Studieren an der Pädagogischen Hochschule: Viele Wege führen in die Schule
An der Pädagogischen Hochschule (PH) Stefan Zweig treffen junge Erwachsene auf Quer- und Wiedereinsteigerinnen. Ein Blick auf die Ausbildung aktuell besonders gefragter Menschen.
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An der Pädagogischen Hochschule Stefan Zweig in Salzburg bereiten sich zahlreiche Studierende auf eine Karriere im Bildungswesen vor, um dem steigenden Bedarf an Lehrer:innen zu begegnen.
Der Mangel an Pädagoginnen und Pädagogen ist österreichweit brisant. Die Ausbildung für die Primarstufe, also für Vorschulen, Volksschulen und Sonderschulen, übernimmt in Salzburg etwa die Pädagogische Hochschule (PH) Stefan Zweig. 501 Studierende - überwiegend Frauen - bereiten sich derzeit im Bachelorstudium auf ihre Arbeit mit den jüngsten Schülerinnen und Schülern vor, 270 Studierende befinden sich im Masterstudium. Für das Verbundstudium Sekundarstufe belegen mehr als 400 Studierende Lehrveranstaltungen an der PH. Dazu kommen 157 Quereinsteigerinnen, Berufspädagoginnen beziehungsweise -pädagogen und Sondervertragslehrpersonen. 540 Studierende stammen von Hochschullehrgängen für Pädagoginnen. Ihre Fähigkeiten, Fertigkeiten, Mündigkeit und Selbstständigkeit sollen in der Akademiestraße in der Mozartstadt in einem Klima der gegenseitigen Achtsamkeit ausgebildet werden.
Männer entdecken Pädagogik als Beruf
"Auch wenn verstärkt Männer zu uns zum Studieren kommen, sind es immer noch rund 85 Prozent junge Frauen, die meist nach der Matura den Weg in einen pädagogischen Beruf wählen. Männer sind dann interessiert, wenn sie bereits gute Erfahrungen bei ihrer oft ehrenamtlichen Arbeit in Kinder- und Jugendgruppen gesammelt haben", sagt Matteo Carmignola. Der Vizerektor für Lehre an der PH erzählt von einer Vielzahl von Bildungsbiografien, die unter dem Dach der Pädagogischen Hochschule zusammenfinden. Lehre, Matura, Bildungsanstalten für Elementarpädagogik, Berufsreifeprüfung - die Studierenden liefern ein buntes Bild ab.
Kollegiales Umfeld an der Pädagogischen Hochschule
Wie Carmignola das Flair im Haus beschreibt? "Kollegial", lautet seine Antwort, das Team setze auf Beratung, gerade für Neuankömmlinge. Sowohl persönlich als auch per Mail oder am Telefon sei stets jemand erreichbar, der die richtigen Informationen parat hat. Beliebte Fragen drehen sich um das Managen des Studiums mit Kind, um die Bildungskarenz oder auch um die Aufnahmeprüfung mit ihrem körperlich-motorischen Teil. "Hier tauchen viele Fragen und Sorgen auf, die das Team zerstreuen kann", sagt der Vizerektor.
"Starten mit einer Coaching- und Mentoring-Schiene."
Matteo Carmignola
PH Salzburg
Projektwoche erleichtert Erstsemester-Integration
Das Wintersemester an der PH hat heuer anders begonnen als bisher. Carmignola: "Wir haben mit einer Projektwoche gestartet, nicht direkt mit dem Curriculum. So haben sich sofort Kontaktmöglichkeiten und Anknüpfungspunkte für unsere Erstsemester ergeben. Bei Diskussionen konnten sie ihre unterschiedlichen Lebenssituationen einfließen lassen und schon waren erste Verbindungen geknüpft." Ein Netzwerk entsteht auch nach dem Start schnell - bei künstlerischen Fächern sind nur zwölf Teilnehmende in einem Raum, ansonsten maximal um die 20. "So geht Vernetzung", sagt Carmignola. "Außerdem starten wir mit einer neuen Coaching- und Mentoring-Schiene, bei der Studierende im ersten Semester Veranstaltungen besuchen, bei denen sie Beratung erhalten."
Die inklusive Hochschule ist dem Vizerektor ein Anliegen
Im weiteren Laufe des Semesters tauchen vor den PH-Studierenden so einige Herausforderungen auf. Immerhin, die Primarstufe bildet Generalistinnen und Generalisten aus, die Fächer von Sport über Sprachen bis hin zu Mathematik beherrschen müssen. Seit diesem Jahr gibt es vier Schwerpunkte und mehrere Möglichkeiten zur Vertiefung samt vielfältigen Wahlmodulen. Ein Anliegen ist dem Vizerektor die inklusive Hochschule, die sich im BLuE-Hochschulprogramm zeigt. Die Abkürzung steht für Bildung, Lebenskompetenz und Empowerment. "Hier geht es um junge Menschen mit kognitiven und körperlichen Einschränkungen, die für ein Studium an der PH eigentlich nicht zugelassen wären", erklärt Matteo Carmignola. Tutorien anderer Studierender und ein ausgeprägtes inklusionspädagogisches Denken ab dem ersten Tag an der PH machen es jedoch möglich, dass BLuE-Teilnehmende Fähigkeiten für einen gelingenden Alltag in Schulen erwerben und ihre Arbeit bestens vorbereitet antreten können.
Spezialisierungen fördern, Gemeinschaft bilden
In Kooperation mit den Universitäten und Hochschulen am Standort Salzburg werden an der Pädagogischen Hochschule Stefan Zweig mehr als 27 Unterrichtsfächer und Spezialisierungen für das Lehramt Sekundarstufe angeboten. Gemeinschaft über den Studienalltag hinaus ist ein großes Thema. "Dafür sind unsere künstlerischen Freifächer ein echter Katalysator. Das große Angebot reicht von Chor und Ensembles bis hin zu Sport. Dabei entstehen Teams, Netze und Peergroups. Im Freifach Rundfunk treffen sich Leute, die gemeinsam eine Radiosendung gestalten, Podcasts und Videos machen", beschreibt er den Tatendrang rund um die Akademiestraße. Legendär soll das Sommerfest unter dem Motto "Summer Lovin'" sein; es wird als eines der wenigen Salzburger Studierendenfeste von der Hochschulvertretung organisiert.
Quereinsteiger an PH werden fit für das Klassenzimmer
In Zeiten des deutlich spürbaren Lehrer:innen-Mangels gibt es an der PH immer wieder spannende Geschichten von Quereinstiegen zu berichten. Expertise bringen sie allemal mit. "Bei uns erwerben sie alle notwendigen Kenntnisse zu Fachdidaktik und Pädagogik." An der PH gehe es um das, was der Lehrplan vorsieht und wie man erfolgreich mit Kindern und Jugendlichen arbeitet. "Hier wird berufsbegleitend nachqualifiziert, damit Menschen fit für das Klassenzimmer sind", lautet die Prämisse. "Solange die Menschen etwas bewegen möchten und an den Schulen derart dringend benötigt werden, führen wir das Programm gerne fort", sagt Carmignola.
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Filip Egger, Lehramt Primarstufe, PH Salzburg: „Ich verspüre schon lange eine besondere Verbindung zu Kindern. Sowohl ihre natürliche Neugierde und Begeisterung zum Lernen als auch die extrem stark ausgeprägte Entdeckungsfreude haben mich davon überzeugt, ein Studium für die Primarstufe zu starten. Dabei ist es mir wichtig, eine pädagogische Ausbildung zu erhalten, mit der ich den Kindern den bestmöglichen Start in ihre schulische Laufbahn ermögliche. Ich bin davon überzeugt, dass Volksschullehrer:innen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung spielen. Gerade in diesem Alter werden die ersten schulischen, aber auch persönlichen Grundbausteine gelegt. Dabei ist es wichtig, dass die Schüler:innen nicht nur fachlich ausgebildet werden. Sie benötigen Vorbilder, die sie begleiten. Hierbei finde ich es wichtig, dass Kinder weibliche und männliche Lehrkräfte bekommen. Leider sind momentan sehr wenige männliche Pädagogen in der Volksschule tätig. Dem möchte ich entgegenwirken.“
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Ronja Neuhofer, Lehramt Primarstufe, PH Salzburg: „Ich habe mich dazu entschlossen, an der PH Salzburg zu studieren, da es mir sehr wichtig ist, den Kindern einer künftigen Generation ein positives Bild von Schule zu vermitteln. Viele Kinder haben seit der Volksschule mit Ausgrenzung zu kämpfen, sei es aufgrund ihrer Herkunft, Lernschwächen oder einfach, weil sie „anders“ sind. Diese negativen Erfahrungen führen dann dazu, dass sie gar nicht mehr in die Schule gehen wollen oder es sie viel Überwindung kostet. Es ist mir ein großes Anliegen, den Kindern einen Raum zu bieten, in dem sie sich sicher und wertgeschätzt fühlen, sich aber trotzdem auch kreativ ausleben und gut lernen können. Es ist wichtig, einen solchen Raum für jedes Kind zu schaffen, denn jedes ist einzigartig und verdient eine gute Grundbildung. Mein Ziel ist es, einen Beitrag für die Chancengleichheit sowie eine inklusive Gesellschaft zu leisten. Kinder sind unsere Zukunft und jedes von ihnen hat es verdient, eine positive Erinnerung an seine Schulzeit zu haben.'