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Dachgarten anlegen: eine grüne Oase über der Stadt

Wer sagt denn, dass Garten oder Terrasse ebenerdig sein müssen? Gerade in Zeiten, wo Bodenflächen ohnehin immer rarer werden, lassen sie sich sehr gut ganz oben - auf dem Dach - unterbringen.

In jahrelanger Arbeit hat Elisabeth Galette-Ledochowska ein grünes Paradies auf dem Dachgarten geschaffen.
In jahrelanger Arbeit hat Elisabeth Galette-Ledochowska ein grünes Paradies auf dem Dachgarten geschaffen.

Eine romantische Idylle wie bei Commissario Brunettis "Freisitz" genanntem Dachgarten unweit des Canal Grande in Venedig wird sich in unseren Breiten nicht umsetzen lassen. Dennoch ist auch bei uns ein Dachgarten über den Häusern der Stadt ein ganz besonderer Luxus. So lässt sich aus einem schnöden Flachdach ein gemütliches Outdoor-Zimmer gestalten. Bei cleverer Gestaltung gewinnt man einen kompletten Wohnraum hinzu.

Gemütliche Stunden mit Ausblick vom Dachgarten.
Gemütliche Stunden mit Ausblick vom Dachgarten.

Je nach vorhandener Fläche kann ein Dachgarten in verschiedene Bereiche aufgeteilt werden. Eine Ecke gehören Griller, Tisch und Sessel, wo in der warmen Jahreszeit das Extra-Esszimmer Platz findet. Eine Ruhezone mit Sitzecke befindet sich in einer anderen Ecke, dazu kommen noch diverse Pflanzen.

Architekt schafft Dachgarten-Oase in Salzburg-Schallmoos

Vor 27 Jahren hat Architekt Franz Seidl begonnen, seinen Dachgarten in Schallmoos anzulegen. In seinem Fall ist das eine gepflasterte Dachterrasse, eine dicht bewachsene Grünoase.

Sogar Bäume lassen sich auf einem Dach pflanzen.
Sogar Bäume lassen sich auf einem Dach pflanzen.

Die Pflanzen - Bäume, Sträucher, Kakteen - hat er in große Töpfe gesetzt. "Die Bäume sind schon so alt, manche sogar an die 50 Jahre", schildert er. Voraussetzung dafür: Sie müssen winterhart sein und sehr gut befestigt. "Sonst würden sie beim nächsten Windstoß fallen." Dazu kommt noch ein regelrechter Gemüsegarten mit Tomaten, Paprika, Auberginen & Co. Der kleine Feigenbaum entwickelt gerade seine Früchte, er ist nur bedingt winterhart. Wenn die Pflanzen nicht winterhart sind, müssen sie die kalte Jahreszeit indoor verbringen. Ist genug Platz vorhanden, ist ein frostsicher beheiztes Winterzelt eine brauchbare Lösung.

Bewässerungsanlagen erleichtern die Gartenpflege

Bei den allgemein steigenden Temperaturen ist eine Bewässerungsanlage, verbunden mit einer Zeitschaltuhr, von Vorteil. Der heurige Sommer brachte in Salzburg zwar häufig Regen, doch "wenn es so warm ist wie zuletzt, muss ich dennoch morgens und abends gießen, denn in die Töpfe kommt vergleichsweise wenig Wasser". In Zukunft werden noch viel öfter heftige Winde und Sturm zu erwarten sein, wie der Architekt vermutet.

Pflege fördert gesunden Pflanzenwuchs

Seine Bäume in den großen Töpfen sind inzwischen auf fünf bis sechs Meter angewachsen. "Umtopfen ist in diesem Fall nicht wirklich eine Option und die Töpfe möchte ich nicht zerstören, deshalb geht deren Wuchs in Richtung Bonsai. Wichtig sind hier Bewässerung, Düngung und Schnitt, weil kaum noch Erde vorhanden ist. Etwas Kenntnis darüber und ein gewisser grüner Daumen sind hier also von Vorteil", sagt er augenzwinkernd. Die dichte Weinrebe zeugt davon. Nach dem Rückschnitt im Winter auf etwa einen Meter ist sie nun enorm nachgewachsen.

Schutz für die Dachisolierung: Reinigen und Unkraut entfernen lohnt sich

Zwischen den Fugen sollte immer wieder gereinigt und Unkraut entfernt werden, das Wurzelwerk könnte die darunterliegende Isolierung beschädigen. "Wurzeln sind ziemlich erfinderisch. Sie suchen sich die Stöße zwischen den Belagplatten, wo sie leichter wachsen können. Je nach Abdichtung darunter: Diese muss auf jeden Fall wurzelfest sein", bekräftigt der Architekt. Mit Kleingetier wie Ameisen und Käfern ist ebenfalls zu rechnen, auch wenn sich je weiter oben, umso weniger ansiedeln. "Wenn man Glück hat, kommen bei dichtem Bewuchs auch Vögel her, die hier genug Nahrung finden und uns mit ihrem Zwitschern erfreuen."

Zu bedenken sind überdies die gewünschten Ausblicke und die Himmelsrichtungen. Der Faktor Zeit tut sein Übriges: Bäume und Sträucher wachsen im Lauf der Jahre. Dadurch ergibt sich eine Beschattung samt angenehmem Klima, ebenso ein Sichtschutz, um unliebsame Einblicke zu verhindern.

Es grünt und blüht auf der Dachterrasse von Christian Mayer.
Es grünt und blüht auf der Dachterrasse von Christian Mayer.

Ebenfalls eine Dachterrasse hat Kollege Christian Mayer in Parsch angelegt, jedoch auf einem Holzboden samt entsprechendem Unterbau. Auch bei ihm gedeihen Kräuter, Zier- und Nutzsträucher, Obstbäume sowie Gemüsepflanzen in Töpfen. "Wir haben sogar Zauneidechsen hier heroben, und zwar schon seit Generationen. Die bewähren sich als Fliegenfänger", wie er schmunzelnd erzählt.

Moose und Sedum: Extensivbegrünung fördert Biodiversität am Dach ohne viel Aufwand

Auf Christian Mayers Dachgarten wachsen Blumen und Wildkräuter zwischen den Photovoltaikelementen.
Auf Christian Mayers Dachgarten wachsen Blumen und Wildkräuter zwischen den Photovoltaikelementen.

Ein Geschoß darüber hat er am Dach eine extensive Begrünung aufgebracht. Die Extensivbegrünung ist naturnah angelegt und kann sich weitgehend selbst erhalten und weiterentwickeln. Neben Moosen kommen insbesondere verschiedene Sedum-Arten zum Einsatz. Diese Art der Dachbegrünung kommt mit einer geringen Aufbauhöhe aus (um die zehn Zentimeter), eine zusätzliche Bewässerung ist nicht erforderlich. Nach der Grundbepflanzung hat sich bei Mayer allerhand von selbst angesiedelt. "Das kommt durch Windflug daher, aber auch Vögel lassen so einiges fallen, das dann zu wachsen beginnt." Aktuell gedeiht bei ihm zwischen den Photovoltaikelementen einiges an Blumen, aber auch Wildkräuter kommen vor.

Intensivbegrünungen erfordern genaue Planung

Extensivbegrünungen sind in der Regel mit wenig Aufwand zu betreiben. Im Gegensatz dazu benötigen Intensivbegrünungen mehr Aufbau, Pflege und vor allem genaue Planung. Sinnvoll ist eine Humusschicht von etwa 30 Zentimetern.

Gründächer bieten vielseitige Nutzungsmöglichkeiten

Das intensive Gründach kann auch als Nutzfläche dienen - die entsprechende Statik und Abdichtung darunter vorausgesetzt. Dazu braucht es jedoch eine gewisse Bewässerung. "Darauf kann man von Bäumen über Sträucher bis hin zu Gemüse- oder Erdäpfelbeeten, Radieschen oder Rosen alles anpflanzen. Auch Spielplätze für Kinder oder ein Fußballplatz sind möglich", weiß Flachdachspezialist Rainer Bebek von der Firma Heinrich.

Dachbegrünung senkt Raumtemperatur und steigert die Leistung von Photovoltaikanlagen

Die Vorteile von begrünten Dachflächen liegen auf der Hand. Man muss sich nicht ums Regenwasser kümmern und sie wirken sich günstig auf das Wohnklima aus. Im Sommer wird in den Räumen unterhalb der Dachbegrünung eine um zwei bis vier Grad niedrigere Temperatur gemessen, während es im Winter entsprechend milder bleibt. "Überdies bringt eine Photovoltaikanlage auf einem Gründach durch die naturgegebene Kühlung etwa 10 bis 15 Prozent mehr Leistung", betont Bebek.

Balkone sind nur bedingt als Dachgarten oder -terrasse geeignet.

"Ein Dachgarten sorgt für Beschattung und Sichtschutz."
Franz Seidl
Architekt

"Meist fehlt es hier an Regenwasser", sagt Architekt Franz Seidl. Heutzutage wird in der Bauwirtschaft meist versucht, so zu planen, dass Dach oder Terrasse bepflanzbar sind. Vor allem ist es ratsam, Fachleute für die Bepflanzung zurate zu ziehen.

Im Dachgarten der Zukunft wird sogar Energie gewonnen, nicht nur gepflanzt, wie die Boku, Universität für Bodenkultur Wien, derzeit im Projekt PV-Dachgarten entwickelt. Ziel ist es, Photovoltaik, Dachbegrünung und -nutzung für Bewohner und Bewohnerinnen zu innovativen Systemkonzepten zu verbinden.

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