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Schönheitsbonus im Job: Das sagt Best-Ager-Model Gabriele Koch dazu

Schöne Menschen haben es leichter in der Arbeitswelt. Wie ein Best-Ager-Model das sieht und wann man auf Konventionen pfeifen sollte.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, sagt Gabriele Koch. Ihr Lebensweg hat sie vor allem eines gelehrt: In manchen Konventionen ist man gefangen, aus anderen kann man sich befreien.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters, sagt Gabriele Koch. Ihr Lebensweg hat sie vor allem eines gelehrt: In manchen Konventionen ist man gefangen, aus anderen kann man sich befreien.

Schön zu sein, zahlt sich auf dem Arbeitsmarkt aus. Laut dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn erhöht gutes Aussehen die Jobchancen, was wiederum bei Frauen zu einem um 20 Prozent höheren Einkommen führen kann, bei Männern sind es rund 14 Prozent. Vor allem vom Arbeitgeber und den Kunden wird Schönheit "belohnt". Attraktive Menschen treten meist selbstbewusster auf und bewerben sich häufiger für besser bezahlte Jobs. Der "Schönheits-Bonus" ist in Deutschland besonders groß. Gut aussehende Menschen werden laut IZA als vertrauenswürdiger, kompetenter und produktiver eingestuft, ein Vorteil bei Berufen mit Kundenkontakt. Auch bei Lehrern zeigt sich eine Neigung, hübsche Schüler bevorzugt zu behandeln.

"Ich mute meiner Familie Fremdscham zu"

Gabriele Koch ist Unternehmerin und Best-Ager-Model, erfreut sich mit 65 Jahren makelloser Haut, schöner Haare und guter Gesundheit. Sie liebt es, ihre bunten Seiten auszuleben. Ihrer Familie eröffnete sie kürzlich, sollte sie einmal auf einen Rollstuhl angewiesen sein, sei der mit Windrädern und sie selbst mit Blumen zu schmücken. Fremdschämen sei ein Thema, das sie durchaus Menschen in ihrer Nähe zumute, sagt sie und schmunzelt. Über die Frage, was Schönheit im Alter für sie bedeutet, sagt sie: "Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Ich glaube, es ist von Vorteil, charismatisch, authentisch und lebensfroh zu sein."

Mit den Jahren sind für Gabriele Koch andere Aspekte wichtiger geworden: Ehrlichkeit zu sich selbst, freundlich zu sein, Menschen offen anzublicken, Impulsen nachzugeben und nicht vorschnell zu urteilen. "Wie sagt man so schön? Kleineres Ego, größere Lebensfreude!", sagt sie. Zu den Annehmlichkeiten des Älterwerdens zählt für sie, durchaus auch nonkonform sein zu dürfen, was mitunter für den Ehemann herausfordernd ist, wenn sie etwa zu Ostern mit Hasenohren im Café sitzt. "Ich bin überzeugt, dass viele Menschen Lust hätten, ein bisschen mehr aus sich rauszugehen, ein bisschen netter, offener zu sein und weniger in Mustern und Denkweisen zu verharren", sagt Gabriele Koch, die den Konventionen und den von außen vorgegebenen Normen stets kritisch gegenübergestanden ist.

Lernen für die Abgeschiedenheit

Sich dem, was "die anderen" sagen und denken, zu entziehen, ist schwer möglich. "Menschen wollen dazugehören und dazu tun sie vieles, auch wenn manches überholt ist", sagt die Unternehmerin. Ihren eigenen Weg zu finden, sei durchaus ein langer Prozess gewesen. Aufgewachsen in einem Dorf mit relativ starrer Gemeinschaft in der Weststeiermark, in der jeder die unausgesprochenen Regeln kannte und befolgte, lebte und arbeitete sie bis in ihre Dreißiger als Bäuerin und Gastwirtin. "Eine Zeit lang hat mich sicher eine gewisse Widerständigkeit angetrieben, irgendwann habe ich aber gemerkt, dass es nur dieses Leben nicht sein kann. In einem starren sozialen Umfeld gehst du oft einen Schritt nach vor und zwei zurück."

Mit Anfang 40 begann sie ein Studium, das sie erfolgreich abschloss, vor allem aber verhalf ihr eine "schonungslose Grundehrlichkeit" zu sich selbst, ihr Leben reflektieren zu können und einen neuen Weg einzuschlagen. "Gerade wir Frauen sind ja Meisterinnen darin, Dinge zu beschönigen, herunterzuspielen, manchmal auch auszuhalten. Natürlich auch, weil wir oft eben funktionieren müssen. Das Alter nimmt hier viel Druck heraus, das sehe ich schon als Luxus." Genauso die Tatsache, dass man nicht bei allem mitmachen oder dabei sein müsse.
Auch in Bezug auf Schönheit, Make-up und Selbstoptimierung fährt Koch, wie sie sagt, einen "Minimalkurs". "Je mehr ich mich in meinem Leben von Normvorstellungen von Schönheit verabschiedet habe, desto mehr wurde ich zu der Frau, die ich immer sein wollte. So gesehen bin ich zu meinem eigenen Vorbild geworden", sagt sie und schmunzelt. Ob sie je ein Vorbild hatte? "Durchaus, Marlene Lauda hat mich mit ihrer unaufgeregten Schönheit stets beeindruckt." Selbst steht sie Schönheitsoperationen kritisch gegenüber, "ich frage mich bei vielen Eingriffen: Wofür denn das Ganze? Natürlich wünscht man sich da und dort Optimierungen. Aber wir Frauen machen uns definitiv zu viel Stress deswegen. Da sind wir oft sehr ungnädig zu uns."

Die Spuren des Alters zeigen können

Zufrieden mit sich selbst zu sein, das ist ein hoher Anspruch, gerade für Frauen. Ob sie es ist? "Doch, wenn mich auch Schönheitsideale, wie man sein muss, nie besonders interessiert haben, auch nicht bei Männern. Wichtiger war mir, ob ich mich mit der Person unterhalten kann, oder zu sehen, was wirklich hinter der Fassade steckt." Dennoch stellt sie sich oft die Frage, warum es so schwer ist, die Spuren des Alters zu zeigen und Abstand von der Perfektion zu nehmen, die Frauen oft das Leben schwer macht. "Allein schon diese Entbehrungen! Fasten, Gymnastik, Gym, das wäre mir momentan zu stressig", sagt sie.

Beruflich sieht sie sich mit ihren 65 Jahren alles andere als im Ruhestand, Gabriele Koch hat noch viele Wünsche, in einem Blumengeschäft zu arbeiten beispielsweise, zu modeln oder als Statistin bei den Salzburger Festspielen zu arbeiten, "allerdings über die Care-Arbeit und soziales Engagement hinaus, was wir als Frauen ohnehin wie selbstverständlich leisten".

Wie sieht sie die Forderung, dass ältere Menschen und Best Ager stärker und länger auf dem Arbeitsmarkt eingebunden werden sollen? "In Anbetracht der soziodemografischen Entwicklungen ist das durchaus sinnvoll, aus meiner Sicht gibt es da ein großes Potenzial. Die Regierung müsste nur die Rahmenbedingungen dafür schaffen, damit Menschen 60 plus nicht einen Großteil des Verdienten wieder an den Staat abführen müssen."