Mit dem Polestar 2 als einzigem Modell ist der Bekanntheitsgrad der Marke in Österreich bisher überschaubar geblieben. Wer den Begriff googelt, wird immer noch vor allem auf Internetseiten stoßen, die sich den Freuden des Tanzens an einer Stange widmen, aktiv wie auch passiv. Dennoch konnten immerhin 1800 Stück des ersten Stromers in den bisherigen drei Verkaufsjahren abgesetzt werden. Geändert haben sich in dieser Zeit auch die Eigentumsverhältnisse: Aus dem ehemaligen Tochter-Mutter-Joint-Venture von Volvo und Geely ist eine hundertprozentige Submarke des chinesischen Großkonzerns geworden.
SUV-Crossover Polestar 3 und 4 : zwei unterschiedliche Fahrzeuge aus getrennten Entwicklungen
Die beiden Modelle Polestar 3 und 4 starten zeitversetzt im SUV-Crossover-Segment, in dem die Marktchancen derzeit am größten sind - allerdings ist dort auch gerade die Elektrokonkurrenz am dichtesten gesät. Die Nummerierung gibt übrigens keinen Aufschluss auf die interne Hierarchie - der mit Kombi-Heck ausgeführte 3 ist das größere, neuere Modell, dem gegenüber steht der viertürige Hatchback 4, der auf anderen Märkten bereits seit vergangenem Jahr angeboten wird. Eine technische Verwandtschaft besteht zwischen den beiden ebenfalls kaum - tatsächlich handelt es sich um zwei unterschiedliche Fahrzeuge aus getrennten Entwicklungen.
Polestar 4 verzichtet auf Heckscheibe
Im Design bestehen trotzdem Ähnlichkeiten, es ist jetzt auch weniger "volvoid" und sieht dafür ein wenig nach BYD aus. Dennoch setzt es mit den glatten, bündigen Flächen, der rahmenlos verlaufenden Fensterlinie und den schmalen Leuchteinheiten eigene Akzente, die dazu für ein hochwertiges und dynamisches Erscheinungsbild sorgen. Eine besondere Überraschung hält der Polestar 4 bereit: Er verzichtet auf eine hintere Scheibe und hat stattdessen eine komplett verblechte Heckklappe samt verschmutzungssicherer Kamera, die ihre Bilder an den digitalen Innenspiegel liefert. Der Innenraum orientiert sich nach wie vor am traditionellen Volvo-Minimalismus: geradlinig, schnörkellos und ein kleines Instrumenten-Display plus großer Touchscreen. Außer einem Lautstärkenregler in der Mittelkonsole gibt es gar keine Schalter oder Knöpfe mehr. Was immer zu bedienen ist, passiert auf dem Bildschirm - inklusive Sitze-, Lenkrad- oder Spiegeleinrichten, sogar Öffnen des Handschuhfachs.
Polestars unterscheiden sich durch Auslegung der Antriebe
Technisch unterscheiden sich die neuen Polestars durch die unterschiedliche Auslegung ihrer Antriebe: Bei den zweimotorigen Varianten entkoppelt der 4 im Gleitbetrieb den vorderen Motor, der 3 jedoch den hinteren. Was in der Praxis weniger Unterschied beim Handling macht als die wesentlich präzisere Lenkung im 3, während die etwas eckende Variante im 4 noch aus dem Volvo-Fundus zu stammen scheint. Wie bei Polestar üblich, können beide Modelle optional mit allerlei Sportzubehör aufgerüstet werden. Die dort angebotenen Feder-Set-ups und Bremsen erlauben auch trotz der Gewichte von rund 2,4 und 2,6 Tonnen mehr Fahrdynamik.
Bei den Akkukapazitäten spielt der 3 mit 107 kWh bereits in der Oberliga, der 4 setzt mit 96 kWh aber nur knapp darunter an. Im Realbetrieb reduzieren sich die WLTP-Reichweiten von 631 und 590 Kilometern auf die Testverbräuche 450 und 390. Eingepreist ist der 3 ab 79.800 Euro für die einmotorige Variante, für das duale 4WD-Modell sind es sieben Tausender mehr. Der 4 startet bei 59.990 Euro und 8000 Euro Allrad-Aufpreis.
Neuvorstellung: Polestar 3
299 kW/490 PS, Akku 107 kWh (netto), Vorderrad/Allrad, ab 2584/2670 kg, Reichweite max. 650/631 km, Preis ab 79.800/6.800 Euro.
Neuvorstellung: Polestar 4
272 kW/544 PS, Akku 96 kWh (netto), Vorderrad/Allrad, ab 2230/2350 kg, Reichweite max. 590/620 km, Preis ab 59.990/67.990 Euro.
Was an den Polestars gefällt: Die neue Design-Eigenständigkeit.
Was an den Polestars weniger gefällt: Die zwanghafte Digitalisierung der Bedienung.
Was bei den Polestars überrascht: Die auffälligen Handling-Unterschiede.
Die Polestars sind perfekt für: Elektro-Fans, die von Tesla genervt sind.