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Vergleich von Eigenheimversicherungen: Besserer Schutz vor Naturkatastrophen

Naturereignisse sind durch Eigenheimversicherungen oft nur schlecht oder gar nicht abgedeckt. Ein Anbieterwechsel kann den Versicherungsschutz erweitern. Die Angebote zu vergleichen, lohnt sich.

Sicher mit der Versicherung? Hochwasserereignisse werden häufiger, der Versicherungsschutz reicht oft nicht aus.
Sicher mit der Versicherung? Hochwasserereignisse werden häufiger, der Versicherungsschutz reicht oft nicht aus.

Der heurige Sommer hält sich ja momentan sehr zurück, ein länger anhaltendes Hochdruckgebiet wäre in unseren Breiten jedenfalls willkommen. Während in den südlichen Ländern Europas die Wälder wieder brennen und die Temperaturen teils bis auf 45 Grad (Sevilla) steigen, muss man sich hierzulande verstärkt mit plötzlichen Regengüssen und dementsprechenden Hochwasserereignissen auseinandersetzen. Befeuert durch den Klimawandel werde die Zahl der Extremwetterereignisse weiter zunehmen, warnen Experten.

Einer Studie der Arbeiterkammer zufolge leiden hierzulande vor allem Menschen mit einem niedrigen Einkommen unter der Hitze. Denn wer in einem Einfamilienhaus im Grünen wohnt, kommt besser mit hohen Temperaturen zurecht als Menschen, die in Mehrparteienhäusern in der Stadt leben. Je mehr Wohneinheiten ein Gebäude hat, desto stärker die wahrgenommene Last.

Versicherungespolizzen regelmäßig überprüfen und anpassen

Naturkatastrophen, zumeist eben Starkregen und Hochwasser, bringen jedes Jahr aber auch viele Haushalte in finanzielle Schieflage, da sie nicht ausreichend versichert sind. Dahinter stecken oft niedrige Deckungssummen, kein abgeschlossener "erweiterter Schutz" oder das Wohnen in Hochrisikozonen. Martin Spona, Geschäftsführer des Vergleichsportals "durchblicker", rät angesichts der vielen Unterschiede zur regelmäßigen Überprüfung der Polizze und gegebenenfalls zum Anbieterwechsel.

Denn die Sommermonate sind in Österreich immer mehr von Extremwetterereignissen und Naturkatastrophen geprägt. Ob Überschwemmungen, Hagel, Murenabgänge, Felsstürze oder Waldbrände: Haushalte in ganz Österreich sind massiv davon betroffen und haben mit teils schweren finanziellen Auswirkungen zu kämpfen. Die Österreicherinnen und Österreicher sind laut Spona gegen Schäden am Eigenheim durch Naturgefahren nämlich deutlich unterversichert. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Durchblicker-Analyse der Produkte von 19 Versicherungsanbietern.

Spona: "Die Unterversicherung hat mehrere Gründe: Zum einen sind die Deckungssummen der Versicherungsanbieter sehr niedrig. So sind Schäden zum Beispiel durch Überschwemmungen meist nur mit einer Summe von 3000 bis 10.000 Euro gedeckt. Dazu kommt, dass die wenigsten einen ‚erweiterten Naturkatastrophen-Schutz' bei der Versicherung mitabschließen."

Erweiterung des Versicherungsschutzes bei außergewöhnlichen Naturgefahren

"Außergewöhnliche Naturkatastrophen sind oft nicht Standard in den Polizzen."
Martin Spona
Geschäftsführer durchblicker.at

Wenn es darum gehe, den Haushalt oder das Gebäude gegen extreme Wetterereignisse und Naturkatastrophen zu schützen, müsse man zunächst einmal wissen, dass es eine Unterscheidung zwischen "nicht außergewöhnlichen Naturgefahren" - etwa Sturm, Hagel oder Erdrutsch - und "außergewöhnlichen Naturkatastrophen" wie etwa Hochwasser, Überschwemmung, Muren oder Lawinen gibt. Erstere sind in der Eigenheim- oder Haushaltsversicherung meistens standardmäßig mitversichert. Anders verhält es sich bei Letzteren: Der Versicherungsschutz bei außergewöhnlichen Naturkatastrophen ist nicht Standard bei allen Polizzen und wenn doch, dann nur in der Basisvariante. Unter gewissen Voraussetzungen lasse sich der Schutz aber auch erweitern und die Versicherungssumme dadurch erhöhen, rät der Experte.

"Außergewöhnliche Naturkatastrophen sind oft nicht Standard in den Polizzen."
Martin Spona
Geschäftsführer durchblicker.at

Laut Analyse ist das Interesse an der Erweiterung aber überschaubar - nur jeder Vierte wählt den erweiterten Schutz bei der Eigenheimversicherung. Dabei unterscheidet sich die Deckungssumme bei der Wahl des Versicherungsschutzes signifikant: Beim Basisschutz liegt diese bei Standardverträgen zwischen 3000 und 7500 Euro. Beim erweiterten Schutz liegen die Höchstentschädigungsgrenzen deutlich höher, nämlich bei durchschnittlich 20.000 bis 30.000 Euro. Bei einigen wenigen Anbietern sind höhere Versicherungssummen möglich. "Je höher die Deckungssumme, desto höher ist natürlich die Prämie. Was viele zusätzlich unterschätzen, ist die Tatsache, dass selbst die Höchstgrenze einen Totalschaden, sei es etwa, wenn durch eine starke Vermurung das Haus nicht mehr bewohnbar ist, nicht abdeckt", warnt Spona.

Problematisch wird es auch, wenn man in einer Risikozone wohnt, etwa in einer der drei Hochwasser-Risikozonen nach HORA (Natural Hazard Overview & Risk Assessment Austria, eine Kooperation von Bundesministerium Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft und dem Versicherungsverband Österreich). Das Risiko für Hochwassergefährdung ist dort in drei Kategorien gestaffelt und gibt die Wahrscheinlichkeit an, von einem Hochwasser betroffen zu sein: HQ30, HQ100 und HQ300. HQ30 steht für die Wahrscheinlichkeit eines 30-jährlichen Hochwassers, analog gilt dies für HQ100 und HQ300.

Bei Schadensvorgeschichte: Versicherung erschwert

Zurück zur Versicherung: Wer bereits einmal einen Schaden erlitten hat, hat es laut Spona beim Versichern doppelt schwierig. Die Versicherung könne den Versicherten nach einem Schadensfall den Vertrag kündigen, eine Weitervermittlung an eine neue Versicherung könne dann schwierig sein. "Auch wenn die Versicherung nach einem Schadensfall nicht kündigt: Es ist damit zu rechnen, dass die Prämie steigt oder der Selbstbehalt angehoben wird. Beim Neuabschluss gelten zudem oft Wartefristen für den Baustein ‚außergewöhnliche Naturereignisse'", sagt Spona.

Die Prämien für Haushalts- und Eigenheimversicherungen variieren je nach Bausteinen, Deckungssumme und Risikozone stark. So liegen die Prämien für Haushalte in einer nicht hochwassergefährdeten Wohnung im steirischen Deutschfeistritz zwischen 100 und 187 Euro (Standard-Schutz) beziehungsweise zwischen 148 und 250 Euro (erweiterter Schutz). "In einer Wohnung im selben Ort, aber in der Risikozone HQ30, gibt es nun erstmals wieder zwei Anbieter, die außergewöhnliche Naturereignisse mit erweitertem Schutz versichern. Nachdem viele Haushalte in der Zone HQ30 zwischenzeitlich gar nicht mehr mit erweitertem Schutz versichert wurden, liegen die Prämien jetzt bei 148 beziehungsweise 220 Euro." Ähnlich sei es bei der Eigenheimversicherung: In Deutschfeistritz werden für das Eigenheim beispielsweise zwischen 570 und 1389 Euro (Standard-Schutz) beziehungsweise 1074 bis 1566 Euro (erweiterter Schutz) fällig. Auch in der Risikozone HQ30 gebe es jetzt wieder einen Anbieter, der eine Versicherung mit erweitertem Schutz zu einer Jahresprämie in der Höhe von 1495 Euro anbietet. "Generell raten wir allen Wohnungs- und Hausbesitzern, genau zu evaluieren, ob der Basisschutz ausreicht oder der erweiterte Schutz Sinn hat. Wer Preise vergleicht und auch für einen Anbieterwechsel offen ist, zahlt mitunter nur minimal mehr dafür", betont Spona.