So könnte man Marina Dretniks Weg zur Gleisbautechnik in Form von Zug-Sprichwörtern beschreiben: Nachdem ein Zug abgefahren war, ist sie auf einen neuen Zug aufgesprungen und sitzt nun fast im selben Zug wie ihre Mutter. Aber der Reihe nach - Zug um Zug: Die 21-Jährige sitzt heute im orangefarbenen Schutzanzug auf einem Drehsessel in den Räumlichkeiten der ÖBB, gleich neben dem Bahnhof Gnigl. Mit den Zehenschutzkappen ihrer Sicherheitsschuhe tippt sie immer wieder auf den Boden, wodurch sie sich nach links und nach rechts dreht. Ein Hin und Her gab es in ihrem Leben öfter: Zuerst besuchte sie die Modeschule in Hallein, wechselte dann in den kreativen Zweig des Gymnasiums St. Ursula und begann eine Lehre als Zahnarztassistentin, wurde jedoch nicht übernommen. 2019 brachte sie ihre Mutter auf die Idee, doch eine Lehre bei den ÖBB zu machen. Diese arbeitet selbst als Lokführerin. "Ich dachte dann, ja, okay, damit sie mich in Ruhe lässt, gehe ich dorthin und sehe mir das an. Und dann …", Dretnik lacht kurz auf. "… hat es mir mehr getaugt, als ich gedacht hätte."
Was braucht man als Gleisbautechnikerin?
Eigentlich hatte sie immer gerne gezeichnet und sich später in einem kreativen Beruf gesehen, erzählt sie. Ein Berufsorientierungstest des Wifi zeigte aber als Ergebnis an, dass auch etwas Handwerkliches passen könnte. Ob der Gleisbau auch kreativ sei? "Die Gespräche mit den Arbeitskollegen sind vielleicht das Kreativste", scherzt sie. Dafür fordere sie der Job in ihrem Geschick. "Es ist ein guter Job. Man ist viel draußen unterwegs und betätigt sich auch körperlich." Für die Arbeit mit den Männern brauche man aber manchmal eine dicke Haut. Dabei störe sie aber eines am meisten: "Die Männer wollen mir ständig bei etwas helfen. Obwohl sie schon 20 Mal gesehen haben, dass man etwas allein tragen kann, wollen sie es einem abnehmen", sagt Dretnik. Ob man für den Job stark sein muss? "Ich bin der unsportlichste Mensch, den es gibt!" Dretnik grinst und gibt einen Tipp: "Richtig heben, also in die Knie gehen, ist wichtig. Ansonsten, denke ich, können das alle schaffen."
Mit einigen Aufgaben in ihrem Job als Gleisbautechnikerin hätte Dretnik nicht gerechnet
Büsche schneiden und Gras kürzen. "Wir haben da etwas, das heißt Lichtraumprofil", erklärt Dretnik und hält ihre Handflächen in großem Abstand zueinander. "Dieses ist etwas breiter als der Zug und zeigt an, wo im Umfeld der Gleise nichts stehen oder wachsen darf." Diese Arbeiten führt sie vor allem untertags in der warmen Zeit des Jahres durch - mit Gehörschutz und Motorsense. "Auf Dauer kann das Gras- und Büscheschneiden auch nerven, aber man hat seine Ruhe", sagt Dretnik, die der Arbeit etwas Meditatives abgewinnen kann.