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Orientierungshilfe und Karrierewegweiser: Bildungsberatung Salzburg unterstützt Weiterbildungsinteressierte

Kein Schulabschluss, unzufrieden im Job, das falsche Studium absolviert? Die Bildungsberatung Salzburg kann in schwierigen Lebenslagen Orientierung geben.

„Bildung ist der Schlüssel zum Glück.“
„Bildung ist der Schlüssel zum Glück.“

Dass die Berufswelt heutzutage immer weiter auseinanderklafft, steht für Christine Bauer-Grechenig, Leiterin der Bildungsberatung Salzburg, fest. Wie man dennoch den Türöffner zum Glück finden kann.

"Der Druck auf junge Menschen ist enorm gestiegen."
Christine Bauer-Grechenig
Bildungsberatung Salzburg

Frau Bauer-Grechenig, was genau tut die Bildungsberatung Salzburg? Christine Bauer-Grechenig: Wir beraten Menschen und unterstützen sie bei der Aus- und Weiterbildung - also wenn es um Höherqualifizierung geht, um das Nachholen von Abschlüssen wie zum Beispiel der Matura. Oder jemand möchte den Beruf wechseln oder neu einsteigen. Und eine dritte wesentliche Frage ist: Wie kann ich das alles finanzieren?

Welche Klientel kommt zu Ihnen? Es darf jeder Bildungsinteressierte kommen. Wir sind offen für alle. Der Schwerpunkt in der Bildungsberatung für Erwachsene liegt aber eindeutig bei Menschen, die in irgendeiner Form benachteiligt sind. Sei es, dass sie niedrig qualifiziert sind, älter sind, dass sie längere Zeit vom Arbeitsmarkt entfernt waren oder gar nicht im Erwerb und nicht in Ausbildung sind. Viele haben Migrationshintergrund und waren nie im österreichischen Bildungssystem.

Wie kommt man zu Ihnen - reicht da ein Anruf, muss man vermittelt werden? Ja, ein Anruf genügt. Man kann auch online einen Termin vereinbaren oder einfach vorbeikommen. Oft werden wir von Familienmitgliedern und Freunden empfohlen. Die Bildungsberatung gibt es seit mittlerweile 35 Jahren. Wir sind sehr gut vernetzt mit anderen Institutionen und sind auch Partner im Projekt Bildungsberatung Salzburg.

Was hat sich in der Bildung in den letzten 20 Jahren verändert? Der Druck auf die jungen Menschen ist enorm gestiegen, etwas erreichen zu müssen. Jeder soll die beste Schule machen, den höchsten Beruf erreichen. Es geht alles schneller und man muss breitere Kompetenzen mitbringen, um bestimmte Berufe machen zu können. Die Berufsanforderungen sind gestiegen - allein durch die Digitalisierung. Wenn man heute in eine Produktionshalle hineingeht, gibt es praktisch keine Hilfskräfte mehr. Die Berufswelt klafft immer weiter auseinander zwischen denen, die ihren Weg gehen, und jenen, die hinten bleiben. Das Angebot an Möglichkeiten und Wegen ist viel größer geworden.

Als wir begonnen haben, konnten wir die Fachhochschulen einzeln anrufen und fragen, wie die Aufnahmesituationen sind. Jetzt gibt es allein 6500 verschiedene Berufsbezeichnungen in Österreich, mehr als 200 Lehrberufe, ein paar Tausend Studiengänge an Universitäten und Fachhochschulen. Auch in der Erwachsenenbildung hat sich extrem viel getan, die Zahl der Lehrgänge, Weiterbildungen und Schulen ist stark gestiegen.

Das kann Menschen, insbesondere jungen Menschen, auch Angst machen. Wie kann man sich in diesem Supermarkt dennoch zurechtfinden? Die Berufs- und Studienorientierung gehört mittlerweile selbst zu den Stolpersteinen. Ich gebe Ihnen recht, das Angebot ist unüberschaubar geworden. Wir setzen in der Beratung bei den Interessen an, bei den Stärken und Kompetenzen und bei der Berufserfahrung, die jemand mitbringt. Wir schauen, welche Hobbys jemand hat, was Freude macht im Privaten, in der Schule, im Freundeskreis.

Ganz wichtig sind die Wertvorstellungen. Wie sind die persönlichen Ziele, wo will man in zehn oder fünfzehn Jahren stehen? Vielleicht hat jemand Freude daran, anderen Menschen zu helfen, ist sehr verlässlich, engagiert, organisiert, verantwortungsvoll. Das erfasst man und versucht herauszuarbeiten: Welcher Beruf könnte dazu passen, welche Ausbildungen braucht es dafür?

Können Sie das konkret beschreiben? Ich kann ein Beispiel bringen: Eine junge Frau ist zu uns gekommen, sie hat ein Studium abgeschlossen und auch schon zu arbeiten begonnen. Dann sind ihr jedoch Zweifel gekommen, ob das die richtige Branche für sie ist. Wenn Menschen unentschlossen sind oder schon viel ausprobiert haben und zweifeln, versucht man durch einen emotionalen Zugang Klarheit zu finden. Dazu haben wir verschiedene Techniken, die im Wesentlichen den Menschen als Ganzes sehen.

Was können Sie über die Menschen erzählen, die sehr wenig Ausbildung mitbringen, die Brüche in ihrer Schul- und Berufskarriere haben? Von den etwas über 4000 Beratungskontakten im Jahr haben rund 440 Personen nur den Pflichtschulabschluss oder die Schule nicht abgeschlossen und keine berufliche Qualifizierung. Damit die Fuß fassen können, empfehlen wir, den Schulabschluss nachzuholen; das bieten einige Institutionen an. Oder es geht in Richtung Lehre. Das Ziel ist immer, sich über den Pflichtschulabschluss hinaus zu qualifizieren. Viele arbeiten auch ein paar Jahre als Hilfskraft. Die wollen dann oftmals einen Abschluss nachholen. Auch da zeigen wir Wege auf.

Während Corona haben Tausende Menschen bestimmte Branchen und Berufe verlassen - in der Gastronomie, der Hotellerie oder im Handel. Was bieten Sie für diese Gruppe an? Viele haben auch das Gesundheitswesen verlassen, viele wollen da aber auch neu hinein. Für Personen, die den Beruf wechseln möchten oder müssen, haben wir einen eigenen Workshop. Da geht es um die Fragen: Was bringe ich mit? Was sind meine Fähigkeiten? In welche Richtung könnte es gehen, was hat Sinn? Wenn ich schon nach 20 Jahren den Job wechsle, soll das passen. Eine existenzielle Neuausrichtung braucht in der Regel auch eine Finanzierung, auch da gibt es Hilfen und Förderungen.

Haben Sie mehr Frauen oder Männer in der Beratung? Zwei Drittel sind Frauen. Sie haben meistens mehr Umbrüche in ihrer Biografie, durch familiäre Umstände, durchs Kinderbekommen. Sie durchlaufen mehr Veränderungen, nach denen sie sich neu orientieren müssen.

Haben es migrantische Frauen und Jugendliche schwerer, den Weg der Bildung zu gehen? Die, die bei uns sind, sind aus freien Stücken da. Da steht die Familie dahinter. Das sind Familien, die wollen ihre Kinder unterstützen. Wir erklären dann auch oftmals das österreichische System, damit die Eltern diese Entscheidungen nachvollziehen und mittragen können.

Was bedeutet Bildung in einem Wohlstandsland wie Österreich heute? Bildung ist der Schlüssel zur Teilhabe an der Gesellschaft. Es geht um die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen, seine Ziele zu verfolgen, einen guten Beruf zu haben. Sie ist auch ein Teil, um gesund zu bleiben, speziell auch in der nachberuflichen Phase. Je höher die Bildung, umso höher die persönliche Zufriedenheit. Bildung ist eigentlich ein Schlüssel zum Glück.