1. Waschen mit Malventee
Jetzt beginnt wieder die Zeit, in der die Haut wenig Feuchtigkeit bekommt. Sie fühlt sich trocken und rau an. Die Hände können immer wieder eingecremt werden, aber was ist zum Beispiel mit dem Rücken?
In der Volksmedizin wurden Heilpflanzen mit Schleimstoffen als kühlend und befeuchtend bezeichnet - das sind sehr treffende Beschreibungen. Tatsächlich bilden Malve oder Eibisch ein Gel, weil sie gut aufquellen können. Diese Gele sind hitzeempfindlich, weshalb ein heißer Aufguss nicht die beste Zubereitung ist.
Wenn man die Malvenblüten in kaltem Wasser zwei bis drei Stunden stehen lässt, binden die Schleimstoffe viel Wasser. Der Tee fühlt sich dann ein wenig schleimig an. Dieser Kaltauszug von den Malven legt sich wie ein weiches, nasses Tuch an den Rachen und über die Magenschleimhaut und kühlt bei Entzündungen. Darunter kann sich die Schleimhaut schneller und besser erholen. Die Malve ist die Spitzenreiterin unter den einheimischen Heilkräutern beim Wasserbinden: Ein Gramm getrocknete Malvenblüten bindet 15 ml Wasser. Natürlich gibt es auch noch andere Pflanzen, die ähnliche Stärken haben. Vor allem der in Ostösterreich so beliebte Eibisch schafft 10 bis 12 ml, ähnlich viel wie die Lindenblüten. Auf diese entzündungshemmende Wirkung der Malve kann man sich also verlassen. Damit ist die wilde Malve auch berühmt geworden, besser bekannt ist diese als Käsepappel. Wenn sich die Haut nach Feuchtigkeit und Kühlung sehnt, dann kann man den lauwarm angewärmten Käsepappeltee mit einem Waschlappen auf die Haut bringen. Das ist für hitzige Reaktionen auf einer leichten Entzündung oder einer Irritation eine wahre Wohltat. Danach am besten nicht abtrocknen, sondern einfach trocknen lassen. Und vielleicht ein wenig ausruhen.
2. Mit Rauch reinigen

Seit der Zeit, in der Zigarettenrauch noch die Stuben belagert hat, verbinde ich Rauch mit Lüften. Immer gut lüften, um den Rauch wieder loszukriegen. Dann ist der Lutzbauer dahergekommen und hat angefangen, mit Rauch zu reinigen. Das war zu allererst schon etwas befremdlich.
Beim Rauchen kann es zuerst ganz schön trüb werden. Doch wenn solch eine Wolke dann durch das Fenster abhaut, nimmt sie gleich Bakterien und Viren mit.
Solange kein Schnee liegt, können wir noch einige Zutaten zum Räuchern sammeln. Bei herbstlichen Spaziergängen kommt man bei einem Wacholder vorbei, von dem sich die Nadeln und das Holz zum Räuchern eignen. Auch ein paar Nadeln von Fichten, Tannen oder Kiefern mit ihren duftenden ätherischen Ölen sollten in der Mischung nicht fehlen. Und die Triebspitzen der Eibe. Die standhafte Schafgarbe und die Königskerze blühen sogar hie und da noch und die Rossminze trotzt dem Herbst und hat teilweise noch kräftig grüne Blätter. Von der Königskerze nehme ich ebenfalls die eingetrockneten Blüten mit. Salbeiblätter habe ich noch im Garten, der ist ja standhaft bis in den tiefen Winter.
Alle Zutaten stelle ich auf den Ofen und lasse sie gut trocknen. Dann mische ich sie so, wie es meine Nase am liebsten mag. Meistens brauche ich noch etwas Angenehmes wie Lavendel, Rose oder Rosmarin. Vom Lavendel nehme ich auch gerne die übriggebliebenen Blätter, die noch viel Duft in sich tragen. Ein wenig Harz kommt dazu - entweder hartes Fichtenharz oder Weihrauch. Mit den flüchtigen Aromen dieser ganz natürlichen Pflanzen kann man tatsächlich reinigen, ohne Besen und Kehrschaufel, nur mit einer kleinen Flamme. Ein Stück Metallfliegengitter oder ein Metallsieb reicht aus, um die Räucherkräuter über das Teelicht zu legen.
3. Zeit für die wärmende Pechsalbe

Jetzt ist es Zeit, eine Pechsalbe selber zu machen! Die Kälte drängt uns zu wärmenden Einreibungen. Genau das ist die Pechsalbe: eine wärmende Wintersalbe.
Mit nur zwei Zutaten lässt sich schon eine Pechsalbe machen: Fichtenharz und Butterschmalz. Das ist das Einstiegsmodell. Bei den unzähligen Versuchen, diese Salbe zu verändern und zu verbessern, haben sich einige Varianten durchgesetzt und verbreitet. Und die Salbe wird auch in Zukunft immer wieder weiterentwickelt werden. Meist wird die Pechsalbe mit Olivenöl gemacht. Zugegeben, das Olivenöl hat einige Stärken. Es reagiert an der Luft kaum, weil es ein nicht trocknendes Öl ist. Zudem ist es äußerst gut hautverträglich. Wer im mehr als 250 Jahre alten Loferer Rezeptbüchl nachliest, wird überrascht sein, dass damals schon Olivenöl aus Italien zu uns gebracht wurde. Noch überraschter war ich allerdings, dass dort steht, dass Butterschmalz "fast noch besser" sei. Das ist natürlich eine selektive Wahrnehmung, denn ich mag Butter besonders gerne.
Zusätzlich zum Olivenöl braucht man ein wenig Bienenwachs, um das Harzöl in die Haut hineinzuschleusen. Wir verwenden nur eine kleine Menge an Harz und sammeln das sogenannte Faulpech, das der Nadelbaum ausscheidet, um seine Wunde zu schließen. Etwa 100 g Harz werden in einem Viertelliter Olivenöl erwärmt und aufgelöst. Dann das Harzöl abseihen und ungefähr 50 g Bienenwachs darin schmelzen, fertig! Die Salbe heilt nicht nur Wunden, sie wärmt auch kalte Füße und ihr Duft ist Balsam für die Lunge. Am besten ist es, die Salbe an der Arminnenseite zu testen, ob sie - trotz der großen Menge an enthaltenem Kolophonium - gut vertragen wird.
4. Kamillen-Fenchel-Einreibung hebt die Stimmung

Öl und Wasser mögen sich nicht so gerne. Manchmal gilt doch noch entweder - oder; obwohl wir heute eher versuchen, sowohl - als auch zu denken. Deshalb hat es Vorteile, Ölauszüge mit getrockneten Kräutern zu machen, so werden sie nicht so leicht schimmelig.
Besonders gut fettlöslich sind die duftenden und wirksamen ätherischen Öle. Zwei Heilpflanzen, die von den Apothekern als "Ätherische Öl-Drogen" bezeichnet werden, möchte ich heute betrachten. Zuerst die Kamille, deren Duft älteren Menschen noch in der Nase steckt, weil wir ihn, ich kenne das gut, mit jeglicher Krankheit verbinden. Es gab sie damals vor allem als Tee und als Kamillensackerl. Innerlich wirkte der Tee und äußerlich lag das Sackerl auf der Wange oder am Hals. Kamille ist im Zusammenhang mit Pollenallergien etwas in Verruf geraten. Zu Unrecht, wie ich meine - denn wer keine Beifußpollenallergie mit Kreuzreaktionen hat, dem tut sie gut. Sie hemmt Entzündungen und hebt dazu die Stimmung, was für das Gesundwerden immer gut ist.
Kamille und Fenchel verstärken sich in der Wirkung gegenseitig: Beide entkrampfen und heben die Stimmung. Zudem können die ätherischen Öle ohne Probleme durch die Haut in den Körper gelangen. Wenn wir also den Bauch mit einem Kamillen-Fenchel-Öl einreiben, so gelangt die Wirkung gut bis in den Verdauungstrakt. Dabei meine ich bei diesen Ölen nicht die isolierten ätherischen Öle, die leicht überdosiert werden, sondern einen Olivenölauszug von Kamillenblüten und Fenchelkörnern. Dazu je einen Esslöffel Kamillenblüten und Fenchel mörsern oder quetschen, mit einem Viertelliter Olivenöl übergießen und gut verschließen. Nach drei bis vier Wochen Ziehzeit ist viel von den duftenden und wirksamen Ölen aus den Kräutern in das Olivenöl übergegangen und bereit zum Einreiben. Ein Teelöffel Jojobaöl oder 2 bis 3 Gramm Bienenwachs verbessern das Einschleusen in die Haut nochmals.
5. Senf-Fußbad für eine gute Durchblutung
Der Senf weckt die müden Verdauungssäfte wieder auf. Als erstes fallen mir bei Senf Würstel ein, wo er unverzichtbar ist. Ohne Senf müssten wir uns die Würstel hinunter würgen und sie würden schwer im Magen liegen.
In Zeiten, in denen noch keine Massageöle aus asiatischen Rezeptbüchern und andere Extrakte bekannt waren, um die Durchblutung in Schwung zu bringen, hat man den Senf gerne auch äußerlich verwendet. Im Mund geben die scharfen Senföle intensive Signale an den Trigeminus Nerv, diesen empfindsamen Gesichtsnerv, weiter. Das spüren wir schnell und deshalb kommt es kaum vor, dass jemand zu viel scharfen Senf isst. Die Haut zeigt auch an, wenn es ihr langsam zu viel wird und sie wird rot. Das Rotwerden ist gut, es ist ein Zeichen, dass alles bis in die kleinsten Blutgefäße durchblutet wird. Und das Rotwerden der Haut ist auch das Zeichen dafür, dass es genug ist.
Wer in der kalten Zeit Sehnsucht nach warmen Füßen hat, kann das Senfmehl Fußbad ausprobieren. Dazu brauchen wir zwei Esslöffel gelbe Senfkörner, die wir zerstoßen, mörsern oder mahlen, damit die Scharfstoffe herauskommen. Dieses Senfmehl geben wir mit zwei Litern warmen Wasser - handwarm, aber nicht zu heiß - in eine kleine Wanne. Jetzt die Füße darin solange baden, solange es angenehm ist, höchsten aber eine Viertelstunde. Dabei gedanklich in die Füße versetzen und die Wärme von unten herauf spüren. Es gibt noch einen zweiten Effekt, der von oben nach unten wirkt: der mit Gedanken überladene Kopf wird befreit! Das Senfmehl Fußbad schafft einen harmonischen Ausgleich zwischen oben und unten, der fühlbar ist. Wer dieses einfache Hausmittel vergessen sollte, denkt bestimmt beim nächsten Paar Frankfurter wieder dran.
Info:
Karin Buchart ist Kräuter- und Heilpflanzenexpertin & Ernährungswissenschafterin
www.buchart.at

