Ohne Investitionen von Privaten oder auch gewerblichen Investoren steht auf dem Immobilienmarkt alles still. Das beweist die gegenwärtige Situation. Dabei geht es nicht nur um den Neubau, sondern auch um "kleinere" Investitionen, sei es in die thermische Sanierung, sei es in die Instandsetzung des Wohnraums. Das zeigen die Analysen des "Branchenradars" deutlich, in denen die Umsätze einzelner Branchen analysiert werden. Egal ob für das Bad, die Küche oder neue Fenster, überall zeigten sich zuletzt rückläufige Tendenzen.
Investmentmarkt stagniert
Das gilt eben auch im Großen. "Der Investmentmarkt in Österreich ist bei Wohnimmobilien zusammengebrochen. Vor allem durch die höheren Zinsen und die hohen Preise gibt es attraktivere Investmentmöglichkeiten", sagte Roman Oberndorfer, neuer Fachverbandsobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), kürzlich im SN-Interview.
Und das gilt natürlich auch global: "Family Offices setzen weltweit zunehmend auf direkte Unternehmensbeteiligungen anstatt auf klassische Anlageformen wie Immobilien oder Fonds. Global fließt noch rund ein Drittel des Kapitals in Immobilien", heißt es etwa in einer aktuellen PwC-Studie. Wobei die Geldanlage der wohlhabenden Österreicherinnen ohnehin noch stark immobiliengeprägt ist. Hierzulande "bleibt Betongold klar vorn, denn rund 59 Prozent der investierten Mittel entfallen nach wie vor auf Immobilien. Das ist fast doppelt so viel wie im internationalen Vergleich und unterstreicht die traditionelle Anlagestrategie hierzulande", heißt es in der Studie.
Um die verfahrene Situation nicht nur auf dem Immobilieninvestmentmarkt wieder in Schwung zu bringen, müssten sich noch einige Parameter verändern. "Die Inflation - sie lag im Jahr 2024 durchschnittlich bei 2,9 Prozent - wirkt in Österreich weiterhin nach. 29 Prozent der Menschen berichten, weniger Geld zur freien Verfügung zu haben als im Vorjahr", analysieren die Experten von der TeamBank Österreich.
Nachfrage nach Krediten steigt
Einige Faktoren sprechen dafür, dass sich die Stimmung wieder aufhellt. Dazu gehören die Zinssenkungen der EZB in den vergangenen Monaten. Sie haben laut der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) die Nachfrage nach Wohnbaukrediten wieder ansteigen lassen. Nach einem historischen Tief Anfang 2024 steigt demnach die Nachfrage privater Haushalte nach Wohnbaukrediten seit dem ersten Halbjahr 2024 wieder. "2024 war der Anstieg noch moderat, in den ersten beiden Quartalen 2025 fiel er deutlicher aus", heißt es seitens der OeNB. Für das dritte Quartal 2025 erwarten die von der Nationalbank befragten Banken einen erneuten Anstieg der Kreditnachfrage. Hauptgrund für diese Entwicklung sind demnach die gesunkenen Zinsen - wesentlich bestimmt durch die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Von Juni 2024 bis Juni 2025 hat die EZB ihren Leitzins schrittweise von vier Prozent auf zwei Prozent gesenkt. "Infolgedessen ist das Zinsniveau allgemein gesunken und Kredite sind günstiger geworden", heißt es. Zusätzlich seien Kredite finanzierbarer geworden, weil die Realeinkommen der privaten Haushalte im vergangenen Jahr stark gestiegen sind. "Entsprechend melden die heimischen Banken eine deutliche Zunahme der Finanzierungsanfragen für den privaten Wohnbau."
EZB hält Leitzinsen stabil
Auf diese Tendenz wird die EZB-Entscheidung vom vergangenen Donnerstag, die Leitzinsen vorerst stabil bei zwei Prozent (Hauptrefinanzierungssatz 2,15 Prozent) zu halten und nicht zu senken, wenig Einfluss haben. Denn die EZB hatte die Leitzinsen zuvor schon sieben Mal in Folge gesenkt. Grund für die Zurückhaltung der EZB ist vor allem der Zollstreit zwischen der EU und den USA unter Präsident Donald Trump. Die Folgen der teils verhängten und teils angedrohten hohen Zölle für die Konjunktur und die Inflation lassen sich nur schwer abschätzen. Zwar hält sich die Wirtschaft im Euroraum robuster als angenommen, doch spurlos geht der Handelskonflikt nicht an Unternehmen und Verbrauchern vorbei. Die EZB erwartet heuer nur ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent in der Eurozone.
Immobilienmarkt erholt sich deutlich
Ungeachtet dessen gibt es erste positive Anzeichen im Immobiliensegment. "Der österreichische Immobilieninvestmentmarkt hat sich im zweiten Quartal 2025 deutlich aktiver als im Vorquartal gezeigt. 891 Mill. Euro wurden registriert. Das ist eine deutliche Steigerung zum Vorquartal, aber auch zum Vorjahresquartal schlägt ein deutliches Plus von 40 Prozent zu Buche", heißt es in einer CBRE-Marktanalyse. Im ersten Halbjahr 2025 wurden zusammengerechnet 1,26 Mrd. Euro investiert, womit der Rückstand zum Vorjahr nahtlos aufgeholt wurde (plus ein Prozent zum ersten Halbjahr 2024). Lukas Schwarz, Head of Investment Properties bei CBRE: "Der österreichische Investmentmarkt hat sich im zweiten Quartal erfreulicherweise deutlich dynamischer gezeigt. Insbesondere die institutionellen Fonds sind bei angepassten Kaufpreisen verkaufsfreudiger. Zudem registrieren wir bei frei finanzierten Wohnobjekten eine große Nachfrage auf Käuferseite."
Mehr Flexibilität bei der Immobilienkreditvergabe
Und auch das Auslaufen der sogenannten KIM-Verordnung dürfte die Stimmung bei privaten Immobilieninvestoren wieder aufgehellt haben. Zwar werden sich auch künftig die Banken an den entscheidenden drei Pfeilern für eine Immobilienkreditvergabe (mindestens 20 Prozent Eigenkapital, Rückzahlungsrate nicht höher als 40 Prozent des Haushaltseinkommens, Laufzeit nicht länger als 35 Jahre) orientieren, aber die Flexibilität ist höher, die Vorgaben müssen nicht auf die Kommastelle genau erfüllt werden. "Wir sehen, dass die Nachfrage nach privaten Wohnfinanzierungen 2025 wieder deutlich steigt", bestätigt Claus Graggaber, Landesdirektor der Salzburger Sparkasse: "Viele haben aufgrund der Entwicklungen in den vergangenen Jahren keine Möglichkeit auf Eigentum gesehen. Das Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität ist in der Salzburger Bevölkerung stark verankert. Eigentum wird nicht nur als bevorzugte Wohnform, sondern auch als wertbeständige Anlage und langfristige Absicherung - insbesondere im Alter - gesehen."