Man kann beinahe die Uhr danach stellen - oder zumindest den Kalender danach schreiben: In der Woche nach den Weihnachtsferien steigt die Zahl der Grippeinfektionen Jahr für Jahr sprunghaft an. Waren in Kalenderwoche eins noch rund 1300 Österreicherinnen und Österreicher wegen einer Influenza - einer "echten Grippe" - krankgemeldet, sind es in Kalenderwoche zwei 2900, also mehr als doppelt so viele. Bei grippalen Infekten sind die Zahlen noch viel höher: 72.000 Österreicherinnen und Österreicher sind wegen solcher arbeitsunfähig gemeldet.
Infektionsentwicklung fällt heuer nicht heftiger aus
Über Österreich schwappt also gerade eine echte Grippewelle. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Die Infektionsentwicklung falle nicht heftiger aus als in den meisten anderen Jahren, erläutert der Sprecher der niedergelassenen Ärzte in Salzburg, Christoph Fürthauer. "Wir spüren die Welle, aber es ist die übliche", sagt der Mediziner, der selbst eine Hausarztpraxis in Pfarrwerfen führt. Auch Gisa Gerold, neue Leiterin des Instituts für Virologie an der MedUni Innsbruck, sprach diese Woche im SN-Interview davon, dass es gegenwärtig "keine Abweichung von der jährlichen saisonalen Influenza" gebe.
Vor allem Kleinkinder und Hochbetagte sollten geimpft sein
Dennoch warnen Mediziner. Vor allem Risikogruppen sollten eine Infektion vermeiden: "Kleinkinder und Hochbetagte erkranken besonders schwer - und sind auch diejenigen, die am häufigsten im Krankenhaus aufgenommen werden müssen", beschreibt Fürthauer. Bei erkrankten Kindern komme der altbekannte Effekt dazu, dass sie die Viren breit in die Familien trügen und jedenfalls die Eltern bänden; Stichwort Pflegefreistellung. Daher appellieren Fürthauer oder auch ÖGK-Chefarzt Andreas Krauter, sich impfen zu lassen. Jene Influenzaviren, die aktuell am stärksten grassierten, entsprächen "den im Influenzaimpfstoff enthaltenen Virusstämmen, was die Wirksamkeit der Impfung erhöht", sagt Krauter. Daher sei es auch jetzt noch ratsam, das Angebot der erstmals für alle kostenlosen Impfung zu nutzen.
Die Impfung schützt fast allumfänglich vor einem schweren Verlauf
Wer geimpft ist, ist zu grob 60 Prozent vor einer Infektion geschützt und beinahe allumfänglich vor einem schweren Verlauf. Andreas Gräff, Allgemeinmediziner in Salzburg-Morzg, erzählt aus der Praxis: "Bislang hatte ich diesen Winter nur eine Patientin, die geimpft war und trotzdem erkrankt ist - und sie ist milde erkrankt." Laut Impfdaten-Dashboard haben sich diese Saison bislang rund 900.000 Österreicherinnen und Österreicher gegen Influenza impfen lassen, also grob zehn Prozent.
Christoph Fürthauer hebt speziell die Bedeutung der via Nasentropfen und somit meist problemlos verabreichbaren Kinderimpfung hervor. Impfreaktionen könne es geben, seien aber im Fall des Falles "Erkrankungssymptome in abgeschwächter Form". Auch den möglichen Einwand, die Impfung verhindere, dass Kinder ihr Immunsystem trainierten, lässt Fürthauer nicht gelten. Die Impfung sei "ein natürliches Training für das Immunsystem - ohne krank zu werden".
Mangel an nasalen Impfstoffen in Salzburg
In Salzburg seien diesen Winter bisher rund 9000 nasale Impfstoffe an die Altersgruppe 2 bis 18 verabreicht worden, skizziert Holger Förster, Impfreferent der Ärztekammer Salzburg. Mehr geht aber auch nicht - denn weitere Dosen dieser Vakzine stünden ob der Maximalbestellmengen nicht zur Verfügung. Dies hätte "sehr rasch zu einer Mangelsituation" geführt: "Die Nachfrage war erheblich höher als das Angebot - und wir mussten leider viele Eltern abweisen", sagt Kinderarzt Förster.

