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Fassadenbegrünung mit Moos lässt heiße Städte aufatmen

Was für Architekten, Stadtplaner und Bevölkerung Zukunftsmusik war, hält jetzt Einzug in den urbanen Raum: Moos hilft beim Kühlen - und sieht gut aus.

Begrünte Außenwände kühlen und tun dem Auge gut.
Begrünte Außenwände kühlen und tun dem Auge gut.
Ganze Mauern oder gar Lärmschutzwände können, mit Moos begrünt, für ein angenehmeres Klima sorgen.
Ganze Mauern oder gar Lärmschutzwände können, mit Moos begrünt, für ein angenehmeres Klima sorgen.
Jens Loschke leitet den Vertrieb bei Moos Moos.
Jens Loschke leitet den Vertrieb bei Moos Moos.

Der Rohstoff stammt aus europäischen Wäldern, im deutschen Oppach wird das Moos händisch von Tannennadeln und Ähnlichem gereinigt, präpariert und büschelweise in Handarbeit auf vorgefertigten Platten zu großen Bauelementen zusammengefügt. "So kommt ein nachhaltiges, dauerhaftes und angenehmes Mikroklima in Städte und an Gebäude", sagt Jens Loschke von der Moos Moos Manufaktur. "Greenovation" heißt der Ansatz, wohltuende Natur in Paneelen auf nackten Betonflächen zu befestigen.

"Greenovation": Doch was leistet Moos im urbanen Raum?

Begrünte Flächen sehen nicht nur attraktiv aus und beruhigen menschliche Nerven, sie verringern in den warmen Monaten vor allem die Hitze in den Städten, da im Moos gebundenes Regenwasser verdunstet und die Umgebung kühlt. Bauelemente aus Moos binden indes Staubpartikel, die mit dem Regen abfließen können. Auch dadurch verbessert sich die Luftqualität. Loschke: "Wir messen einen durchschnittlichen Regenwasserrückhalt von acht Litern pro Quadratmeter." Bei zugepflasterten oder geteerten Straßen würde Regenwasser ungenutzt in der Kanalisation verschwinden, Mooselemente könnten deshalb helfen, mehr Wasser im Kreislauf zu behalten.

Lärm: Moos an Außenwänden absorbiert Schall

Auch gegen die Geräuschkulisse vorbeifahrender Autos oder gegen ausufernden Unterhaltungslärm leistet Moos an der Fassade ganze Arbeit, denn es absorbiert den Schall um bis zu 30 Prozent von allem, was sich geräuschtechnisch davor abspielt. Sinnvoll sind Elemente aus Moos laut Jens Loschke ab einer Fläche von zehn Quadratmetern. "Bei kleineren Einfamilienhäusern ist es immerhin noch ein schönes gestalterisches Element."

Auch im ländlichen Raum und im gewerblichen Bereich sehe Moos an den Außenwänden gut aus, weil sich neue Werkshallen besser in die Natur einfügten, wenn ein Teil der Fassade grün sei. "Nicht zu vernachlässigen sind Vorteile wie ein guter Sichtschutz und eine erfolgreiche Lärmdämmung, beispielsweise dann, wenn Menschen an einer Bahnstrecke wohnen oder arbeiten", betont der Vertriebsmann von Moos Moos.

Wie lang die Greenovation an Fassaden hält?

Loschke schmunzelt und sagt: "Mindestens sechs Jahre, denn so lang sind die Wände, die wir selbst testen, schon schön und in voller Funktion. Bald werde ich sagen können, dass sie mindestens sieben Jahre alt werden." Sollten die Paneele dann doch einmal etwas unansehnlich werden, können sie mit der Präparation erneut eingesprüht werden. "Dann sehen sie wieder aus wie am ersten Tag und der finanzielle Aufwand ist gering", sagt er. Die Montage übernimmt Moos Moos selbst - "ob in Salzburg oder Honolulu".

Die Unterkonstruktion mit den aufgeschraubten Platten hinterlüftet die Fassade. Möglich ist das Anbringen das ganze Jahr über, wenn zumindest Plusgrade herrschen. "Wegen den Fingern der Handwerker", wirft Loschke ein. Das Moos kann danach das ganze Jahr draußen bleiben, bei Wind und Wetter. Dank der ungiftigen Salzpräparation, mit der das Moos behandelt ist, bleiben Säugetiere ebenso fern wie Insekten. Wer Bedenken wegen Gelsen und anderer Stechmücken hat, die sich im feuchten Ambiente allzu wohlfühlen könnten, muss sich offenbar keine Sorgen machen.

Moos Moos-Showroom im Helix beim Europark

Wer Moos Moos sehen und auch angreifen möchte, kann das in Salzburg aktuell bei L'Idea im Gusswerk am Rande der Stadt Salzburg machen. Sobald die Helix beim Europark fertiggestellt ist - voraussichtlich wird es Ende des Jahres so weit sein -, wird Moos Moos dort einen eigenen Showroom eröffnen. "Moos ist übrigens auch im Innenraum hübsch und wohltuend", sagt Jens Loschke. Sein Unternehmen, hinter dem die Bergermann Floristik GmbH steht, entwickelt seit dem Jahr 2016 natürliche Raumelemente für Hotels, Gastronomie oder Büros im modernen Biophilic-Design. Bei allen Einsatzgebieten gilt: Moos steigert das Wohlbefinden, reguliert die Luftfeuchtigkeit und liefert eine gute Schallisolierung.

Und auch um die Nachhaltigkeit kümmert sich das Team bei der Moosernte. Loschke: "Aus einem Quadratmeter Waldmoos entnehmen wir seit dem Start unseres Bewirtschaftens im Jahr 1990 je etwa 70 Prozent. So kann das Moos gut nachwachsen und hat sich spätestens innerhalb von zwei Jahren wieder vollständig regeneriert. Den Bäumen tut es gut, wenn sie etwas Luft bekommen, denn dann gelangt Regenwasser schneller zu ihren Wurzeln."