht auf die große Pose setzt, sondern Aussterben und Verschwinden als etwas darstellt, das leise und fast beiläufig geschieht: "Climate feedback loop going round and round, one by one in the ground, in the ground."
Nach dieser bitteren Erkenntnis ist es Zeit, voller Inbrunst auf die Errungenschaften moderner Zivilisation zu verweisen: Bei "Superglue" (was denn sonst?) erweist sich Julia Hager ein weiteres Mal als Meisterin der lyrisch-assoziativen Aufzählung inklusive eines fetten Augenzwinkerns. Doch nicht nur die weite, verrückte Welt findet auf "Shipwrecks" ihren Widerhall, es gibt auch viel Raum für persönliche Geschichten und Betrachtungen - dabei wird Alltäglichem Bedeutung gegeben, stets mit liebevollem Blick für die tragisch-komischen Risse darin. Musikalisch wird dafür auch mal einen Gang zurückgeschaltet.
Marta-Konzert in Saalfelden - neues Viech-Album im Frühjahr
Wem die Spieldauer der zehn Songs auf dem Album von knapp 27 Minuten zu wenig ist, dem sei verraten, dass für Frühjahr 2025 bereits das nächste Album von Paul Plut in den Startlöchern steht: Dann wird sein drittes Bandprojekt, und zwar die Indie-Pop-Band Viech, ein neues Werk vorlegen. Und wer den kraftvollen, mitreißenden Rock 'n' Roll von Marta live erleben will, dem sei der Auftritt der Formation diesen Freitag im Nexus in Saalfelden (29. November, 18 Uhr) ans Herz gelegt.