Aktuell betreut die 67-jährige Vollblutimkerin eine Million Bienen - ihre sieben Standorte befinden sich unter anderem im Mirabellgarten, beim Museum der Moderne und am Fuße der Festung im Nonntal. Die "Zentrale" liegt in der Salzburger Glangasse - Greimels Bienen sind aber auch in der Steiermark unterwegs.
Wie darf man sich das Imkern in der Stadt vorstellen? Karoline Greimel: Das ist eine gute Frage! Es unterscheidet sich nicht groß vom Imkern am Land, außer: Man muss bedachtsamer mit den Standplätzen umgehen.
Das heißt: Dass man Bienenstöcke nicht dort aufstellt, wo reger Personenverkehr herrscht. Es ist wichtig, dass die Einflugschneise der Bienen zum Bienenstock nie in Richtung Straße oder Gehweg gerichtet ist, weil in dem Fall kollidieren die Bienen mit den Menschen und es entstehen Probleme. Zudem müssen natürlich laut Bienengesetz die Abstände zu den Nachbarn eingehalten werden.
Stadt versus Land - wo imkert es sich aus Sicht der Bienen besser?
Land ist ja nicht gleich Land, muss man dazusagen. Wenn es am Land nur eine Monokultur gibt und/oder viele Pestizide zum Einsatz kommen, dann geht es den Bienen in der Stadt besser. Im Vergleich zum Land gibt es in diesem Fall in der Stadt eine ausgeprägtere Blütenvielfalt. Denn: Blüht am Land die Monokultur nur einen Monat lang und dann ist es wieder vorbei, ist das natürlich schlecht für die Bienen. Ansonsten sehe ich aber keinen Unterschied.
Was hat Sie dazu animiert, in der Stadt eine Imkerei aufzubauen?
Das war ein Forschungsaufenthalt in New York vor zwanzig Jahren: Zu der Zeit waren die Hochhausbienen dort sehr populär.
Ich bin dann nach eineinhalb Jahren in den USA zurück nach Salzburg gekommen und dachte mir, das wäre eigentlich das richtige Haustier für mich. Ich lebte zu der Zeit in einer Penthousewohnung in der Stadt Salzburg und bin sehr viel gereist. Der Gedanke war: Da stelle ich mir einen Bienenstock auf, das ist doch sehr nett. Und so fing alles an.
Ist das so denn ein wirklich gangbarer Weg?
So wie ich es gemacht habe, würde ich es niemandem empfehlen, weil es schon eine fundierte Ausbildung braucht, um Bienen zu halten. Diese ist in Österreich allerdings nicht vorgeschrieben - was ich persönlich sehr schade finde. Sich einfach einen Bienenstock hinzustellen funktioniert aber nicht, man muss schon sehr viel dazu wissen. Ich bin nur den umgekehrten Weg gegangen: Ich war so fasziniert von den Bienen, dass ich nach Anschaffung die dreijährige landwirtschaftliche Schule (Zweig Bienenwirtschaft) absolviert habe.
Welche Fähigkeiten braucht es konkret, um Stadtimkerin beziehungsweise Stadtimker zu werden?
Erstens soll man natürlich keine Bienenallergie haben, zweitens muss man Interesse am Tier mitbringen - und nicht am Produkt. Das ist sehr wesentlich. Drittens muss man auch handwerklich geschickt sein beziehungsweise an manueller Tätigkeit eine Freude haben - weil es als Imkerin oder Imker an den Bienenstöcken und mit Bienen immer wieder etwas zu tun und zu richten gibt und das auch eine schwere, körperliche Arbeit ist. Das unterschätzen viele. Wenn eine Zarge mit Honig voll ist, jongliert man schnell einmal zwanzig Kilo in der Luft hin und her.
Man braucht Durchhaltevermögen und muss dementsprechend dranbleiben, da Bienen das ganze Jahr über Betreuung benötigen. Und man soll natürlich generell Interesse an der Natur haben. Weil man schon auch schauen muss: Was blüht jetzt? Finden meine Bienen genug Futter in der Umgebung? Was blüht als Nächstes? Und so weiter.