SN.AT / Panorama / Österreich

Eine Handbremse macht das Rodeln sicherer

Beim Freizeitspaß verletzen sich jeden Winter mehr als 2200 Menschen in Österreich. Wirksame Bremssysteme gibt es jetzt auch zum Nachrüsten.

Die Bramberger Rodelbahn vom Wildkogel hat eine Länge von 14 Kilometern.
Die Bramberger Rodelbahn vom Wildkogel hat eine Länge von 14 Kilometern.
Das sind Rodeln mit dem Bremssystem von Reinhard Ferner aus Mühlen (Bez. Murau). Das System hat sich der Steirer patentieren lassen, er erhielt dafür den Forschungspreis des Kuratoriums für Verkehrssicherheit 2020.
Das sind Rodeln mit dem Bremssystem von Reinhard Ferner aus Mühlen (Bez. Murau). Das System hat sich der Steirer patentieren lassen, er erhielt dafür den Forschungspreis des Kuratoriums für Verkehrssicherheit 2020.
Beim Smaragdrodelverleih von Kaspar Prossegger in Bramberg gibt es auch Rodeln mit Handbremsen – hier das System des Tiroler Rodelherstellers Kathrein.
Beim Smaragdrodelverleih von Kaspar Prossegger in Bramberg gibt es auch Rodeln mit Handbremsen – hier das System des Tiroler Rodelherstellers Kathrein.

Eine wirksame Handbremse bei einem Schlitten kann den Bremsweg um mehr als die Hälfte verkürzen. Das ist das wichtigste Ergebnis eines umfassenden Praxistests, den das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) durchgeführt hat. Konkret kam eine Rodel, die mit 25 km/h unterwegs war, nach einer Vollbremsung nach sieben Metern zum Stillstand. Beim alleinigen Bremsen mit Winterschuhen war der Bremsweg fast 15 Meter lang. Das bedeutet, dass Schlittenfahrer auf ein Hindernis, vor dem sie mit Bremse noch hätten anhalten können, nach sieben Metern mit 18 km/h aufprallen.

Wie beim Skifahren würden auch beim Rodeln sehr hohe Geschwindigkeiten erreicht, betont das Sicherheitsinstitut. GPS-Messungen bei dem Test ergaben Durchschnittsgeschwindigkeiten von etwa 30 km/h sowie Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 60 km/h. Ist die Rodelbahn hart und eisig, kann man mit normalen Winterschuhen - trotz richtiger Bremstechnik und guten Profils - nur sehr schwer abbremsen. Das hat auch sehr häufig schmerzhafte Folgen. Jede Wintersaison verletzen sich rund 2200 Menschen in Österreich bei einer Rodelpartie, davon sind etwa 500 Schwerverletzte. Auch tödliche Unfälle gibt es immer wieder.

Doch es gibt Abhilfe. Besser als Spikes an den Schuhsohlen oder das Anheben des Schlittens zum Abbremsen wirken Handbremsen, bei denen Metallkrallen in der Mitte unter der Rodel in den Schnee oder das Eis greifen. Diese Lösung habe sich als besser erwiesen als Bremsvorrichtungen am hinteren Ende der Kufen, heißt es. Mit ausgewählten Rodelverleihern, darunter Kaspars Smaragdrodelverleih in Bramberg (Pinzgau) mit der 14 km langen, beleuchteten Bahn am Wildkogel, forciert das Kuratorium nun die Schlitten mit Handbremsen.

Der steirische Unternehmer Reinhard Ferner aus Mühlen (Bezirk Murau) hat sich sein Bremssystem patentieren lassen. "Die Bremsen greifen dort ein, wo der Schwerpunkt ist. Mit ein bisschen Übung kann man sogar driften in den Kurven." Das System sei auch nachrüstbar, erklärt der gelernte Maschinenbauer. Mit 79 Euro sei es zwar nicht ganz billig, aber es biete eben Sicherheit. Ferner hat auch die sogenannte Bergaufrodel entwickelt, mit der man sich am Schlepplift ziehen lassen kann. Sie kommt nicht nur beim familieneigenen Lift zur Tonnerhütte zum Einsatz. Rund 400 solche Rodeln hat er nach eigenen Angaben in den Alpenländern, aber auch in Skihallen in den Niederlanden bisher verkauft.

Rodeln mit Handbremse.
Rodeln mit Handbremse.

Beim Verleih von Kaspar Prossegger ist neben Ferners Bremssystem auch jenes des Tiroler Rodelherstellers Kathrein aus Prutz (Bezirk Landeck) im Einsatz. Es funktioniert ähnlich, doch der Abstand zum Untergrund ist größer. Bei viel Neuschnee komme das zum Tragen, heißt es, denn das Bremsgestänge könne da schon etwas bremsen. Ansonsten seien die Benutzer meist sehr zufrieden, denn das Gefühl der Sicherheit sei wichtig.

Allgemein empfiehlt das KFV, beim Rodeln einen Helm zu tragen. Ebenfalls wichtig: Kinder sollten hinten sitzen und nicht vor Erwachsenen, denn wenn man nach vorn geschleudert werde, gefährde man die Kinder sonst erst recht.