Taylor-Swift-Konzerte in Wien wegen Terrorverdachts abgesagt - Bedrohungslage "sehr ernst"
Zwei IS-Terrorverdächtige wurden verhaftet. Bei einem 19-jährigen Niederösterreicher wurden chemische Substanzen sichergestellt, in Wien wurde ein 17-jähriger Österreicher verhaftet. Der Veranstalter gab am Abend via Instagram bekannt, dass alle drei Konzerte von Taylor Swift abgesagt sind. Jetzt wird im Umfeld der "kleinen Gruppe" ermittelt.

Knalleffekt Mittwochabend in Wien. "Aufgrund der Bestätigung durch Regierungsbeamte über einen geplanten Terroranschlag im Ernst-Happel-Stadion haben wir keine andere Wahl, als die drei geplanten Shows zur Sicherheit aller abzusagen", teilte der Veranstalter auf "Instagram" mit. Der Absage war eine groß angelegte Polizeirazzia Mittwochfrüh in der Gemeinde Ternitz (Bezirk Neunkirchen) in Niederösterreich und am Nachmittag in der Bundeshauptstadt vorausgegangen.
Taylor Swift in Wien: Bedrohungslage laut Kanzler "sehr ernst"
Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer zufolge ist die Bedrohungslage wegen des mutmaßlich geplanten Terroranschlags auf das Konzert von US-Sängerin Taylor Swift in Wien "sehr ernst" gewesen. "Dank der intensiven Zusammenarbeit unserer Polizei und dem neu aufgebauten DSN (Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst) mit ausländischen Diensten konnte die Bedrohung frühzeitig erkannt, bekämpft und eine Tragödie verhindert werden", schrieb Nehammer in der Nacht zu Donnerstag auf X.
Für die Fans sei die Absage der Konzerte zwar "eine herbe Enttäuschung", so Nehammer. Aber: "Die Situation rund um den offenbar geplanten Terroranschlag in Wien war sehr ernst." Die Ermittlungen der Einsatzkräfte liefen weiter auf Hochtouren, ergänzte der Kanzler.
Sicherheitszone rund um das Haus
Beamtinnen und Beamte der Antiterroreinheit Cobra stürmten in den Morgenstunden die Wohnung eines 19-jährigen Österreichers im Zentrum der niederösterreichischen Gemeinde. Der Mann wurde festgenommen. Was sich in den kommenden Stunden in Ternitz abspielte, ließ erahnen, wie brisant die Ermittlungen waren. Denn auch die Beamten des Entschärfungsdienstes waren im Einsatz. Bevor sich die Sprengstoffspezialisten ans Werk machten, wurde eine Sicherheitszone rund um das Haus gezogen. 60 Haushalte waren betroffen, auch ein Teil des Seniorenheimes wurde abgesiedelt. Wer nicht bei Freunden und Verwandten unterkam, für den wurde die Stadthalle geöffnet. Dort wurden die Menschen mit Essen und Getränken versorgt.
Polizei hielt sich stundenlang bedeckt
Stundenlang hielt sich die Polizei zu den heiklen Ermittlungen bedeckt. Erst Mittwochabend informierte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, die Öffentlichkeit: Der Verdächtige habe sich im Internet radikalisiert, er "hat einen Treueschwur auf den aktuellen IS-Anführer abgegeben", sagte Ruf. Bei der gestrigen Hausdurchsuchung wurden neben mehreren chemischen Substanzen auch technische Vorrichtungen sichergestellt. Diese würden nun ausgewertet.
Weiterer Verdächtiger verhaftet
Ziel der Anschlagspläne seien die drei in den kommenden Tagen in Wien stattfindenden Konzerte von Taylor Swift gewesen. "Wir haben entsprechende Vorbereitungshandlungen festgestellt und auch, dass es einen Fokus des 19-jährigen Täters auf die Taylor-Swift-Konzerte in Wien gibt", sagte Ruf.
Am Nachmittag folgte der nächste Paukenschlag: In Wien wurde ein weiterer Verdächtiger verhaftet. Dabei handelt es sich um einen 17-Jährigen, der ebenso "entsprechende Handlungen vorgenommen" und Kontakt mit dem 19-Jährigen gehabt habe.
Beide Verdächtigen in Österreich geboren
Beide Festgenommenen sind in Österreich geboren, die Eltern des 19-Jährigen haben Wurzeln in Nordmazedonien, die Mutter des 17-Jährigen ist Österreicherin, so der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit. Er bestätigte, dass es Hinweise von ausländischen Diensten gegeben habe. In Kombination mit Erkenntnissen der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) hätten diese zum Ermittlungsergebnis geführt.
Durch die Festnahmen der beiden Männer "wurde die Bedrohungslage dieser kleinen Gruppe minimiert", betonte Ruf. Die Absage der Taylor-Swift-Konzerte sei die Entscheidung und Verantwortung der Veranstalter gewesen. "Wir haben das Menschenmögliche als Polizei gemacht, damit die Veranstaltung durchgeführt werden kann", betonte er.
Tickets werden binnen zehn Tagen rückvergütet
Wie der Konzertveranstalter Barracuda Music bekannt gab, sollen alle Tickets automatisch innerhalb der nächsten zehn Werktage rückvergütet werden. Weitere Informationen seien unter www.oeticket.com/artist/taylor-swift zu finden. Bei einem Kauf über ein Kartenbüro rät der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer (AK), dieses zu kontaktieren.
Bei Hotel und Anreise kommt es darauf an
Bei Hotel und Anreise besteht keine Rückzahlungsverpflichtung des Veranstalters für die Ticketkosten. Zusätzlich gebuchte Leistungen, etwa die Übernachtung oder die Anreise, sind von der Absage grundsätzlich nicht betroffen. Die entsprechenden Verträge bestehen weiterhin. Welche Kosten bei einer allfälligen Stornierung des Zimmers anfallen, ergibt sich meist aus den Buchungsunterlagen.
Ob die Anreise kostengünstig storniert oder umgebucht werden kann bzw. welche Kosten dafür anfallen, ergibt sich aus den Geschäftsbedingungen. Im schlimmsten Fall erhalten Konsumentinnen und Konsumenten bei Nichtantritt der Reise nach Wien keine Erstattung. Diese Kosten müssen auch nicht vom Konzertveranstalter getragen werden.
Wenn Swift-Fans bei einem Veranstalter ein Gesamtpaket - etwa Ticket plus Anreise oder Ticket plus Hotel - gebucht haben, kann diese Reise laut AK kostenlos storniert werden, weil ein wesentlicher Teil des Arrangements, eben das Konzert, nicht stattfindet. Ansprechpartner ist der Reiseveranstalter. Betroffene sollten unbedingt mit diesem Kontakt aufnehmen und die Reise aus dem genannten Grund schriftlich stornieren sowie die Rückzahlung des kompletten Reisepreises einfordern.
Am Donnerstag hätte Taylor Swift (34) ihr erstes von drei aufeinanderfolgenden Konzerten im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion gegeben. Schätzungen erwarteten rund 170.000 Fans auf der "Eras-Tour" in Österreich. Seit Wochen beschäftigte der Superstar Fans und Medien, "Swifties" aus vielen Ländern waren extra in die Bundeshauptstadt gereist.