Rund zehn Prozent der Treibhausgasemissionen in Österreich stammten 2022 laut Umweltbundesamt von Gebäuden. Bis 2050 soll der Anteil gemäß EU-Klimaziel bei null liegen. Um das zu erreichen, müssten wir den Energieverbrauch massiv drosseln und fossile durch erneuerbare Heizsysteme ersetzen. Die fast fünf Millionen Wohneinheiten in Österreich sind zu 56 Prozent Wohnungen oder Doppelhäuser. In Mehrparteienhäusern sind die thermische Sanierung und Heizungsumstellung eine besondere Herausforderung, weil sich wesentlich mehr Menschen einig werden müssen.
Bis 2035 keine fossilen Brennstoffe mehr?
Horst Burkl ist bei der Wohnbaugenossenschaft "die salzburg" für Hausverwaltung und Sanierung verantwortlich. Von den 450 verwalteten Wohnobjekten werden etwa 150 noch mit Öl oder Gas beheizt. Bis 2035 will man die fossilen Brennstoffe hinter sich haben. Um das zu erreichen, werden jedes Jahr zehn bis zwölf Objekte saniert.
Bei Eigentumswohnungen ist der Meinungsbildungsprozess weitaus schwieriger, auch wenn Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Eigenheimbesitzer grundsätzlich sanierungswillig ist. In den 1990er-Jahren gab es bereits einen regelrechten Dämmungsboom. Oft fehlt nur noch die klimaneutrale Heizanlage. Für beide Maßnahmen - thermische Sanierung und Heizungsumstellung - gibt es derzeit großzügige staatliche Förderungen. Dennoch geht zu wenig weiter. Die Sanierungsrate steht in Österreich seit dem Jahr 2015 bei 1,5 Prozent. Knapp drei Prozent wären nötig, um im Gebäudebereich bis 2050 klimaneutral zu werden. Mit jedem Jahr wird das gesetzte Ziel schwerer erreichbar.
Gebremster Sanierungswille
Am zögerlichen Sanierungswillen sind laut Hausverwalter und Energieberater mehrere Faktoren schuld. An erster Stelle stehen die enorm gestiegenen Kosten für alle Baumaßnahmen und der Mangel an Fachkräften, welche die Arbeiten übernehmen könnten. "Bis vor ein, zwei Jahren waren Bewohner aufgrund der günstigen Raten noch zu einem Kredit zu bewegen. Heute schaut das ganz anders aus", sagt Horst Burkl.
Gestiegen sind aber auch alle Energiepreise, egal ob Öl, Gas, Pellets oder Strom. Das erschwert die Entscheidung für das eine oder andere Heizsystem. Außerdem gibt es bei den Besitzern älterer Objekte einen Generationenwechsel, ergänzt Burkl: "Die Nachfolger wohnen oft selbst nicht in den Wohnungen, sondern betrachten sie als Einnahmequelle - ungeachtet dessen, dass eine sanierte Immobilie natürlich einen ganz anderen Wert hätte."