Eine Studie der Universität Graz hat ergeben, dass über die freien Sommermonate nachweislich Lernverluste bei Schülerinnen und Schülern entstehen - Nachhilfe ist in dem Zusammenhang in vielen österreichischen Familien ein Thema, das sie das ganze Jahr über begleitet. "Jedoch eignet sich nicht jede Zeit gleich gut, um Kindern beim Lernen effektiv unter die Arme zu greifen", sagt Markus Kalina, Regionalleiter der Schülerhilfe Österreich: "Während die Sommerferien für viele Kinder eine längere Phase der Unterforderung darstellen, startet das Schuljahr oft erst nach den Herbstferien richtig - dort dafür jedoch mit Leistungsdruck und ‚Notenhammer'." Beide Extreme seien nicht optimal, um Lerninhalte zu verarbeiten. "Das kindliche beziehungsweise jugendliche Gehirn braucht eine Balance zwischen Überforderung und Unterforderung, um optimal lernen zu können", so der Lernexperte. Es gilt natürlich, dass jedes Kind ein individuelles Lernverhalten mitbringt. Zudem zeigen viele Studien, dass Herkunft und Bildungshintergrund der Eltern einen hohen Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit der Sprösslinge haben.
"Es eignet sich nicht jede Zeit"
Die Zeit nach Schulanfang und die Woche der Herbstferien seien nun grundsätzlich vermehrt nützlich, um Lernlücken zu schließen: "Wir sehen immer deutlicher, dass die Herbstferienkurse nicht nur in der Nachfrage steigen, sondern auch besonders effektiv sind", erläutert Kalina. Warum konkret gilt diese Zeit als "gute" Lern- und Nachholphase? "Einerseits ist das Gehirn noch gut erholt von den Sommerferien, andererseits ist es wieder in der Struktur des Schulalltags angekommen und der akute Prüfungsdruck ist meist noch nicht gegeben." Die Phasen von Unterforderung und Überforderung seien ausgeglichen.
Es stellt sich die Frage: Ist kontinuierliches Lernen besser oder doch das punktuelle Hinarbeiten auf eine Prüfung oder Note?
"Grundsätzlich ist von punktueller Nachhilfe vor Notenschluss eher abzuraten, da ein kurzfristiger ‚Rettungseinsatz' wenige(r) Ergebnisse bringt und zusätzlich Druck erzeugt. Besser ist hier, das ganze Jahr über zu unterstützen, damit Lerninhalte verdaut und verinnerlicht werden können", meint der Regionalleiter.
Nachhilfe ist sehr oft allerdings nicht ganz billig und definitiv auch eine Kostenfrage. Fest steht: Nicht jede Familie kann sich ganzjährige Lernunterstützung für ihre Kinder leisten. "Natürlich ist ein kontinuierlicher Lernprozess zu bevorzugen. Wenn dies aus Budgetgründen jedoch nicht möglich ist, sind die Herbstferienkurse sicher ein guter Zeitpunkt für Nachhilfe, weil hier optimale Rahmenbedingungen herrschen, um Lücken zu schließen", meint Kalina.
Wenn es um Lernunterstützung für die in vier Wochen anstehenden (Kurz-)Ferien geht, empfiehlt die Schülerhilfe, die aktuelle Zeit nach Schulstart zu nutzen, um sich einen Überblick über Verständnisschwierigkeiten zu verschaffen und diesbezüglich auch beim Lehrpersonal nachzufragen. Die eventuell geplanten Lerneinheiten sollten zudem überschaubar gestaltet werden und möglichst in kleinen Gruppen stattfinden. Das "Lernen über Beziehung" ist ebenfalls ein Punkt: Das heißt, die "Chemie" zwischen Nachhilfeperson und Kind sollte stimmen, damit Lerninhalte gut aufgenommen werden.