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Fachkräfte weltweit gesucht

Ohne Ausländer geht nichts mehr - rund 25 Prozent der Beschäftigten kommen nicht aus Österreich. Headhunter und Firmen fahnden auch in der Mongolei, Nepal oder auf den Philippinen nach qualifizierten Arbeitskräften. Woran es noch hapert.

Mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland – das ist eine von mehreren Möglichkeiten, wie man die größer werdende Lücke am Arbeitsmarkt zumindest verkleinern kann.
Mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland – das ist eine von mehreren Möglichkeiten, wie man die größer werdende Lücke am Arbeitsmarkt zumindest verkleinern kann.

Telekommunikation kennt keine Grenzen. Manchmal kommen Internationalität und Vielfalt schon in der Herkunft der Beschäftigten zum Ausdruck. So kommen beim Linzer Seniorenhandybauer Emporia zwei Drittel der 110 Mitarbeiter nicht aus Österreich, sondern aus 24 anderen Nationen. Darunter auch Mitarbeiter aus unerwarteten Herkunftsländern. So habe man einer engagierten Mitarbeiterin aus der Mongolei in der Buchhaltung eine Ausbildung ermöglicht und finanziert, erzählt Emporia-Chefin Eveline Pupeter. Jetzt mache sie die Bilanzbuchhalterprüfung.

So zufrieden war die Mitarbeiterin mit ihrem neuen Arbeitgeber, dass sie Freundinnen in der Heimat davon erzählte. Kurz darauf traten zwei weitere Damen aus dem Land zwischen China und Russland die 6425 Kilometer lange Reise von Ulan-Bator nach Linz an. Sie haben ein Praktikum bei Emporia absolviert und machen jetzt die Buchhalterprüfung. "Die beste Arbeitsvermittlung sind zufriedene Mitarbeiter", sagt Pupeter. Damit könnten sich Unternehmen Anwerbeprämien ab 5000 Euro aufwärts ersparen.

Internationalisierung der Arbeit in Österreich

Ein Beispiel, das zeigt, dass die Arbeit in Österreich immer internationaler wird. Der Personaldienstleister Trenkwalder rekrutiert seit Kurzem Arbeitskräfte aus den Philippinen und aus Nepal, insgesamt 300 sind es mittlerweile. Hohes Potenzial sieht Trenkwalder-Manager Mark Pollok im EU-Beitrittskandidaten Kosovo. Die Anzahl ausländischer Arbeitskräfte hat im Sommer die Schwelle von einer Million überschritten. Damit ist jeder vierte der vier Millionen Beschäftigten in Österreich ein Ausländer, zeigen aktuelle Zahlen des Dachverbands der Sozialversicherungsträger.

Österreichs Arbeitsmarkt: Die Top-Herkunftsländer

Die wichtigsten Herkunftsländer sind Deutschland, Ungarn und Rumänien, gefolgt von den Nicht-EU-Ländern Türkei und Bosnien-Herzegowina. Dahinter folgen Polen, Kroatien und die Slowakei. Allein auf die ersten drei entfällt jeder dritte ausländische Arbeitnehmer in Österreich. Mehr als zwei Drittel gehören den Top Ten an. Besonders hoch ist die Ausländerquote traditionell im Tourismus. In Hotellerie und Gastronomie ist bereits mehr als jede zweite Arbeitskraft aus einem anderen Land. Für den personalintensiven Tourismussektor hat Hotelbetreiberin Petra Nocker-Schwarzenbacher aus St. Johann im Pongau eine Kooperation mit einer Tourismusschule in Nepal begonnen. Zusammen mit der Tourismusschule Kleßheim und der FH Puch sollen jährlich 20 Praktikanten aus Kathmandu nach Österreich kommen, hier ihre Lehre abschließen und als Praktikanten arbeiten. Das wäre für die jungen Leute "die Chance ihres Lebens", meint Nocker-Schwarzenbacher. Auch für Österreich wären die Praktikanten ein Gewinn, denn "die schicken die Besten der Besten".

Bürokratische Hürden und kulturelle Herausforderungen

Bisher aber kämpft sie gegen bürokratische Hürden. Ein Problem ist der Aufenthaltstitel über das Saisonkontingent. Und auch "bei der Willkommenskultur in Österreich hapert es noch", meint die frühere Obfrau der Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer (WKO). "Die Deutschen sind hier auf einem guten Weg, in Japan reißt man sich um solche Leute." Der Arbeitsmarkt sei gerade massiv im Wandel, sagt Helmut Mahringer vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo. "Die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre gehen in Pension, schwächer entwickelte Jahrgänge kommen nach. Damit haben wir einen Schwerpunkt des Angebots im Bereich der älteren Arbeitskräfte - beides ist für Unternehmen eine neue Situation."

"Willkommenskultur ginge noch besser."
Petra Nocker
Hotelbetreiberin

Balance zwischen ausländischen Fachkräften und Inlandsressourcen

Mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland - das ist eine von mehreren Möglichkeiten, wie man die größer werdende Lücke am Arbeitsmarkt zumindest verkleinern kann. Man könnte auch Reserven im Inland anzapfen, etwa arbeitslose Menschen, Frauen mit Betreuungspflichten oder ältere Menschen. All diese Ansätze haben aber den Preis, "dass man dafür Integrationsaufgaben lösen muss", sagt der Experte. Was bei Arbeitslosen notwendige Schulungsmaßnahmen sein können, sind bei Arbeitsmigranten Spracherwerb, Wohnungen und Familienzusammenzug. Hier steht die Politik mitunter vor der Herausforderung, aus welcher Personalreserve man die benötigten Arbeitskräfte rekrutieren soll.

Infineon Austria: Internationale Fachkräfte

Vergleichsweise wenige Sorgen mit der Suche hoch qualifizierter Fachkräfte hat der Halbleiterhersteller Infineon Austria in Villach. Als "Leitbetrieb in einer Zukunftsbranche" ziehe man qualifizierte Personen aus aller Welt an, heißt es. Ein Drittel der Belegschaft kommt aus 79 unterschiedlichen Herkunftsländern, darunter 150 Inder und 70 Philippiner. Mitarbeiter können eine internationale Kindertagesstätte mit Schwerpunkt Technik und Naturwissenschaften in Anspruch nehmen. Und es gibt eine enge Zusammenarbeit mit einer Plattform, die sich für die Integration ausländischer Beschäftigter und deren Angehöriger einsetzt.