Der Wiener Wohnungsmarkt profitiert aktuell noch von der Fertigstellung von Objekten, die im ersten Halbjahr 2022 und damit vor dem drastischen Anstieg der Zinsen begonnen worden sind. Daher kommen heuer rund 15.800 Einheiten auf den Markt und sorgen kurzfristig für ein derzeit ausreichend großes Angebot an Miet- und Eigentumswohnungen, heißt es im Wohnungsmarktbericht von EHL.
Drastischer Rückgang neuer Wohnungsbauten in Wien für 2024 und 2025
2024 und noch mehr 2025 würden aber die Fertigstellungszahlen drastisch zurückgehen und ein spürbarer Nachfrageüberhang entstehen. Nach dem zinsbedingten Einbruch der Nachfrage nach Eigentumswohnungen seit Spätsommer 2022 sei nun wieder eine beginnende Erholung festzustellen. Das aktuell noch vielfältige Angebot sowie das absehbare Ende des Zinsanstiegs und die Erwartung, dass dieses Niveau einige Zeit bestehen wird, motivierten zunehmend wieder zu Investitionen, primär im Bereich der Eigennutzerwohnungen.
"Die Leerstandsrate befindet sich bereits auf sehr niedrigem Niveau und wird wegen der deutlich rückläufigen Fertigstellungszahlen in den kommenden Jahren weiter sinken", heißt es in dem Bericht. In wichtigen Teilmärkten werde es sogar zu einem spürbaren Nachfrageüberhang kommen. Während die Wohnungsfertigstellungen in Wien in der Dreijahresperiode 2020 bis 2022 auf ein Rekordniveau gestiegen sind, seien die Baubewilligungszahlen bereits seit 2021 stark rückläufig. Zudem erlebe der Markt derzeit eine markante Trendwende: Die Kombination von stark gestiegenen Zinsen, Baupreisen auf Höchstniveau, hoher Inflation und schleppenden Baugenehmigungsverfahren sorge für einen drastischen Einbruch der Projektstarts. Aktuell schlägt sich diese Entwicklung in den Zahlen nur abgeschwächt nieder, da noch Projekte auf den Markt kommen, deren Fertigstellungen aufgrund von Verzögerungen erst jetzt erfolgen. Für die kommenden beiden Jahre sei jedoch ein starker Rückgang bereits sicher. 2025 werde mit nur mehr 7500 Einheiten ein Tiefstand erreicht.
Großer struktureller Bedarf an Wohnraum in Wien
Der aufgrund des langfristigen Trends zu stärkerer Urbanisierung ohnehin große strukturelle Bedarf an Wohnraum in Wien sei durch den Ukraine-Krieg und den dadurch verursachten Zuzug 2022 nochmals deutlich gestiegen. "Im ersten Halbjahr 2023 ist das Bevölkerungswachstum zwar wieder auf das längerfristige Durchschnittsniveau zurückgegangen, doch stellen sich viele zugezogene ukrainische Familien darauf ein, dauerhaft in Österreich zu bleiben", heißt es. Diese Nachfragegruppe sei nach wie vor verstärkt auf dem regulären Wohnungsmarkt spürbar.