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Strategien zur Personalgewinnung für Skihütten: Tipps aus der WU-Studie

Hüttenzauber unter Druck. Jedes Jahr kämpfen Skihütten mit demselben Problem: genug qualifiziertes Personal für die Wintersaison zu finden. Eine WU-Studie zeigt, wie das gelingen kann.

WU-Studentin Christina Huttegger setzte sich damit auseinander, was es braucht, um Personal für Skihütten zu finden. Im Bild mit dem Betreuer ihrer Bachelorarbeit, Gerhard Furtmüller.
WU-Studentin Christina Huttegger setzte sich damit auseinander, was es braucht, um Personal für Skihütten zu finden. Im Bild mit dem Betreuer ihrer Bachelorarbeit, Gerhard Furtmüller.

Jedes Jahr um diese Zeit stehen Skihütten vor der Herausforderung, ausreichend Personal für die Wintersaison zu finden. "Quantität ist das eine, das große Problem aber ist die Qualität", beobachtet Christina Huttegger. Die Pongauerin, die selbst aus einer Gastronomenfamilie stammt, studiert an der Wirtschaftsuniversität Wien und hat das Thema Personalsuche im Wintertourismus zum Gegenstand ihrer Bachelorarbeit gemacht. Bis zu 20 Bewerbungen täglich erhalte der elterliche Betrieb, erzählt sie, oft nicht einmal mit Anrede, Betreff oder konkretem Stellenwunsch. Viele Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger versuchen ihr Glück in der Branche - nicht selten zeigt sich nach wenigen Tagen, dass die Anforderungen unterschätzt wurden.

Hütten setzen auf Servicequalität

Denn die Arbeit erfordere mehr als Tellertragen. "Die ersten Sekunden im Lokal sind entscheidend. Ein Griaßdi, ein Blick, ein Lächeln reichen schon, um zu signalisieren, dass der Gast willkommen ist", erklärt Huttegger. Was alle sechs der von ihr analysierten Hütten vereint: ein striktes Handyverbot für die Angestellten. Zugewandtheit sei das A und O: "Wenn die Bedienung aufmerksam und freundlich ist, verzeihen die Gäste auch, wenn sie einmal etwas länger warten müssen. Auch wenn es im Team Unstimmigkeiten gibt, merken die Gäste das sofort - und gehen am nächsten Tag woanders hin." Denn das Angebot in den Wintersportregionen sei in den vergangenen Jahren rasant gewachsen: "Vor zehn Jahren war man noch froh, einen Platz zum Einkehren zu kriegen, jetzt ist in der Region bei den Kapazitäten so nachgerüstet worden, da bettelt keiner mehr, dass er sein Geld bei dir lassen darf", ergänzt Gerhard Furtmüller, der an der WU am Department für Management lehrt und Huttegger in ihrer Studie unterstützt hat.

Initiativen stärken Gastronomiepersonal-Beschaffung

Rund 250.000 Beschäftigte sind im Winter in Gastronomie, Hotellerie und Seilbahnbranche tätig. Das macht immerhin gut 7,6 Prozent aller Jobs aus. In den vergangenen Jahren ist dieser Anteil stark gestiegen. Und damit auch der Bedarf an qualifiziertem Personal. Um dieses mit den passenden Betrieben zusammenzubringen, haben die AMS-Geschäftsstellen, Arbeitgeber und weitere Einrichtungen in der Vergangenheit schon etliche Initiativen auf die Beine gestellt. Einige Beispiele: Im Pinzgau startete etwa der Tourismusverband Zell am See-Kaprun gemeinsam mit der Wirtschaftskammer das Projekt "Team4U", das unter einer Dachmarke etwa Stellen- und Bildungsangebote bündelte. Betriebe im Pongau wiederum kooperierten in einem "überregionalen Vermittlungsausgleich" mit Tourismusbetrieben in Wien und der Wachau. Und im Lungau bemühten sich Jobmessen und Berufsinfobörsen speziell für junge Menschen darum, dass Jobs im Fremdenverkehr an Attraktivität gewinnen.

"Es tut weh, Ruhetage einführen zu müssen. Immerhin dauert die Saison nur 150 Tage."
Christina Huttegger
hat Skihütten im Pongau analysiert

Auch wenn die Personaldecke in den von Christina Huttegger befragten Skihütten "gerade so ausreiche", müssten einige von ihnen zusätzliche Ruhetage einführen: "Es tut weh, das zu beobachten", sagt die Pongauerin. "Immerhin dauert die Saison nur 150 Tage." Die sechs Hüttenbetreiber, mit denen die WU-Studentin für ihre Bachelorarbeit gesprochen hat, beschäftigen im Schnitt 18 Mitarbeiter. In der Rekrutierung setzen sie auf eine Mischung aus langjährigen Mitarbeitern, die im Sommer meist auf anderen Hütten tätig sind, auf Pensionisten, die zu den Stoßzeiten stundenweise aushelfen, und auf Quereinsteiger, die man genau auf den Betrieb abgestimmt anlernt: "Darüber zu jammern, dass es zu wenige gute Leute gibt, hilft nicht. Wir müssen in eine Lösungsorientierung gehen, und die Interessenten eben entsprechend qualifizieren." Als Beispiel nennt Huttegger einen Mechaniker, der dank seines Schmähs den besten Umsatz seit Jahren erzielt habe. Wie man möglichst früh die Spreu vom Weizen trennt? "Da kann man schon bei der Bewerbung ausfiltern: Ein Lebenslauf mit kurzem Anschreiben zeigt Engagement", erklärt sie.

Social-Media-Werbung, Facebook-Gruppen oder Personalagenturen, die Fachkräfte aus dem Ausland vermitteln, ergänzen die Mitarbeitersuche: "Was wichtig ist: Dass man sich untereinander verständigen kann. Einen Mitarbeiter, der kein Deutsch spricht, können die Betriebe nicht einstellen, auch wenn er fachlich sehr gut ist." Als Verkehrssprache in der Küche habe sich neben Deutsch Slowakisch etabliert: "Die verstehen sich, wissen, was zu tun ist. Da reicht eine kurze Einschulung."

Skihütten bieten bessere Arbeitszeiten

Einen großen Vorteil biete der Job auf einer Skihütte jedenfalls gegenüber der regulären Gastronomie: geregelte Dienstzeiten. "Hier arbeitet man nie später als bis 6 Uhr abends. Wenn die letzte Gondel ins Tal geht, sperrt auch die Hütte zu", sagt Huttegger. In den vergangenen Jahren hätten Eigentümer und Pächter außerdem viel Geld in die Hand genommen: von neu gebauten Mitarbeiterwohnungen bis zur Gratis-Skikarte. Was noch hinterherhinke, sei das Image: "Da werden Unternehmer alleingelassen", bekrittelt Unternehmensentwickler Gerhard Furtmüller. "Sie benötigen Unterstützung, um aus einer Position der Stärke heraus agieren zu können."