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Tiny Houses: Ist klein wirklich fein beim Wohnen?

Sogenannte Tiny Houses liegen im Trend. Die SN machten die Probe aufs Exempel und waren in einem davon Probe wohnen im Mühlviertel.

Kleines Haus, ganz groß: Auf Dauer hier zu leben, würde noch Stauraum erfordern, jetzt ist die Einrichtung luftig und offen.
Kleines Haus, ganz groß: Auf Dauer hier zu leben, würde noch Stauraum erfordern, jetzt ist die Einrichtung luftig und offen.
Der Blick ins Land lässt sich im Naschgarten genießen oder auch direkt vom Bett aus.
Der Blick ins Land lässt sich im Naschgarten genießen oder auch direkt vom Bett aus.
Kleines Haus, ganz groß: Auf Dauer hier zu leben, würde noch Stauraum erfordern, jetzt ist die Einrichtung luftig und offen.
Kleines Haus, ganz groß: Auf Dauer hier zu leben, würde noch Stauraum erfordern, jetzt ist die Einrichtung luftig und offen.
WC, Waschbecken, Dusche – alles da!
WC, Waschbecken, Dusche – alles da!

Die Vorteile des Kleinen sind in vielen Redewendungen und Sprichwörtern verewigt. Das gilt auch beim Wohnen. Während über Jahre hinweg die klassische Garçonnière totgesagt wurde, erlebt sie in Zeiten explodierender Wohnkosten ein Comeback. Und selbst jene, die von einem eigenen Haus träumen, können inzwischen auf Kleinsthäuser ausweichen, neudeutsch "Tiny Houses" genannt. Modelle gibt es viele, doch wie lebt es sich auf wenigen Quadratmetern wirklich? Den SN wurde die Möglichkeit geboten, in einem transportablen "Wohnwagon" der gleichnamigen Firma aus Gutenstein zur Probe einige Tage zu wohnen. Konkret im 29 Quadratmeter großen Wohnwagon "Isidor" auf dem Kürnsteinerhof der Familie Griesbacher in Rechberg im Mühlviertel. Sie haben sich ein solches Tiny House angeschafft, um es als Ferienwohnung zu vermieten.

"Wir wollten uns ein zweites Standbein auf dem Biohof schaffen."
Familie Griesbacher
Kürnsteinerhof

"Isidor": Kleinsthaus am Kürnsteinerhof im Mühlviertel

Daniela und Lukas Griesbacher haben den Biohof im Jahr 2020 übernommen. Schon während ihres Studiums an der Boku in Wien lernten sie den Wohnwagon-Architekten Christian Frantal kennen. Als sie bei der Hofübernahme beschlossen, ein solches Kleinsthaus als zweites Standbein zu errichten, war der Kontakt also schon da. 2021 wurde das Modell Fanny bestellt, 2022 geliefert. "Wir legten den Fokus auf Ferienwohnung, es sollte Platz für vier Personen sein", erzählt Lukas. Später einmal könnte man das rollende Tiny House auch woanders hinstellen oder anders verwenden. "Wir wollten so wenig Technik wie möglich", ergänzt Daniela. Strom kommt von der hofeigenen PV-Anlage, Wasser aus dem Hausbrunnen. "Isidor" wurde ohne Küche und Bett geliefert; inklusive waren die Infrarot-Heizpaneele, ein Tischherd, ein Wasserboiler, Bad, WC und Sitzecke. Küche und Bett wurden selbst eingebaut.

Apropos WC. Die Wohnwagon-Modelle gibt es diesbezüglich in mehreren Varianten, Familie Griesbacher entschied sich für ein "Trocken-WC". Dabei werden durch die Form der Kloschüssel die flüssigen von den festen Exkrementen getrennt. Erstere landen in einem Tank, der Rest in einem Sack, nach jedem "Geschäft" muss man Holzspäne gemischt mit Aktivkohle nachwerfen. Diese Lösung erspart einen Kanalanschluss, ist vor allem für echte Dauerbewohner allerdings gewöhnungsbedürftig und nur etwas für überzeugte Öko-Freaks. Das Abwasser von Waschbecken, Dusche und Küche wird außerhalb in eine spezielle pflanzliche "Klärbox" abgeleitet.

Doch sind 28 Quadratmeter zum Leben genug?

Wenn, wie im "Isidor", der Platz optimal genutzt wird, können zwei Menschen dort gut leben, wenn man nicht zu viele Sachen unterzubringen hat. Rückzugsmöglichkeiten sind allerdings kaum vorhanden. Die Schafwolldämmung sorgte bei den SN-Probetagen dafür, dass es innen trotz mehr als 30 Grad Außentemperatur einigermaßen kühl war. Auch im Winter ist die Dämmung wirkungsvoll. "Wenn man den Tischherd einheizt, ist es sehr gemütlich", bestätigt Daniela.

Die Kleinheit des Wohnwagons fordert aber nicht nur ein generelles Umdenken, sondern auch einige Verhaltensänderungen. So tritt man, weil ein Vorhaus fehlt, sofort vom Freien ins "Wohnzimmer", was trotz der Schmutzmatte bei Schlechtwetter unangenehm ist, zumal es beim "Isidor" auch kein festes Vordach gibt. Wohin außerdem mit nassen Jacken und Schirmen?

Für Dauerbewohner muss sicher auch bei der Einrichtung noch einiges angepasst werden. Statt eines offenen Regals braucht es sicher einen passgenauen Kasten für Wäsche und Bekleidung. Auch die Sitzecke, die in der Ferienhausvariante ausklappbar ist und als weiteres Bett für zwei Personen dient, müsste man als Dauerbewohner sicher anders konzipieren. Ein ausziehbares oder einklappbares Essplatzerl wäre bei Dauerbenützung sicher überlegenswert.

Das Resümee nach ein paar Tagen des Probewohnens: Wer die Vorteile eines Eigenheims genießen will und - aus welchem Antrieb auch immer - lieber bescheiden wohnt, ist sehr gut mit einem Tiny House versorgt. Dazu kommt, dass man den Wohnwagon mitnehmen kann und nicht auf alle Zeit an einen Ort gebunden ist. Small is beautiful!