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Die Polizei wird "demenzfreundlich"

In 250 Dienststellen sitzen Beamte, die ausgebildet sind, damit sie Personen mit dieser Krankheit helfen können.

Ein Polizist im Einsatz bei einer Suchaktion.
Ein Polizist im Einsatz bei einer Suchaktion.

Die Alterung der Gesellschaft bringt es mit sich, dass auch die Polizei immer öfter mit an Demenz erkrankten Personen zu tun hat - sei es bei Anzeigen wegen Diebstählen, obwohl eigentlich nur der Verbleib von Wertsachen oder eines Schlüssels vergessen wurde, oder sei es, dass sich jemand verirrt hat. "Die Fahndung nach einem demenzkranken abgängigen Menschen gehört mittlerweile beinahe zum polizeilichen Alltag und bedeutet fast immer Lebensgefahr. Nicht selten werden diese Menschen desorientiert, verunsichert oder gar verängstigt aufgefunden", erklärt die Exekutive. Die Zahl der an Demenz erkrankten Personen in Österreich wird auf 115.000 bis 130.000 geschätzt.

Immer mehr demenzfreundliche Dienststellen

In solchen Situationen können sich die Angehörigen und die Betreuer der Betroffenen inzwischen immer öfter darauf verlassen, dass dabei eigens geschulte Polizeikräfte im Einsatz stehen. Denn seit einigen Jahren gibt es - auf freiwilliger Basis - eine Zertifizierung als "demenzfreundliche Dienststelle" in der Polizei - und deren Anzahl steigt. Im Vorjahr kamen etwa in der Steiermark 22 weitere Inspektionen mit diesem Siegel dazu, die nun 30 Dienststellen mit extra geschulten Beamten hat. Nach aktuellen Zahlen des Innenministeriums erfüllen derzeit 242 Polizeiinspektionen in Österreich die Voraussetzungen dafür, elf weitere werden die Zertifizierung demnächst bekommen. Besonders viele "demenzfreundliche Dienststellen" gibt es mit 84 in Tirol, im Bundesland Salzburg sind es wie in Kärnten elf. In Wien sind es 28, in Niederösterreich 34, in Oberösterreich 27.

Beamte achten auf Anzeichen

Es sind oft Kleinigkeiten, an denen Polizeibeamte erkennen können, dass mit jemandem, der gerade wegen eines angeblichen Diebstahls telefonisch eine Anzeige macht oder aber einer Streife unterwegs auffällt, etwas nicht stimmt. Leo Josefus, Sprecher der Landespolizeidirektion Steiermark: "Die Beamten im Außendienst sollen das mitdenken, dass Demenz im Spiel sein kann oder eben andere gesundheitliche Gründe eine Rolle spielen für das Verhalten eines Menschen." Bei Meldungen über Diebstähle im häuslichen Bereich sei das zum Beispiel häufig der Fall, so der erfahrene Beamte. Erst kürzlich habe es einen Vorfall mit einem 85 Jahre alten Mann gegeben, der glimpflich ausgegangen sei. Polizisten hätten den Fußgänger angesprochen und auf die Frage, wohin er unterwegs sei, habe es geheißen: "Zu meinem Vater." Da war klar, dass der Senior nicht mehr völlig orientiert war.

Thema Demenz bereits im Lehrplan bei Ausbildung

Zum Teil hat das Thema Umgang mit Demenz auch schon in der Grundausbildung der Polizei Einzug gehalten. Lisa Sandrieser vom Landespolizeikommando Kärnten: "Im Bildungszentrum Krumpendorf ist das Ausbildungsmodul ,Einsatz Demenz' mittlerweile im Lehrplan fix verankert." Als Leo Josefus 1993 Polizeischüler war, "da war das überhaupt noch kein Thema", erinnert er sich. Sandrieser betont, dass auch die Vernetzung und enge Zusammenarbeit mit Seniorenheimen im Rayon einer Polizeiinspektion natürlich wichtig seien. Die Zertifizierung für die Polizei wurde von der Donau-Universität Krems gemeinsam mit der MAS Alzheimerhilfe entwickelt. Die Ausbildung erfolgt über ein Onlinetool und wird mit einem Test abgeschlossen, der via Computer absolviert wird. Damit eine Polizeidienststelle als "demenzfreundlich" ausgezeichnet werden kann, müssen mindestens 70 Prozent des Personals die Zusatzqualifikation erworben haben.

Salzburgs Sozialstadträtin Hagenauer und "ihr" Fall: