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So wird der Garten naturnah: "Heimische Pflanzen haben eine viel stärkere Möglichkeit, sich anzupassen"

Klimawandel und Insektensterben trotzen: Privatgärten können heimischen Arten Unterschlupf und Nahrung bieten. Warum heimische Gehölze wichtig sind und worauf man sonst achten sollte.

Wie ein Garten naturnah wird (Archivbild).
Wie ein Garten naturnah wird (Archivbild).

Wildbienen, Rotkehlchen und Schmetterlinge: Einige Tipps, wie man sie in den eigenen Garten locken kann.

1. Welche Pflanzen sollte man im Garten haben?

Wer heimische Pflanzen in den Garten holt, hat schon viel richtig gemacht. Expertin Carolina Trcka-Rojas vom Österreichischen Naturschutzbund erklärt: "Egal ob Gehölze oder Kräuter, selbst wenn man heimische Pflanzen auf einer Wiese aufkommen lässt, das ist nicht nur für das Klima wichtig, sondern auch für die Tierwelt." Nach Jahrtausenden seien heimische Pflanzen an die Standorte angepasst. Daher sei es wichtig, diese Pflanzen zu stärken. "Wir haben sehr schöne heimische Pflanzen - wie unsere Rosen." Dazu zählen etwa die Rotblättrige Rose oder die Hundsrose, die viele Hagebutten produziert. Auch Wildäpfel gehören zu den Rosengewächsen. Letztere hätten schöne Blüten, die vor allem Nahrung für Wildbienen bereithielten, erklärt Trcka-Rojas. Rosen bieten zudem Vögeln Unterschlupf, Nistplatz und Nahrung. Das tun auch Hecken aus heimischen Sträuchern, die zudem einen kühlenden Effekt haben. Sie halten "Staub und starken Wind ab und filtern die Luft". Die niederösterreichische Initiative "Natur im Garten" (gegründet 1999, um die Vielfalt zu fördern) verweist darauf, dass mehr als 60 Vogelarten allein die Früchte des Schwarzen Holunders nutzten - und im Weißdorn seien mehr als 150 Insektenarten nachgewiesen worden.

Verzichten sollten Gartenbesitzerinnen und -besitzer auf torfhaltige Erde. Denn durch den Abbau von Torf gingen einzigartige Feuchtbiotope verloren, betont "Natur im Garten". Moore und Feuchtgebiete machten zwar nur drei Prozent der Erdoberfläche aus, speicherten aber rund 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs.

2. Worauf ist bei Blumenwiesen zu achten?

Wer eine Blumenwiese anpflanzen will, sollte beim Samenkauf genau hinschauen. Wenn auf der Verpackung nicht steht, welche Sorten enthalten sind, sollte man davon die Finger lassen. Denn dann seien vermutlich "nur einjährige Arten enthalten, die von weither gebracht werden. Sie schauen schön aus. Und ja: Sie werden von Bienen besucht, aber von Honigbienen, und von Schmetterlingen besucht, aber nur solchen, die es überall gibt", sagt Trcka-Rojas. Dabei seien die Wildbienen vom Bienensterben betroffen. Häufig angesiedelt worden sei die amerikanische Honigbiene. Diese nehme aber heimischen Arten die Nahrung weg. Daher sollte man nur Blumenmischungen kaufen, deren Arten man kennt. Erkundigen könne man sich auch bei Vereinen wie der Salzburger Biotopschutzgruppe "Halm" oder bei Biogärtnern und -baumschulen.

3. Wie wirkt sich der Klimawandel aus?

"Heimische Pflanzen sind vielleicht noch nicht perfekt angepasst, aber im Gegensatz zu nicht heimischen haben sie eine viel stärkere Möglichkeit, sich anzupassen", erklärt Trcka-Rojas. Sie könnten etwa tiefer wurzeln. "Egal, welche Jahre kommen oder ob es um plötzliche Kälteeinbrüche oder Hitze geht - die Pflanzengenetik hat schon Schlimmeres erlebt." Die Extreme würden zwar häufiger, "aber nichts, womit Pflanzen nicht grundsätzlich zurechtkommen". Zudem könne man die Pflanzen auch "ein bisschen trainieren, damit sie tiefere Wurzeln bilden". So könne man sie auf Trockenzeiten durch weniger häufiges Gießen vorbereiten. Für Klima und die Geldbörse sei es ebenso gut, eigenes Gemüse anzubauen. "Auch ein paar unserer Gemüsepflanzen werden von heimischen Insekten gerne besucht. Ein widerstandsfähiges Gartenbeet ist ein Gewinn." "Natur im Garten" rät zu Mulchschichten - etwa aus Rasenschnitt, Laub oder gehäckseltem Strauchschnitt aus dem Garten. Damit könnten Böden feucht und kühl gehalten werden. So muss man nicht so oft gießen - und spart Verpackung und Transportkosten.

4. Wie oft sollte man den Rasen mähen?

Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Der Naturschutzbund rät dazu: "So wenig wie möglich, so oft wie nötig." Auch sei es sinnvoll, wilde Ecken stehen zu lassen. "Diese werden auch nicht unendlich hoch, sind aber perfekte Rückzugsorte für Insekten", erklärt Trcka-Rojas. Auch könne man Blüteninseln wachsen lassen - oder Wege mähen und den Rest stehen lassen.

Eine Umfrage zeigte kürzlich, dass Kunstrasen immer unbeliebter wird: Fast ein Drittel der Österreicher ist demnach sogar für ein Verbot. Die Alternative dazu oder auch zu Bodenplatten oder Asphalt wäre ein Schotterrasen. Laut Universität für Bodenkultur (Boku) ist dies eine begrünte, versickerungsaktive und belastbare 30 bis 50 Zentimeter tiefe Schotterpackung - für Parkplätze oder wenig genutzte Zufahrten. Hier könne auch Oberflächenwasser gut versickern. Schotterrasen werde nicht sehr hoch, dennoch habe man ein Stück Natur, wo Pflanzen Platz fänden, sagt Trcka-Rojas.

5. Wie soll man am besten düngen?

Ein Mal pro Woche Beete oder Rasen zu düngen sei übertrieben, erklärt Expertin Trcka-Rojas. "Alles, was damit angezüchtet wird, sind ,Unkräuter'" - und zwar dort, wo man sie nicht wolle. So sei ein starker Brennnesselwuchs beispielsweise ein Zeichen der Überdüngung. Zu den besten natürlichen Düngern gehöre durchsetzter Kompost. "Ein Komposthaufen kommt nicht nur den Pflanzen zugute, sondern auch den Tieren - sie finden dort Nahrung."