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Gasteiner Bergbahnen: Tourismus trifft auf Klimaschutz

Bei den Gasteiner Bergbahnen setzt man konsequent auf das Thema Nachhaltigkeit. Gefördert wird nicht nur die klimaschonende Anreise per Zug: Ein Carsharing-Angebot und neue Ladepunkte ergänzen das Angebot vor Ort.

Christian Hochreiter (Schlossalmbahn), Markus Viehauser (Bürgermeister Bad Hofgastein), Architekt Hendrick Innerhofer und Andreas Innerhofer (Gasteiner Bergbahnen) beim Spatenstich des Solarparks.
Christian Hochreiter (Schlossalmbahn), Markus Viehauser (Bürgermeister Bad Hofgastein), Architekt Hendrick Innerhofer und Andreas Innerhofer (Gasteiner Bergbahnen) beim Spatenstich des Solarparks.

Kürzlich waren es noch 425 Tage bis zur Eröffnung der Alpinen Ski-Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm. Und wie so oft in Österreich ist wieder einmal ein Sport-Großereignis der Anlass, um ernsthaft in den öffentlichen Verkehr zu investieren. Seit den letzten Titelkämpfen 1991 war es um den Bahnhof in Maishofen ruhig geworden. Das soll sich in den kommenden Monaten ändern: Nicht weniger als 18 Millionen Euro werden die ÖBB, das Land Salzburg und die Gemeinden investieren, um aus der in die Jahre gekommenen Haltestelle einen modernen Umschlagplatz zu machen.

Ein Schönheitsfehler bleibt trotz des dann aufgefrischten Bahnhofs in Maishofen allerdings bestehen: Auf den rund 15 Kilometern vom nächstgelegenen Bahnhof bis nach Saalbach lassen sich in den verbleibenden knapp eineinhalb Jahren naturgemäß keine Gleise mehr verlegen. Das Gros der Zuschauerinnen und Zuschauer wird demnach via Bus-Shuttles zu den weltmeisterlichen Pisten am Zwölferkogel anreisen müssen - vorausgesetzt, die Organisatoren bleiben ihrem Vorhaben treu, die Anreise mit dem Privatauto während des Zeitraums von 26. Februar bis 9. März 2025 auf ein Minimum zu begrenzen.

"Die Anreise mit dem Zug ist mit Abstand unser größter Hebel"
Andreas Innerhofer
Bergbahnen Gastein

Probleme, die man in einer anderen traditionsreichen Salzburger Skiregion so nicht kennt. Mit der Tauernbahn verläuft eine der wichtigsten Nord-Süd-Schienenverbindungen Europas auch durchs Gasteiner Tal. Für Andreas Innerhofer, Vorstand der Bergbahnen Gastein, ist das jedoch kein Anlass, sich auf den Privilegien der Vergangenheit auszuruhen - ganz im Gegenteil: Dank einer Kooperation mit den ÖBB konnten in der vergangenen Wintersaison alle Gäste mit einem gültigen Skipass gratis mit dem Zug ins Gasteiner Tal anreisen.

"Die Anreise gratis zur Liftkarte anzubieten ist mit Abstand der größte Hebel, den wir in Sachen Nachhaltigkeit haben", ist der Chef der örtlichen Bergbahnen überzeugt. Die Aktion galt sowohl aus Salzburg kommend als auch aus südlicher Richtung von Villach aus.

"Blauer Enzian"- mit den Eurocity Risiko überfüllter Züge minimieren

Wenngleich das Feedback sensationell war, gibt es für die kommende Saison doch Verbesserungsbedarf, wie Andreas Innerhofer zugibt: "Das Angebot wurde im ersten Jahr gut angenommen, zahlenmäßig gibt es allerdings noch Potenzial nach oben. Wie wir herausgefunden haben, wollten viele Gäste das Risiko überfüllter Züge nicht eingehen."

Ein Problem, das man in Gastein mit speziellen Sonderzügen aus Wien und Salzburg zu lösen versuchte. Doch vergeblich. "Es hapert bei den ÖBB aktuell ganz einfach am notwendigen Wagenmaterial", wie Andreas Innerhofer berichtet. Auch bei der Deutschen Bahn sei die Situation ähnlich. Stattdessen konzentriert man die Marketing-Anstrengungen ganz auf den sogenannten "Blauen Enzian": Dabei handelt es sich um einen Eurocity, der seit Dezember 2017 wieder zwischen Frankfurt und Klagenfurt verkehrt und dabei in allen drei Gemeinden des Gasteiner Tals Halt macht. "Gemeinsam mit einem externen Beratungsbüro haben wir analysiert, dass mehr als 10 Millionen Menschen in einem Umkreis von 15 Minuten der großen Hauptbahnhöfe entlang dieser Strecke leben und ohne Umsteigen in alle drei Orte im Gasteiner Tal fahren könnten - aus touristischer Sicht ein unglaubliches Potenzial."

Gastein: auch vor Ort nachhaltig mobil mit Carsharing

Doch bei einer möglichst klimaschonenden Anreise wollten es die umtriebigen Touristiker in Gastein nicht belassen. Auch vor Ort sollte es die Möglichkeit geben, nachhaltig mobil zu sein. Damit die Urlaubsgäste nicht mehr auf den öffentlichen Bus angewiesen sind, stellte man in Zusammenarbeit mit dem Autohaus Vierthaler in Bischofshofen ein eigenes Carsharing-Angebot auf die Beine. Was in der Vorsaison mit einem einzigen Elektrofahrzeug im Bereich der Talstation der Schlossalmbahn begann, hat sich seither so gut entwickelt, dass das Angebot mittlerweile sechs E-Fahrzeuge umfasst.

"Wir freuen uns sehr darüber, dass das Angebot einerseits so gut bei den Gästen angenommen wird und wir andererseits auch die Hoteliers vor Ort davon überzeugen konnten, dass es einen Riesenvorteil bietet, wenn die Sharing-Fahrzeuge direkt bei den Hotels gebucht und übernommen werden können", berichtet Bergbahnen-Chef Innerhofer, der sich auch im örtlichen Tourismusverband für das Thema Nachhaltigkeit engagiert.

"Die Flexibilität der Hotelgäste während ihres Aufenthalts ist enorm wichtig." Wenngleich auch hier Kinderkrankheiten zu überwinden sind - es gebe noch Verbesserungsbedarf bei den Zahlungsmöglichkeiten und auch die Führerscheinkontrolle vor Ort gestalte sich komplizierter als erwartet.

Photovoltaikpark für auf dem Parkplatz der Schlossalmbahn

So schmiedet man bereits weitere große Pläne: Anfang Oktober 2023 erfolgte der Spatenstich für den Bau eines großen Photovoltaikparks auf dem Parkplatz der Schlossalmbahn. Dort kommen 15 sogenannte Photovoltaikbäume zum Einsatz, welche insgesamt 100,8 Kilowatt-Peak für weitere 20 E-Auto-Ladestationen vor Ort produzieren. Der Parkplatz wird durch den Solarpark nicht eingeschränkt. Vielmehr beschatten die Solarpaneele die Stellplätze und schützen die Fahrzeuge bei starkem Schneefall. Gemeinsam mit den bereits bestehenden Ladepunkten bei der Schlossalmbahn, im Angertal sowie in Sportgastein wird es im Endausbau dann rund 40 Ladepunkte im Gasteiner Tal geben.