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Vom Schwingen und Gleiten

Der Salzburger Engelbert Brenter war mit der Erfindung des Sitz-Skis ein Wegbereiter des modernen Skibob-Sports. Seine Enkel Harald und Bernd Brenter tragen dieses Erbe heute mit großer Passion in die Zukunft.

Michael Koch beim ersten Skibobrennen 1951 in Obertauern.
Michael Koch beim ersten Skibobrennen 1951 in Obertauern.

Er war Erfinder, Konstrukteur und Wintersportpionier. Selbst gefahren ist Engelbert Brenter mit dem von ihm entwickelten Sitz-Ski kurioserweise nie.

"Für den Praxistest im Schnee hat unser Großvater seinen achtjährigen Sohn eingespannt", erzählen die Enkel des Firmengründers, Bernd und Harald Brenter. "Unser Vater Erich leistete seinen Beitrag zum Prototyp als Testpilot am Halleiner Dürrnberg."

Das Vater-Sohn-Projekt verlief erfolgreich: Im Jahr 1949 erhielt Engelbert Brenter den Patentschutz auf seinen Sitz-Ski. Ähnliche Modelle hatte es zwar schon zuvor gegeben, bis 1949 handelte es sich dabei aber eher um lenkbare Schlitten.

Engelbert Brenters Erfindung dagegen folgte dem Prinzip des Skifahrens. Er ersetzte die Kufen der Vorgängerversionen durch Ski und tauschte die starre Aufhängung gegen eine flexible Federung. Zusätzlich dazu sollten kurze Gleiter an den Füßen das Fahrgefühl im Schnee revolutionieren. "Mit dem Brenter Sitz-Ski wurde etwas möglich, das es zuvor nur beim Skifahren gegeben hatte", erklärt der Maschinenbauer Bernd Brenter: "Das Schwingen und Gleiten im Schnee."

Bild links: Wagnermeister Engelbert Brenter mit Familie vor der Werkstatt in Hallein. Bild rechts: Fürstenfamilie Grimaldi auf Brenter-Skibobs.
Bild links: Wagnermeister Engelbert Brenter mit Familie vor der Werkstatt in Hallein. Bild rechts: Fürstenfamilie Grimaldi auf Brenter-Skibobs.

Durch den raschen Ausbau der Skigebiete in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren wurde auch das Skibobfahren in Europa immer beliebter. Bis in die 1960er-Jahre hatte sich der Sitz-Ski unter der neuen Bezeichnung "Skibob" (ab den 90er-Jahren "Skibike") als fixe Größe in der Welt des Wintersports etabliert. Ab 1963 fanden Europameisterschaften statt, vier Jahre später wurden schließlich sogar Weltmeisterschaften in dieser Disziplin ausgetragen.

Erich Brenter hatte sich indes vom Testpiloten am Dürrnberg zum Rekordjäger aufgeschwungen. 1964 stellte der junge Maschinenbautechniker in Cervinia, Italien, auf einem original Holzskibob seines Vaters den Weltgeschwindigkeitsrekord mit 166 Stundenkilometern auf. Das spektakuläre Ergebnis sollte jahrzehntelang nicht überboten werden. Ebenso erfolgreich entwickelte sich auch die Produktion im Betrieb, der ab 1967 von Erich Brenter geleitet wurde. Er verlegte die Produktion nach einem Großbrand auf der Pernerinsel schließlich nach Oberndorf. Bereits in den 1960er-Jahren wurden die Brenter-Skibobs auch nach Amerika exportiert, wo der Sport ebenso wie in Europa mehr und mehr an Popularität gewann.

Immer häufiger kam die Nachfrage nach den ungewöhnlichen Wintersportgeräten aber auch von prominenter Seite. So leitete Erich Brenter Ende der 60er-Jahre sogar die monegassische Fürstenfamilie Grimaldi am Arlberg beim Skibobfahren an. Und selbst die Beatles wollten es ausprobieren: Währen der Dreharbeiten zum Film "Help" flitzten die Pilzköpfe aus Liverpool in Brenter-Skibobs über die Pisten in Obertauern. "Die Beatles konnten ja nicht so gut Ski fahren", berichtet Bernd Brenter über die Filmproduktion, "deshalb hat man sie kurzerhand auf Skibobs gesetzt."

Bild links: Paul McCartney in Obertauern 1965. Bild rechts: König Charles III. auf einem Skibob aus dem Hause Brenter.
Bild links: Paul McCartney in Obertauern 1965. Bild rechts: König Charles III. auf einem Skibob aus dem Hause Brenter.

Nicht nur den vier Superstars aus England eröffneten sich dank der Skibobs die Freuden des Wintersports. "Anders als das Skifahren kann das Snowbiken problemlos und schnell erlernt werden", sagt Harald Brenter. "Der Einstieg ist extrem niederschwellig, allein durch den Lenker haben die Fahrenden extrem viel Kontrolle. "

Schon wer nur einen Nachmittag Zeit investiere, könne die notwendigen Skills mit wenig Aufwand erlernen und schnell Erfolge verbuchen, ist der Techniker sicher. Hermann Koch, Skischulleiter und Partner aus Obertauern, habe dieses Phänomen einmal sehr treffend auf den Punkt gebracht, ergänzt er. "In einem Snowbike-Kurs, sagte Koch, bringe er die Teilnehmer in zwei Stunden auf ein Niveau, das sie in einem Skikurs in zwei Wochen niemals erreichen könnten."

Über Jahrzehnte hinweg sei das Sportgerät natürlich technisch gereift und im Laufe der Zeit immer wieder adaptiert und verbessert worden, erklären die Oberndorfer Unternehmer. "Etwa alle zehn Jahre gab es eine größere technische Innovation." Der aktuelle Stand? "Unsere modernen Snowbikes wiegen mittlerweile nur noch sechs Kilo und verfügen über ein ausgeklügeltes Federungssystem." Knackpunkt dabei sei der sogenannte Reboundeffekt, lassen die Brenters wissen. "Was beim Skifahren durch die Muskelkraft des Skifahrers passieren muss, übernimmt bei unseren Snowbikes das Federungssystem. Das schafft Momente des Schwebens im Schnee."

Hauptzielgruppe und Adressaten ihrer Produkte seien heute nicht Renn-, sondern vor allem Genusssportler und Einsteiger, erklärt Bernd Brenter. Sein Credo: "Unser Ziel ist es nicht, einen Sieger zu küren, sondern viele Sieger auf die Piste zu bringen!" Gleichzeitig richte sich das Angebot auch an jene Sportler, die trotz körperlicher Einschränkungen nicht auf ein Pistenvergnügen verzichten wollen, setzt er nach. "Es gibt sehr viele ehemalige Skifahrer, die aufgrund von Knie- oder Rückenverletzungen heute auf das Snowbike umgesattelt haben und sehr glücklich damit sind."

Erich Brenter auf dem ersten Sitz-Ski von 1949.
Erich Brenter auf dem ersten Sitz-Ski von 1949.

Einen niederschwelligen Zugang zu ihren Sportgeräten haben die Brenters aber auch in anderer Hinsicht geschaffen. "Wir haben in den Neunzigerjahren damit begonnen, Verleihstationen für unsere Snowbikes zu etablieren. Ein zusätzlicher Benefit sollte auch sein, dass es dort gleichzeitig eine Einschulung für unsere Geräte gibt", erinnern sich die Brüder an die Anfänge. Heute hat die Idee längst Früchte getragen: Mittlerweile zieht sich das Vertriebsnetz mit 100 Snowbike-Verleihstationen rund um den Globus, etwa ein Viertel davon sind in Österreich.

Was sind die Ziele für die Zukunft? "Unser Hauptziel ist es, vielen Menschen ein tolles Bergerlebnis zu ermöglichen. Wir leisten unseren Beitrag dazu mit einem Sportgerät, das unglaublich viel Spaß macht, nie langweilig wird und für das es keine Altersbeschränkung gibt."