Ein prüfender Blick durch die Sonnenbrille und der Mann "mit der Lizenz zum Rühren" streut rasch noch Salz in den Topf. Der Blonde "mit der Lizenz zum Rühren" trägt die große Pfeffermühle auf der Schulter wie einen Raketenwerfer. Die kurzen Videos, mit denen das Kärntner Hotel Hochschober in sozialen Medien oder auch Kärntner Kinos um Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wirbt, zeigen Köche oder Kellnerinnen anders als in üblichen Jobanzeigen. Das sei das Ziel der im vorigen Jahr gelaunchten Kampagne "Agenten mit Talenten", sagt Karin Leeb, die mit ihrem Mann Martin Klein das Hotel in dritter Generation führt. "Agenten finden Lösungen in brenzligen Situationen, sie sind gut gestylt, vielsprachig und gut ausgebildet. Alles Dinge, die wir für uns auch beanspruchen", sagt die Hotelchefin.
Das Hotel auf der Turracher Höhe, an der Grenze zwischen der Steiermark und Kärnten, mit 116 Zimmern, Seezugang und einem riesigen Wellnessbereich, ist der größte Arbeitgeber in der Region. Und es wurde voriges Jahr in Branchenrankings, darunter einer Onlineumfrage des "Falstaff" unter 2150 Hotels dieser Größe in Österreich, Deutschland und der Schweiz, zum besten Arbeitgeber gekürt.
Verschiedene Kanäle für verschiedene Zielgruppen
"Wir waren noch nicht in der Verlegenheit, die Leistungen reduzieren zu müssen", sagt Karin Leeb. Aber sie müsse heute über "Human Resources" anders nachdenken. Mittlerweile wird bei den Leebs für das Recruiting neuer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein ähnlicher Aufwand betrieben wie bisher beim Gästemarketing. Auf verschiedenen Kanälen wird zielgerichtet auf verschiedene Gruppen eingegangen: Millennials und Babyboomer werden beispielsweise über Facebook angesprochen, die Jungen der Generation Z dagegen per TikTok, erzählt die Hotelchefin. Dazwischen gebe es junge Alte und alte Junge. "Wir denken in Personen und in welchen Lebensphasen sie sind. Das ist eine neue Dimension."
Österreicher kommen dennoch nicht in Scharen in den Vorzeigebetrieb. Mehr als 50 Prozent des 124-köpfigen Teams - darunter 20 Lehrlinge und drei Saisonniers - kommen aus 18 Nationen außerhalb Österreichs. "Als wir vor 20 Jahren übernommen haben, gab es einen chinesischen Therapeuten, einen polnischen Abwäscher, ein bosnisches Zimmermädchen und einen bosnischen Hausmeister und meinen deutschen Mann", erzählt Leeb. Das Durchschnittsalter beträgt knapp 37 Jahre, die Betriebszugehörigkeit liegt durchschnittlich bei vier und reicht bis zu 35 Jahren. Viele der Angestellten kommen mittlerweile aus Rumänien. Ein früherer Küchengehilfe habe den Aufstieg zum Partiechef geschafft und habe - ähnlich wie zufriedene Gäste - von den guten Bedingungen im Hotel Hochschober erzählt. Die Chefin wiederum berichtet von der "Leistungsbereitschaft und dem Karrierewillen" der Mitarbeitenden.
Mitarbeiterwohnungen und kostenloses W-LAN
Auch aus Italien kommen etliche im Team. Hier habe der italienerfahrene Küchenchef geholfen, potenziellen Bewerbern die Attraktivität der Arbeit in Österreich klarzumachen. "Wir rechnen ihnen vor, was ihnen Kost und Logis, Sozialversicherung bringen", sagt Leeb. Auch freie Tage oder Gratis-WLAN seien in Italien nicht üblich. In der Coronakrise wurden 40 neue Mitarbeiterwohnungen gebaut und die bestehenden komplett renoviert.
Auch das ist ein Mosaikstein, um rund 130 Leute in die schöne, aber ziemlich abgeschiedene Gegend zu locken. Es habe vor einiger Zeit den Wunsch gegeben, nur vier statt fünf Tage zu arbeiten. "Wir haben das ausprobiert", erinnert sich die 53-Jährige, aber nach kurzer Zeit habe sich herausgestellt, dass solche Modelle auf dem Land nicht funktionieren. 95 Prozent ihres Teams arbeiten Vollzeit - also 40 oder 45 Stunden in drei Schichten, nur einige Frauen aus der unmittelbaren Umgebung helfen in Teilzeit aus. Überstunden werden erfasst und abgegolten. Außerdem bietet das Hotel die Benützung der Hotelanlagen. Das habe schon ihr Vater eingeführt, sagt Leeb - was vor 20 Jahren noch vollkommen unüblich war, heute aber quasi Standard sei. "Meine Eltern haben das aus Überzeugung gemacht und mein Mann und ich tun es auch."
Veränderte Ansprüche
Wie sehr sich Ansprüche an die Arbeitgeber verändert hätten, zeige sich an vielen Dingen. Die "Generation Insta(gram)" wisse, dass sie andere Möglichkeiten habe, daher sei das Interesse, Konflikte zu lösen, geringer. "Das müssen wir machen." Seit 2022 werden beispielsweise - in Kooperation mit dem Psychosozialen Dienst - regelmäßig Profis als Vertrauensperson ins Haus geholt, die sich um eventuelle Streitigkeiten kümmern.
Das Hotel agiere als eine Art "Servicestelle für die Beschäftigten", sei es bei der Organisation der notwendigen Papiere, beim Onboarding, indem den Neuankömmlingen im Detail gezeigt werde, was sie erwartet, oder bei Schulungen und Weiterbildungen. Auch Mitarbeiterwünsche werden erfüllt. So sperrt das Hotel - anders als früher - seit 2022 nicht nur während der Schneeschmelze zu, sondern auch zwei Wochen im Herbst zwischen den Saisonen. Leeb: "Das hat etwas verbessert."