Wäre es nach Adam Opel gegangen, so wäre die abwechslungsreiche Geschichte des gleichnamigen Unternehmens wohl völlig anders gelaufen. Denn kurioserweise hatte der Firmengründer mit Autos überhaupt nichts im Sinn. "Stinkkarren für Reiche" soll er diese genannt haben. Er hatte seine Firma bereits im Jahr 1862 als Nähmaschinen- und Fahrradhersteller auf den Weg gebracht. Anstatt Privilegierten das Reisen noch komfortabler zu machen, legte Adam Opel den Fokus auf erschwingliche Mobilität für das Volk - und setzte auf zwei Räder. So kam es, dass Opel bis in die 1920er-Jahre der weltweit größte Fahrradhersteller blieb.
Opel-Söhne erwerben Lutzmanns Motorenfabrik und starten Erfolgsserie
Ganz anderer Meinung waren allerdings die beiden Söhne Fritz und Wilhelm Opel: Im Jahr 1899 wurden diese auf den preiswerten und äußerst robusten Patent-Motorwagen des Autopioniers Friedrich Lutzmann aufmerksam und kauften in der Folge dessen Motorenfabrik in Dessau. Lutzmann blieb als Betriebsleiter in Rüsselsheim und begleitete fortan den Aufstieg der Marke zu einer der populärsten Automarken Europas. Auf den sogenannten Doktorwagen von 1909 folgte 1914 das Modell "Puppchen". Damals waren Automobile noch echte Handarbeit.
Als Opel die Autoproduktion revolutionierte
Das änderte sich jedoch nach dem Ersten Weltkrieg: Als erster deutscher Autobauer stellte Opel die Produktion am Main auf das damals neuartige Fließband um und stieg in der Folge zum Pionier der modernen Autoproduktion auf. Noch lange vor dem VW Käfer stellte Opel 1924 den 4-PS-"Laubfrosch" vor. Technisch war der erste deutsche Fließbandwagen eine Sensation und wurde mit seiner Höchstgeschwindigkeit von bis zu 60 km/h schnell zum Kultauto.
Opel verkauft: General Motors übernimmt und führt Marke zum Erfolg
Doch die Goldenen Zwanziger mit Prestigeerfolgen wie dem Achtzylindermotor im Opel Regent sowie Rekordfahrten mit Raketenautos hielten nicht lange an. Im Schatten der Weltwirtschaftskrise verkaufte die Familie Opel ihren Konzern Ende der 1920er-Jahre an den US-amerikanischen Hersteller General Motors (GM). Unter Führung der Amerikaner ging es weiter steil bergauf. Der Kaufpreis für das Modell P4 entsprach gerade einmal sechs durchschnittlichen Monatsgehältern, ab 1936 setzte der erste Kadett diese Erfolgsgeschichte fort. 1935 war der Olympia das erste deutsche Volumenmodell mit selbsttragender Karosserie, während Kapitän und Admiral als repräsentative Reisewagen große Erfolge feierten. Dem damals bereits größten Hersteller Europas schien zu dieser Zeit tatsächlich alles zu gelingen - mit dem Opel Blitz hatte man einen robusten Kleinlaster im Programm. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg erholte sich die Marke schnell und sorgte mit unzähligen Bestsellern für Furore. In der Mittelklasse dominierte ab 1953 der Rekord, mit dem ersten Caravan machte Opel zudem den Kombi salonfähig. Der Achtzylinder kehrte unter die Hauben der Modelle Admiral und Diplomat zurück. Für sportlichen Flair sorgten der zweisitzige Opel GT, der Nachkriegs-Kadett sowie ab 1970 der Ascona, mit dem Walter Röhrl 1982 sogar Rallye-Weltmeister wurde. Auch der legendäre Manta traf den Puls der Zeit.
Opel überwindet Krise und steigert Verkaufszahlen
In den 1990er-Jahren rutscht Opel in die Krise. Sparmaßnahmen der US-Besitzer sorgen für Qualitätsprobleme. 2009, am Höhepunkt der Krise, meldet GM Insolvenz an. Nach turbulenten Jahren verkaufen die Amerikaner ihre deutsche Tochter an den französischen Konzern PSA, der heute zu Stellantis gehört. Seit 2018 schreibt Opel nun wieder schwarze Zahlen, die Marke wird wieder internationaler, die Flotte elektrifiziert. Mit 670.000 verkauften Autos feiert man bei Opel ein Plus von fünfzehn Prozent.