Das neue Schuljahr ist bereits in vollem Gange - und selten war die Liste an Themen, die Salzburgs Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 18 Jahren bzw. das Lehrpersonal bewegen, so lang wie heute. Digitalisierung, der Mangel an Lehrkräften, psychische Belastungen und Fragen der Demokratiebildung prägen den Alltag an weiterführenden Schulen ebenso wie Schwerpunkte in den Bereichen Technik, Musik und Sport.
"In Salzburg gibt es ein sehr breites Angebot an Schulen"
Welche Herausforderungen gibt es im neuen Schuljahr für das Lehrpersonal bzw. für Schülerinnen und Schüler? Bildungsdirektor Rudolf Mair spricht über Digitalisierung, Handyverbot, Lehrermangel und vieles mehr.


"Mit den Verantwortlichen an den Schulen und den Schülerinnen und Schülern müssen wir in ein Bildungszeitalter aufbrechen, das moderne Herausforderungen berücksichtigt und erfolgreiche Strategien entwickelt, um diese Herausforderungen zu bewältigen", erklärt Salzburgs Bildungsdirektor Rudolf Mair.
Breites Angebot an Schulen in Salzburg
Wer in Salzburg eine weiterführende Schule besucht, kann aus einer Vielzahl an Schultypen wählen.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen allgemeinbildenden höheren Schulen und berufsbildenden Schulen. Zu den Erstgenannten gehören alle Langformen der AHS und Oberstufengymnasien, zu den Zweiteren zählen Tourismusschulen, HLW, HAK oder HTL. "In Salzburg gibt es ein sehr breites Angebot für Schülerinnen und Schüler. Wichtig ist, dass diese ausreichend über ihre Interessen und Begabungen Bescheid wissen, um den richtigen Bildungsweg einzuschlagen", führt Rudolf Mair aus und ergänzt: "Ob mit dem Talentecheck, bei den Karriereforen der SN oder unter Zuhilfenahme anderer Möglichkeiten: Salzburg ist beim Bildungsangebot bestens aufgestellt und kann stolz auf diverse Erfolgsgeschichten im Bildungsbereich sein."
Mair: "Eine IHS-Studie von 2022 zeigte, dass 82 Prozent der Teilnehmenden massive Schwierigkeiten bei der Orientierung nach der Matura hatten. Das heißt, dass nur 18Prozent darüber Bescheid wissen, was genau sie nach der Matura studieren oder beruflich machen wollen. Daher sind wir alle gemeinsam dazu aufgerufen, Fachkompetenzen zu vermitteln und die Berufsorientierung zu stärken."
Digitalisierung als Kulturtechnik
Fakt ist: Das digitale Lernen hält schon seit einigen Jahren Einzug in Salzburgs Schulen. "Laptops und Tablets gehören mittlerweile zum Standardinventar. Das beginnt bereits in der Unterstufe mit dem Unterrichtsgegenstand Digitale Grundbildung und setzt sich in der Oberstufe dementsprechend fort", betont Mair. Damit ist der Anspruch gewachsen, Schülerinnen und Schüler nicht nur technisch auf die digitale Welt vorzubereiten, sondern sie auch im kritischen Umgang damit zu schulen. "Ich spreche hier gern von digitalem Humanismus im Bildungsbereich", sagt der Bildungsdirektor.
Mair weist auf die Dringlichkeit hin, die digitalen Kompetenzen noch mehr zu stärken, besonders da sich KI dynamisch weiterentwickelt: "Es wird entscheidend sein, in den Schulen einen Platz zu schaffen, um den verantwortungsvollen, kreativen und kritischen Umgang mit KI einzuüben." Schülerinnen und Schüler werden so auch darauf vorbereitet, sich auf einem Arbeitsmarkt zu orientieren, der zunehmend digital geprägt ist.
"Die Anforderungen ändern sich in rasantem Tempo. Unsere Aufgabe ist es, dass Jugendliche fachlich und menschlich möglichst gut und breit aufgestellt sind." Was dem Bildungsdirektor besonders wichtig ist: "Kritisches Denken, Reflektieren, Hinterfragen - all das sind Punkte, die in unserer digital geprägten Zeit entscheidend sind."
Drei große Schwerpunkte an Salzburgs Schulen
Was sind denn die großen Unterrichtsschwerpunkte in Salzburgs weiterführenden Schulen? Rudolf Mair nennt mit dem MINT-Bereich, dem Musik-/Kunstbereich und dem Sportbereich drei umfangreiche Schwerpunkte.
Sensationell aufgestellt sieht Mair den (Schul-)Sportbereich im Bundesland. Dank Sportmittelschulen wie in Bad Hofgastein oder dem Salzburger Schulsportmodell (SSM), um nur zwei zu nennen, bringt Salzburg immer wieder Spitzensportlerinnen und -sportler hervor. Sehr oft wird die Basis dieser Erfolge bereits in der Schulzeit gelegt. "Man braucht sich nur den Medaillenspiegel bei Großereignissen wie Olympischen Winterspielen oder Weltmeisterschaften anschauen, da sind Salzburgs Sportlerinnen und Sportler oft vorne mit dabei", weiß Mair. Die gute Zusammenarbeit mit Vereinen der Sportdachverbände ASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION stärkt auch den Breitensport. "Wer nicht im Spitzensport tätig ist, soll sich einfach bewegen, um seine Gesundheit zu fördern. Da gehört auch eine ordentliche Nachmittagsbetreuung dazu, die in Salzburgs (Sport-)Schulen absolut gegeben ist", meint Rudolf Mair. Die Förderung der Gesundheit sei die Pflicht einer verantwortungsbewussten Gesellschaft, nicht umsonst spreche man von der "Volksgesundheit".
Auch vom Musik- und Kunstbereich in Salzburg schwärmt Rudolf Mair. Ob an den Musikmittelschulen, am Musischen Gymnasium oder dem Mozarteum, ob Produktionen bei den Salzburger Festspielen oder in den vielen Salzburger Kulturinstitutionen: Salzburg ist international bekannt für Musik und Kultur. Neben den musikalischen Highlights spielt die Schauspielerei eine nicht zu vergessende Rolle. "Zu nennen wäre beispielsweise das Musical von Borromäum und Ursulinen, das auf der Pernerinsel in Hallein aufgeführt wird. Das ist großartige Kunst im Schulbereich!"
Der dritte große Schwerpunkt ist der MINT-Bereich. Dieser laut Rudolf Mair jüngste Bereich wurde im Jahr 2018 aufgrund des Fachkräftemangels in den Naturwissenschaften und in der Technik ins Leben gerufen. "Mit großer Unterstützung der Salzburger Landespolitik und dank Partnern wie der Industriellenvereinigung oder der Wirtschaftskammer ist es uns gelungen, MINT-Mittelschulen zu etablieren. An diesen Schulen werden das Interesse und die Lust an der Technik gefördert", sagt Mair. Dies dient auch dazu, den Gender Gap zu verringern. "Wir müssen noch mehr junge Frauen in die HTL und ähnliche Schultypen bekommen. Ich bin überzeugt davon, dass wir dieser Zielgruppe die Angebote immer und immer wieder zeigen müssen. Und das nicht erst mit dem Talentecheck, sondern bereits in den Kindergärten. Auch die zertifizierten MINT-Regionen im nördlichen Flachgau oder im Pongau helfen uns dabei, den MINT-Bereich an Salzburgs Schulen zu stärken."
Der MINT-Bereich liegt Rudolf Mair besonders am Herzen, wie er selbst zugibt. "Es ist der Bereich, dem ich bereits am Anfang meiner ersten Amtszeit viel Aufmerksamkeit gewidmet habe. Ich lasse mich auch daran messen, dass wir bei MINT das Bestmögliche herausholen."
Demokratische Werte unbedingt verteidigen
Neben dem Lehrermangel - Mair sieht in bereits gesetzten Maßnahmen wie der Quereinsteigerausbildung positive Effekte - und dem Handyverbot - das in der Praxis gut funktioniert - will der Salzburger Bildungsdirektor vor allem demokratische Grundwerte verteidigen. "Alles, was mit Wissenschaftsfeindlichkeit zu tun hat, müssen wir bekämpfen. Zivilcourage, das Einstehen für gewisse Werte und Haltungen eines demokratischen Rechtsstaates: Ich halte das heute geradezu für essenziell. Eine sichere Zukunft ist geprägt vom humanistischen Grundgedanken. Es gibt Basisregeln des menschlichen Zusammenlebens, an die sich alle halten müssen", betont Mair.
Die Matura, Österreich setzt ja bereits seit einigen Jahren auf die Zentralmatura, beschreibt Rudolf Mair als ein Ritual am Ende der Schulzeit, das immer noch seine Berechtigung hat. Das Bestehen der Matura zeigt, dass man aus einer gewissen Menge an Lernstoffen das wirklich Wichtige herausfiltern kann. Das, so Rudolf Mair, ist auch eine gute Übung für den weiteren beruflichen Lebensweg. Viel hält Mair zudem vom Verfassen vorwissenschaftlicher Arbeiten. "Sie sind eine top Vorbereitung für ein Universitätsstudium!"