Frühling ist Gartenzeit. Wer noch nicht richtig in die Gänge gekommen ist, keine Sorge. Die Gartenarbeit verlangt zwar Disziplin, sollte aber Spaß machen. Hier kann man sich vom britischen König etwas abschauen. In seiner Gartenanlage Highgrove, die jährlich rund 40.000 Besucher anzieht, hat er die jahrhundertealte Gartentradition auf den Kopf gestellt.
King Charles fördert naturnahes Gärtnern
Statt exakt gestutzter Hecken und getrimmter Figuren aus Gewächsen, die der Biodiversität ohnehin wenig dienlich sind, darf bei ihm die Natur wachsen und wuchern, auch wenn sich da und dort die barocke Gartenkunst durchsetzt. Frei also nach Shakespeare: Wie es euch gefällt. Für den König besteht die hohe Kunst der Gartenplanung darin, die Bepflanzung so zu gestalten, dass der Garten beim Blick aus dem Fenster auch in den Wintermonaten reizvoll ist.
In seinem Buch "Highgrove - ein Jahr im königlichen Garten" schreibt er, seine Art des Gärtnerns sei ein bescheidener Versuch, zur Heilung von Schäden beizutragen, die durch kurzsichtiges Handeln dem Boden, der Landschaft und letztlich unseren Seelen zugefügt wurden. Wobei sich King Charles sicher nicht selbst die Hände schmutzig macht.
Auch private Grünflächen tragen zum Klimaschutz bei
Hierzulande ist die Frage, ob man die Grünflächen der eigenen Immobilie vor, neben und hinter dem Haus begrünt, schottert oder brachliegen lässt, eine persönliche, die oft nur eine Anforderung erfüllen muss: pflegeleicht zu sein. Dennoch zeigt sich vor allem im dichter werdenden städtischen Raum, dass private Grünflächen durchaus in der Lage sind, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Ungepflasterte, artenreiche Gärten mit diversen Wuchshöhen und Altersstrukturen puffern Hitze und speichern Regenwasser, tragen positiv zur Grundwasserneubildung bei und sind für viele Tiere und Insekten Nahrungsquelle. Doch gesunder Boden und Artenvielfalt haben im städtischen Raum nicht den Stellenwert, der ihnen gebührt, konstatiert man an der Universität für Bodenkultur. Dabei wird mit zunehmender Versiegelung wichtiger, Oberflächen offen zu halten für Verdunstung und Abfluss.
Gartengestaltung klein starten
Natur und Artenvielfalt haben in jedem noch so kleinen Garten Platz, das ist keine Frage von Stadt oder Land. Wer überlegt, sich einen natürlichen und klimafitten Garten zu schaffen, braucht vor allem zwei Dinge: Gelassenheit und Geduld. Dabei sollte man sich nicht von den schönen Bildern in Gartenratgeber-Magazinen täuschen lassen. Oft ist das, was dort wild und farbenfroh aussieht, Ergebnis akkurater gärtnerischer Planung.
Der erste Rat bei der Gartengestaltung lautet: klein anfangen. Bei einer großen Fläche empfiehlt es sich, mit kleinen Inseln zu beginnen - hier ein Hochbeet fürs Gemüse, da die Sitzgelegenheit mit schattenspendender Bepflanzung, dort die Blumenhecke für Kleintiere und Insekten.
Das macht die Planung überschaubar und vor allem bezahlbar. Mehrjährige Stauden sind dankbar, kleine Beete mit drei bis fünf verschiedenen Sorten, die über das Jahr verteilt blühen, sind optisch schön und machen wenig Arbeit. Jede gut sortierte Gärtnerei gibt Empfehlungen zu Pflanzen, die sich gut vertragen und mit geringer Pflege auskommen.
Sterile Blühpflanzen vermeiden
Wo im Handel keine fachliche Beratung angeboten wird, ist es ratsam, eine gartenversierte Person mitzunehmen. Blühpflanzen, die im Gartencenter noch so schön aussehen, verkümmern möglicherweise an dem Standort, der zu Hause vorgesehen wäre. Sinnvoll für einen Naturgarten sind Blumen und Pflanzen, die der Tierwelt dienen. Hortensien beispielsweise sind zwar schön, bieten aber meist keine Pollennahrung für Insekten, wenn sie sterile Blüten haben und keine Samen ausbilden.
Bäume im Garten sind natürliche Klimaanlagen
Bäume im Garten sind natürliche Klimaanlagen. Sie beschatten und kühlen den Garten durch Verdunstung von Wasser, was wiederum die Luftfeuchtigkeit erhöht. Es gibt eine Untersuchung, wonach die Kühlleistung eines großen Baumes der Leistung von zehn Klimaanlagen entspricht. Dieser kühlende Effekt wirkt positiv auf die gesamte Umgebung.
Umweltfreundliche Rasenalternativen brauchen kaum Pflege
Eine nicht unwichtige Rolle spielt auch der Rasen. Wer der Natur Raum geben möchte, wählt nicht den herkömmlichen, artenarmen Rasen, dessen Gräser nur bis in die ersten Bodenzentimeter wurzeln und zusätzliche Bewässerung brauchen. Alternativ kann eine Wiese mit standortgerechten Wildblumen und Wiesengräsern angelegt werden, zumindest partiell, oder ein Kräuterrasen - der ist pflegeleicht, umweltfreundlich und ökologisch wertvoll. Diese Alternativen überstehen trockene Phasen ohne Gießen, benötigen kaum Pflege. Ihre Wurzeln reichen tiefer, was wiederum den Boden bei Starkregen vor Erosion schützt.
Gartenverstecke für Wildtiere schaffen
Wer im Garten eine Ecke findet, in der Holz, Laub, Reisig Platz finden dürfen, schafft damit Verstecke für Gartentiere, für den Igel beispielsweise. "Seinen" Tieren in Highgrove zollt der britische König übrigens auch gehörig Respekt: Einer Überlieferung zufolge brütete einst an einem entlegenen Ende des Gutes eine Ente, die mit ihrem Nachwuchs eine Straße außerhalb des Geländes zu queren hatte. Auf Geheiß von Charles wurden kurzerhand Bobbys zur Seite gestellt, um den Enten Geleit zu geben.