Bereits zum 15. Mal hat die Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung (PbEB) im Frühjahr gemeinsam mit MAKAM Research die Studie "Weiterbildung in Österreich" durchgeführt. Befragt wurden repräsentativ 400 Personalverantwortliche und Geschäftsleitungen in Betrieben mit mehr als 20 Mitarbeitern/-innen. Zentrales Ergebnis: Die Bedeutung von Weiterbildung bleibt in Österreichs Unternehmen auf einem hohen Niveau, und das auch zunehmend bedingt durch den eklatanten Fachkräftemangel.
Steigende Bedeutung der Weiterbildung
In mehr als der Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) wird Weiterbildung in den kommenden Jahren größere Bedeutung einnehmen als bisher, 46 Prozent sehen die Wertigkeit zumindest gleichbleibend. Mehr als jedes dritte Unternehmen (35 Prozent) hat im Budget für 2023 mehr Mittel für Weiterbildung berücksichtigt als im Jahr 2022. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren war es mit 17 Prozent der Unternehmen weniger als die Hälfte. Sechs von zehn planen, zumindest in der gleichen Größenordnung wie im Vorjahr in das eigene Personal zu investieren. Dabei werden durchschnittlich fünf Schulungs-/Weiterbildungstage pro Mitarbeiter/-in und Jahr investiert.
Nach Weiterbildungsmaßnahmen gegliedert sind die Top 3 Persönlichkeitsentwicklung (40 Prozent), Informatik & EDV-Anwendungen (38 Prozent) und Technik & Produktion (36 Prozent), auf den Plätzen vier bis sechs folgen Marketing und Verkauf, Management/Unternehmensführung und Gesundheit/Arbeitnehmer/-innenschutz.
Trends in der Weiterbildung: Fokus auf IT-Skills, Future Technologies und Resilienz
Als Weiterbildungsthemen, die in den nächsten Jahren am stärksten an Bedeutung gewinnen, gelten IT-Skills, Future Technologies/Green Jobs und Resilienz. Am häufigsten stagnierend bzw. in deren Bedeutung rückläufig werden Maßnahmen zum Thema Remote Leadership genannt. Weiterbildungen im Bereich der zertifizierten Kompetenzen werden im Vergleich zum Vorjahr wichtiger. Während rein digitale und hybride Lehr-/Lernformen, auf die insgesamt rund 40 Prozent der geplanten Weiterbildungsmaßnahmen entfallen, ihre Bedeutung auf Vorjahresniveau halten, werden reine Präsenztrainings (57 Prozent aller geplanten Maßnahmen) im Vergleich zum Vorjahr (53 Prozent) wichtiger.
Weiterbildung kann Fachkräftemangel kompensieren
Generell stimmen die Unternehmen stark den Aussagen zu, dass Weiterbildung auf die Zukunft vorbereitet, wettbewerbsfähig hält, den künftigen Unternehmenserfolg sichert, wichtig zur Mitarbeiter/-innenbindung ist und: den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zum Teil kompensieren kann.
Stichwort Mitarbeiter/-innen: Wie im Vorjahr sind auch 2023 zwei von drei Unternehmen vom Mangel an qualifizierten Mitarbeiter/-innen betroffen, jedes fünfte Unternehmen berichtet gar von einem sehr großen Mangel. 31 Prozent begegnen dem Mangel an qualifiziertem Personal mit verstärkten Investitionen in Weiterbildung, ein Viertel versucht den Mangel mit einer Intensivierung der Digitalisierungsmaßnahmen zu kompensieren. Ebenfalls ein Viertel berichtet, dass der Mangel ursächlich für die Ablehnung von Aufträgen ist, 15 Prozent beklagen den Verlust von Kunden/-innen, immerhin fünf Prozent sind mit einer Verkleinerung des Unternehmens aufgrund der Mitarbeiter/-innenknappheit konfrontiert.
Inserate in Online-Jobbörsen stellen für fast drei Viertel der Unternehmen eine wichtige Quelle bei der Besetzung offener Stellen dar. Zwei von drei Unternehmen setzen bei der Mitarbeiter/-innen-Rekrutierung auf Empfehlungen, 44 Prozent setzen auf klassische Stellenanzeigen in Printmedien. LinkedIn ist mit 36 Prozent Nutzungsanteil unter den heimischen Unternehmen die wichtigste Social-Media-Applikation zur Suche von Mitarbeitern/-innen, 19 Prozent nutzen zu diesen Zwecken Xing, 16 Prozent Facebook oder Instagram. Jedes vierte Unternehmen greift auf Dienste von Personalberatern und Headhuntern (eher größere Unternehmen) oder auf das AMS (vorrangig Gewerbe und Industrie) zurück.
Digitalisierung der Arbeitswelt: Fluch und Segen für Unternehmen
Die Digitalisierung der Arbeitswelt ist für die Unternehmen auch in anderen Bereichen Fluch und Segen zugleich: Einerseits wirkt auch sie gegen den Fachkräftemangel, andererseits sind 42 Prozent aller befragten Unternehmen von mindestens einer einhergehenden Herausforderung stark betroffen. Am häufigsten haben die Betriebe mit der Aufrechterhaltung der Unternehmenskultur trotz neuer Arbeitsformen und mit der Integration von im Homeoffice arbeitenden Mitarbeitern/-innen zu kämpfen.
Den rasanten Entwicklungen im digitalen Bereich künstliche Intelligenz (KI) steht mehr als jedes zweite Unternehmen dennoch positiv gegenüber, gut ein Viertel negativ. Rund ein Fünftel will oder kann sich noch nicht festlegen. Während jene, die positiv zu KI eingestellt sind, dies vor allem mit einer Verbesserung bestehender Arbeitsprozesse argumentieren, sehen Skeptiker/-innen ein mögliches Verlorengehen des menschlichen Aspekts. In der Weiterbildung haben zwei von zehn Unternehmen bereits mehr oder weniger konkrete Erwartungen zum Thema KI bei institutionalisierten Anbietern von Aus- und Weiterbildung. So sollen Weiterbildungsanbieter ihre diesbezüglichen Trainings auf KI-Wissensvermittlung fokussieren, die bedarfsorientiert auf das jeweilige Unternehmen, aber auch auf die individuellen Erfordernisse der einzelnen Mitarbeiter/-innen abgestimmt sein sollen. Wichtig erscheint den Betrieben, dass trotz der schnellen Entwicklung in diesem Segment der Mensch mit seinen vielfältigen Interaktionen nicht verloren geht.