Mit den Fachhochschulen (FHs) begeht heuer der nach den Unis zweitgrößte akademische Ausbildungssektor sein 30-Jahr-Jubiläum. Im Herbst 1994 starteten die ersten zehn Studiengänge mit rund 700 Studenten, mittlerweile studieren rund 59.000 Personen in mehr als 530 Studiengängen an 21 Fachhochschulen. Bis 2028/29 soll die Studentenzahl auf 62.000 steigen. Und das trotz insgesamt sinkender Studierendenzahlen im größten Sektor: Für 2041 prognostiziert die Statistik Austria an den Unis ein Minus von fünf Prozent (69.000 Studien), an den FHs ein Plus von knapp neun Prozent (24.000 Neuzulassungen). Auch in den kleineren Sektoren - den Pädagogischen Hochschulen und den Privatuniversitäten - wird es Steigerungen geben.
FH-Studiengänge in stark angewandter und berufsqualifizierender Form
Inhaltlich dominieren wirtschafts- und sozialwissenschaftliche (54 Prozent) sowie ingenieurwissenschaftliche Studiengänge (41 Prozent) - in stark angewandter und berufsqualifizierender Form. Rund die Hälfte der FH-Studiengänge wird überhaupt berufsbegleitend angeboten. Je ein gutes Drittel der FH-Studierenden kommt aus berufsbildenden höheren Schulen (BHS) und Gymnasien, 17 Prozent haben eine ausländische Matura, neun Prozent absolvierten eine Externisten-, Studienberechtigungs- oder Berufsreifeprüfung bzw. eine inländische postsekundäre Einrichtung. Mit der Einführung der gesundheits- und sozialwissenschaftlichen Studiengänge um die Jahrtausendwende ist auch der Frauenanteil gestiegen, mittlerweile liegt er bereits bei 53 Prozent. Zur Lehre kommen an den Fachhochschulen - trotz fehlender öffentlicher Grundfinanzierung - ein Forschungsumsatz von rund 200 Millionen Euro und jährlich etwa 2000 Forschungsprojekte.
Durchgeplantes FH-System führt oft zum schnelleren Studienabschluss
Im Vergleich zu den Unis sind die FHs immer noch ein vergleichsweise kleiner Hochschulsektor, auf einen FH-Studierenden kommen gut 4,5 Uni-Studierende. Allerdings führt das im Vergleich deutlich stärker durchgeplante FH-System schneller und öfter zu einem erfolgreichen Abschluss: Bei den Absolventinnen und Absolventen ist das Verhältnis laut Fachhochschulkonferenz (FHK) eins zu zwei, über drei Viertel der Abschlüsse erfolgen innerhalb der Regelstudienzeit. Als ein Grund dafür gelten die deutlich besseren Betreuungsverhältnisse: Durch die begrenzten Studienplätze pro Studiengang kamen im Studienjahr 2020 nur elf Studierende auf einen Lehrenden. An den Unis waren es zu diesem Zeitpunkt - trotz schon zuvor gestarteter Personalbesetzungsoffensive - knapp 40, im Studienjahr 2021 lag das Verhältnis bei 1:37.
Fachhochschulen fordern eigene Doktoratsstudien
Kostenlos ist das FH-Studium im Gegensatz zum Uni-Studium nicht: An den FHs gibt es grundsätzlich Studienbeiträge in der Höhe von 363,36 Euro pro Semester, allerdings verzichten einige Erhalter auf die Einhebung. Weiterer Unterschied zu den Unis: Die FHs dürfen sehr zu deren Unmut weiterhin keine eigenen Doktoratsstudien anbieten, lediglich über Umwege in Kooperation mit den Universitäten. Für die FHK ist das nicht nur "nicht zeitgemäß", sondern gefährde auch die Personalentwicklung des Sektors. Ziel der FHs sind einzeln akkreditierte Doktoratsstudien basierend auf entsprechender Forschungsleistung und Personalausstattung.