SN.AT / Leben / Wohnen

Salzburgs größte Holzwohnsiedlung in Hallein: Neue Heimat in Holz

Die Südtirolersiedlungen machen immer öfter Platz für Neubauten. In Hallein steht bereits heute Salzburgs größte Holzwohnsiedlung.

Die 2024 fertiggestellte größte Holzwohnbausiedlung Salzburgs der gswb in Hallein-Burgfried.
Die 2024 fertiggestellte größte Holzwohnbausiedlung Salzburgs der gswb in Hallein-Burgfried.

Bauland ist entweder selten oder teuer - oder beides. Um den Wohnraumbedarf zu decken, muss immer öfter "verdichtet" werden. Damit sollen vorhandene Gebäude und Infrastruktur effizienter genutzt und der Grünflächenverbrauch geschont werden. In vielen Städten Österreichs bieten sich dafür die Südtirolersiedlungen an, die ab den 1940er-Jahren in einheitlicher Bauweise für zugezogene Südtiroler gebaut wurden. 50 davon gibt es in ganz Österreich, im Bundesland Salzburg stehen sieben.

Eine solche "Neue Heimat" liegt in Hallein-Burgfried, einen Kilometer südlich der Halleiner Altstadt: lang gezogene zweistöckige Bauten mit Satteldächern, ohne Balkone oder Gartenanteile. Allerdings befinden sich zwischen den Baukörpern große ungenutzte Grünflächen.

In drei Bauetappen entstand Salzburgs größte Holzwohnsiedlung

Im Rahmen des Smart-City-Projekts wurde von der Fachhochschule Salzburg das Entwicklungspotenzial erhoben. Das ergab keine entscheidende Verbesserung für die Bewohner im Fall einer Sanierung. Eine Nachverdichtung der Bestandsbauten war nicht möglich und man entschied sich für einen Abriss.

Ab 2019 wurde in mehreren Bauetappen gebaut, damit die Bewohner im Rotationsprinzip ohne Zwischenlösung direkt in die neu errichteten Bauten der Siedlung umsiedeln können. 2020 konnten die ersten Wohnungen bezogen werden, Mitte 2024 die bisher letzten. In drei Bauetappen entstand Salzburgs größte Holzwohnsiedlung und ein neues urbanes Quartier um die Neue-Heimat-Straße.

Der Salzburger Architekt Christoph Scheithauer wird immer wieder für Arbeiten mit großen Dimensionen herangezogen. Das neue Suchttherapiezentrum und die Panzerhalle in Salzburg oder das Nationalparkzentrum Hohe Tauern in Mittersill stammen aus seiner Feder. Aber auch die Wohnsiedlungen in Salzburgs Gartenstadt Aigen, der Friedrich-Inhauser-Straße und am Bischofshofener Bahnhofsvorplatz sowie einige Wohnprojekte in Bayern tragen seine Handschrift. 2018 wurde er mit der Neuplanung für das Areal Hallein-Burgfried beauftragt.

Mit Holzbauweise beschäftigte sich Scheithauer schon seit Anfang der 2000er-Jahre. Hallein-Burgfried ist sein größter Holzwohnbau bisher. Für die tragenden Außenwände kam Holzriegelbauweise zum Einsatz, für die tragenden Innenwände und Decken Brettsperrholz.

Außenwände in Holzriegelbauweise, Balkone aus Stahl.
Außenwände in Holzriegelbauweise, Balkone aus Stahl.


Lediglich die Treppenhäuser wurden in massivem Stahlbeton gefertigt, die Balkone sind vorgestellte Stahlkonstruktionen. Generalunternehmer war Bodner Bau, die Holzbauelemente und Fassadenteile wurden von Hillebrand Holzbau im Werk vorgefertigt. Das sorgte für kurze Bauzeiten, weniger Lkw-Verkehr und geringere Belastungen für die Anrainer.

Salzburger Holzbaupreis: Holz funktioniert auch im gemeinnützigen Wohnbau

Der Nachweis, dass Holzbauweise nun auch im gemeinnützigen Wohnbau in Salzburg funktioniert, brachte 2023 den Salzburger Holzbaupreis.

"Die Holzbauweise folgt ihren eigenen Regeln"
Christoph Scheithauer
Architekt

Im geförderten Wohnbau entschieden bislang immer Kostengründe für eine Massivbauweise. Bei Hallein-Burgfried konnte die Hybrid-Holzbauweise mithalten, erzählt Christoph Scheithauer: "Die Holzbauweise folgt ihren eigenen Regeln, Pläne müssen streng orthogonal gedacht werden, damit die Kosten im Rahmen bleiben. Verschnitt verursacht Mehrkosten und muss vermieden werden." Die Bauten haben deshalb eine einfache und strenge geometrische Form - außen wie innen. Bis dato gibt es drei Holzbautypen in Hallein-Burgfried, darunter zwei lang gezogene, drei quaderförmige und drei Bauten mit unterschiedlichen Geschoßhöhen. In absehbarer Zeit werden drei weitere Bestandsbauten zwischen Neue-Heimat-Straße und Davisstraße zwei L-förmigen Holzwohnbauten weichen.

Neubauten verdoppeln Wohnungszahl

Obwohl alle neuen Gebäude in Hallein-Burgfried durchwegs drei bis maximal vierstöckig sind, verdoppelte sich durch die Neubauten die Wohnungszahl von 62 auf 123. Gleichzeitig konnte die Zahl der Freiflächen erhalten werden. Jede Wohnung ist barrierefrei und hat entweder einen Balkon oder einen Gartenanteil. Der östliche Teil der Neue-Heimat-Straße wurde rückgebaut zu einem öffentlichen Fuß- und Radweg. Es gibt Gemeinschaftsräume, in denen die Caritas Beratungen anbietet. Spielplätze, parkartige Grünzonen mit Hochbeeten und Sitzgelegenheiten schaffen Begegnungszonen für die Bewohner.

Gibt es Abstriche beim Wohnen in einem Holzwohnbau gegenüber einem Massivbau?

hristoph Scheithauer verneint: "Was die Qualitäten beim Wohnen anbelangt, bietet der Holzbau natürlich erhebliche Vorteile gegenüber Beton. Man spürt die angenehme Raumatmosphäre, die bessere Luft. Statik, Brand-, Wärmeschutz haben wir schon lange im Griff. Beim Schallschutz haben wir die gleichen Werte wie im Massivbau. Und nach oben hin sind die Grenzen für den Holzwohnbau offen", sagt Christoph Scheithauer mit Hinweis auf das achtzehnstöckige Wohngebäude "Roots", das im Vorjahr in der Hamburger Hafencity fertig geworden ist.

Gold-Gebäudestandard für das Energiekonzept

Die Siedlung nutzt das lokale Fernwärmenetz, in das Abwärme der nahen Zellulosefabrik gespeist wird. Die Photovoltaikanlagen auf den Dächern erzeugen rund 230 Megawattstunden Strom, die in die Heizung und den Strombedarf der öffentlichen Bereiche fließen. Für das Energiekonzept gab es mehrfach den Gold-Gebäudestandard von klimaaktiv. Der Energy Globe Award 2023 würdigt die Tatsache, dass die gswb kein zusätzliches Grünland bebaute.

Seit 2025 gilt in Salzburg eine neue Wohnbauförderung. Um die Bautätigkeit anzukurbeln und mehr Wohnraum zu schaffen, wurden ökologische Standards gesenkt beziehungsweise aus dem Fördertopf gestrichen, was Christoph Scheithauer bedauert: "Durch die neue Wohnbauförderung könnte es bei uns jetzt wieder schwieriger werden, geförderte Wohnungen in Holz zu bauen. Aber nachdem es das Gesetz erst seit 1. Jänner gibt, haben wir noch keine wirklichen Erfahrungswerte."