Der Physiknobelpreis an den österreichisch-ungarischen Physiker Ferenc Krausz ist nur ein Jahr nach der Prämierung Anton Zeilingers eine weitere dieser begehrten Auszeichnungen für einen Österreicher. Aber die wievielte? Wäre der Doppelstaatsbürger, der wesentliche Forschungen in Wien durchgeführt hat, in Österreich geboren worden, wäre es der 20. Nobelpreis für Österreich. Doch die Frage, wann ein Nobelpreisträger Österreicher ist, lässt sich gar nicht so leicht beantworten.
Geburtsort, Staatsbürgerschaft beziehungsweise Ort der Tätigkeit bringen je nach Zählweise unterschiedliche Ergebnisse - wobei jede davon problematisch ist, wie das Beispiel der von den Nazis aus ihrer Heimat vertriebenen Laureaten zeigt.
Das Nobelpreiskomitee selbst hat vor einigen Jahren eine Nationalitätenliste erstellt und sich dafür entschieden, den Geburtsort heranzuziehen. Entscheidend dafür war der Name des Landes zum Zeitpunkt der Geburt des jeweiligen Laureaten - nicht ganz unwesentlich für viele in der Donaumonarchie geborene Nobelpreisträger. Mittlerweile ist diese Aufstellung aber wieder von der offiziellen Nobelpreis-Homepage verschwunden. Demnach wäre Ferenc Krausz' Nobelpreis Ungarn zuzurechnen, ist er doch am 17. Mai 1962 in Mór (Ungarn) geboren und studierte an der Technischen Universität Budapest Elektrotechnik. Promoviert hat er allerdings 1991 an der Technischen Universität Wien, wo er sich 1993 auch habilitierte und 1999 ordentlicher Professor wurde. Es war auch die TU Wien, wo er einige seiner wichtigsten Arbeiten durchführte.
Mit dem letztjährigen Physiknobelpreisträger Anton Zeilinger sind 19 Nobelpreisträger innerhalb der Grenzen des heutigen Österreichs geboren bzw. insgesamt 32 in einem Gebiet, das zum Zeitpunkt ihrer Geburt zu Österreich gehörte. Sieben Nobelpreisträger waren zum Zeitpunkt der Preisverleihung an einer österreichischen Uni bzw. Forschungseinrichtung tätig, was für Krausz wiederum nicht gilt - er ist am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching und der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Ein Spezialfall ist außerdem die 2005 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), die ihren Sitz in Wien hat.
Im Gebiet des heutigen Österreich geboren wurden neben Zeilinger die Physik-Nobelpreisträger Erwin Schrödinger, Viktor F. Hess, Wolfgang Pauli , die Chemie-Nobelpreisträger Richard Kuhn, Max F. Perutz, Walter Kohn, Richard Zsigmondy, Martin Karplus, die Medizin-Nobelpreisträger Robert Barany, Julius Wagner-Jauregg, Karl Landsteiner, Karl von Frisch, Konrad Lorenz, Eric Kandel, die Literatur-Nobelpreisträger Elfriede Jelinek und Peter Handke, Friedensnobelpreisträger Alfred Fried und Wirtschaftslaureat Friedrich August von Hayek.
Dazu kommen noch Preisträger wie Bertha von Suttner oder Fritz Pregl, die aufgrund ihres Tätigkeitsschwerpunkts als "österreichische Nobelpreisträger" gesehen werden, deren Geburtsort aber im Gebiet der Ex-Donaumonarchie lag.