Nach der Pflicht kommt die Kür: Mit dem A6 im Frühjahr sowie dem Q3 im Sommer hat Audi die größte Modelloffensive in der Firmengeschichte beinahe abgeschlossen. Bis Ende des Jahres wird Audi binnen 24 Monaten nicht weniger als 20 neue Modelle auf die Straße gebracht haben. Unmittelbar vor der IAA in München, die bei Audi ganz im Zeichen des Q3 Sportback e-hybrid stehen wird, gewährte die Marke mit den vier Ringen diese Woche in Mailand mit dem Concept C einen Blick in die Zukunft.
Audi setzt Design-Standards neu
Passend zur norditalienischen Mode- und Designmetropole drehte sich dabei alles um das Thema Design. Im Zentrum stand dabei der neue Chefdesigner Massimo Frascella, der in seiner Heimatstadt seine Vision für die Audi-Modelle von morgen und übermorgen präsentierte. Der 4,52 Meter lange Sportwagen, optisch eine Mischung aus Audi TT und der legendären Designstudie Audi Avus, soll der Marke jene Unverwechselbarkeit zurückgeben, die in den vergangenen Jahren etwas verloren gegangen ist. "Die Phase der Bestandsaufnahme ist vorbei, jetzt ist es Zeit, nach vorn zu blicken und Tempo aufzunehmen", stellte auch Audi-CEO Gernot Döllner klar. "Wir konzentrieren uns nun auf das, was wirklich zählt, um bei Design und Qualität Maßstäbe zu setzen."
Marke positioniert sich radikal neu
Tatsächlich markiert die Designstudie einen erkennbaren Neustart in Sachen Positionierung der Marke. "Radikale Einfachheit steht im Mittelpunkt unseres Handelns. Klarheit erreichen wir durch die Reduktion auf das Wesentliche. Und das gilt neben dem Exterieur-Design auch für den Innenraum der Fahrzeuge", so Chief Creative Officer Massimo Frascella. Neben der eleganten Seitenansicht und dem markanten Kühlergrill, der Elemente des namensgebenden Auto-Union-Rennwagens Typ C aus den 1930er-Jahren zitiert, ist das ausgeklügelte Dachkonzept des radikal-minimalistischen Zweisitzers ein absoluter Hingucker: Auf Knopfdruck verwandelt sich das geschlossene Coupé in einen offenen Roadster, dessen fest stehender Dachbügel die Nähe zu den Targa-Modellen des Porsche 911 erkennen lässt.
Audi widerspricht Konzeptfahrzeug-Vergleichen
Ähnlichkeiten zur jüngsten Jaguar-Konzeptfahrzeug-"Studie 00", die nicht zuletzt aufgrund der langjährigen Tätigkeit Frascellas als Chefdesigner von Jaguar und Land Rover schon am Abend der Vorstellung thematisiert wurden, will man bei Audi nicht erkennen. Zumal Frascella, nun seit über einem Jahr bei Audi tätig, keinerlei Berührungspunkte mit der Jaguar-Studie gehabt habe. Und im Gegensatz zu den vorab geleakten Studioaufnahmen zeigte der Audi bei der Präsentation kaum erkennbare Ähnlichkeiten.
Spannend: Strategische Bedeutung des Concept C
Ungleich spannender ist da schon die strategische Bedeutung des neuen Audi-Aushängeschilds. Obwohl betont spektakulär gezeichnet, soll das Concept C als "seriennahe Designstudie" relativ unverändert bereits im Jahr 2027 auf die Straße kommen. Und darüber hinaus mit seinem Design auch weitere Baureihen positiv beeinflussen. Unter welchem Namen die Rückkehr eines offenen Sportmodells erfolgen und in welcher technischen Beziehung der Audi zum bekanntermaßen ebenfalls geplanten, vollelektrischen Roadster von Porsche stehen wird, wollte man seitens der Markenführung wenig überraschend nicht verraten.
Vor den Augen von Porsche- und Volkswagen-CEO Oliver Blume, der nur wenige Tage vor Präsentation des neuen Elektro-Kleinwagen-Portfolios des Konzerns bei der IAA ebenfalls in Mailand vorbeischaute, wirkte die spürbare Aufbruchstimmung geradezu ansteckend. Ein halbes Jahr vor dem Formel-1-Einstieg kann Audi etwas Rückenwind auf jeden Fall gut gebrauchen.