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Digitale Heizungszähler: Energie sparen und Legionellen vermeiden

Erst wenn man die Heizparameter kennt, lässt sich Energie einsparen. Legionellen im Warmwasser können gesundheitsschädlich sein, dann braucht es Profis zur Bekämpfung.

Legionellen können in Wohnhausanlagen schnell zum Problem werden. Regelmäßige Labortests sind deshalb unerlässlich.
Legionellen können in Wohnhausanlagen schnell zum Problem werden. Regelmäßige Labortests sind deshalb unerlässlich.
Legionellen sind immer im Wasser, aber in einer niedrigen Konzentration.¦Zoran Jelen¦GF Techem Wassertechnik
Legionellen sind immer im Wasser, aber in einer niedrigen Konzentration.¦Zoran Jelen¦GF Techem Wassertechnik

Die Digitalisierung ist nicht nur ein Schlagwort, sie erreicht immer mehr Lebensbereiche, so auch das Wohnen. Waren früher in Wohnanlagen analoge Instrumente installiert, um etwa den Energie- oder den Wasserverbrauch einmal im Jahr zu erheben, so sind nun Dutzende Sensoren im Einsatz, die alle relevanten Daten laufend aufzeichnen und in einer Datenbank zusammenfassen.

Digitalisierung treibt Energiewende voran

"Ohne Digitalisierung gibt es keine Energiewende", bestätigt Matthias Göttfert, Geschäftsführer der in Innsbruck ansässigen Firma Techem, die sich auf genau diese Hilfestellungen für die Hausverwaltungen spezialisiert hat. Göttfert ist für den Bereich Messtechnik zuständig: "Wir haben eigene Messgeräte, die beispielsweise an der zentralen Heizungsanlage angebracht sind." Der Zuständigkeitsbereich beginnt also bei den Hauptzählern der Energieversorger und reicht bis in den Wohnraum hinein. Wo früher auf den Heizkörpern ein Verdampferröhrchen angebracht war, ist nun ein digitales Messgerät installiert, das den Wärmeverbrauch exakt aufzeichnet und per Funk an ein Gateway im Stiegenhaus weiterleitet. Dieses Gateway ist in der Regel mit einer SIM-Karte ausgestattet und kann die gesammelten Daten sofort an die Techem-Zentrale weiterleiten. "Das ist unser Hauptgeschäft, die Heizkostenabrechnung", sagt Göttfert. Denn verbunden mit den jeweiligen Tarifsystemen der Energieanbieter, erstellt Techem für jede Wohnung die Heizkostenabrechnung. Das funktioniert beispielsweise auch bei Fußbodenheizungen. Da sind die Zähler am zentralen Wärmeleitungsverteiler im Wohnraum angebracht.

Damit alles seine Ordnung hat, sind die Wasserzähler und Wärmezähler geeicht und werden alle fünf Jahre ausgetauscht. Lediglich die Geräte auf den Heizkörpern sind nicht amtlich geeicht, verplombt sind allerdings alle Geräte, um unbefugten Zugriff zu verhindern.

Wie weit solche digitalen Lösungen schon verbreitet sind, zeigt ein Blick auf die Zahlen. Göttfert: "Allein wir haben 2,3 Millionen Zähler in 500.000 Wohnungen in Österreich installiert." Zu dieser Zahl kommen noch die Sensoren der anderen Dienstleistungsanbieter.

Neue Technologie spart Energie ein

Der Vorteil der Digitalisierung liegt für Göttfert auf der Hand. "Nur wenn wir wissen, was verbraucht wird, können wir Energie einsparen." Und das kann jeder Bewohner/jede Bewohnerin, gleich ob in Miete oder Eigentum, jederzeit auf einem eigens (und in Österreich) entwickelten Kundenportal herausfinden. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise durch Verhaltensänderungen viele Einsparpotenziale heben. "Außerdem müssen wir jetzt nicht mehr in jede Wohnung hinein, früher mussten wir sogar zu jedem einzelnen Heizkörper", erklärt der Experte.

Hilfe bei Legionellengefahr

Techem ist aber nicht nur bei der Energiezählung aktiv, sondern auch im Bereich der Wassertechnik. "Dieser Bereich ist vor 27 Jahren aus einer internen Notlage heraus entstanden", erzählt der zuständige Geschäftsführer Zoran Jelen: "Inzwischen ist die Wassersparte eigenständig auf dem Markt aktiv." Acht Standorte in Österreich bieten den Hausverwaltungen flächendeckend Unterstützung, wenn es um die Trinkwasserhygiene und die Heizwasserthematik geht.

Größtes Problem ist dabei das Thema Legionellen. Jelen: "Legionellen sind immer im Wasser, aber in einer niedrigen Konzentration." Das Problem beginne meist nach dem Wasserzähler. Denn die Verteilung im Haus und die Arten der Warmwasserbereitung sind oftmals problematisch. "Solange die Temperatur passt, ist alles okay", sagt Jelen. Steht aber das Warmwasser länger im Rohr und befindet sich in einem bestimmten Temperaturbereich, dann vermehren sich die Legionellen explosionsartig. Solange man das Wasser trinkt, ist auch das noch kein Problem, das entsteht vielmehr beim Duschen, wenn man die belasteten Aerosole einatmet. "In vielen Häusern existiert kein gutes Zirkulationssystem und auch Leerstand ist hier ein Thema", erzählt der Experte. Für gesunde Menschen seien die Legionellen ungefährlich, aber wenn man Vorerkrankungen aufweist, kann das im schlimmsten Fall sogar tödlich enden.

Legionellen bilden sich durch Dämmmangel

Legionellen können beispielsweise dann entstehen, wenn im Haus die Kaltwasser- und die Warmwasserleitungen ohne ausreichende Dämmung zu nahe aneinander geführt werden. Der kritische Bereich liegt zwischen 25 und 50 Grad. "Ab 55 Grad wird das Wachstum gehemmt, ab 65 Grad werden die Legionellen getötet."

Als eine Vorsichtsmaßnahme, die jeder berücksichtigen kann, empfiehlt Jelen, nach der Rückkehr aus dem Urlaub das Warmwasser rinnen zu lassen, das Fenster zu öffnen und den Raum zu verlassen, damit der Wasserdampf entweichen kann.

Probenanalyse deckt Legionellenbefall auf

Mit seiner Firma wird Jelen im Auftrag der Hausverwaltung aktiv und entnimmt Proben, die im eigenen Labor ausgewertet werden. "Wir machen quasi das ,Pickerl' für die Anlage." Wird ein Legionellenbefall festgestellt, gibt es Empfehlungen über die notwendigen Maßnahmen. "Wir machen dann eine chemische oder thermische Desinfektion, etwa mit hohen Temperaturen", erklärt Jelen: "Als Sofortmaßnahme kann man spezielle Brauseköpfe einbauen, die Legionellenfilter haben." Wird chemisch eingegriffen, kommen in erster Linie kleine Chlorabgaben zum Einsatz. Sind bauliche Maßnahmen nötig, werden Installateurbetriebe hinzugezogen.

Tipp: Heizungswasser regelmäßig reinigen

Und noch einen Tipp hat der Experte: Gerade auf das Heizungswasser etwa in Fußbodenheizungen sollte man besonderes Augenmerk legen. "Da wird in der Regel ja Trinkwasser verwendet, das aber Schlammablagerungen verursachen kann, was zu einer schlechteren Wärmeübertragung und zu Schäden am Heizkessel führt." Deshalb sollte dieses Wasser regelmäßig gereinigt und demineralisiert werden. Neben Eisen- und Kalkablagerungen kann sich auch ein dünner "Biofilm" bilden. Wie man solche Verunreinigungen erkennt? "Wenn beim Entlüften schon so eine braune Soße rauskommt, ist es höchste Zeit!"