Die südrussische und die schwarzbäuchige Tarantel sind beide in Österreich heimisch. Während die beiden Spinnenarten lange Zeit über vor allem in Ost- und Südösterreich ihren Platz hatten, erkunden sie nun auch Gegenden, die sie bisher nicht kannten, wie auch der Österreichische Naturschutzbund in einer Aussendung berichtet. Verantwortlich für die Ausbreitung der Spinnen ist unter anderem der Klimawandel. Von April bis Juli ziehen Taranteln den Nachwuchs auf, trockenes und warmes Wetter wirkt sich darauf günstig aus.
Wärme unterstützt die Ausbreitung
"Die Wärmesumme während der Brut ist für die südrussische Tarantel entscheidend", sagt Spinnenexperte Christoph Hörweg vom Naturhistorischen Museum Wien gegenüber dem ORF. Besonders an milden Herbsttagen - viel umher und verirren sich dabei in Garagen, Gärten oder Häuser.
Zudem erhöhen die vielen Sonnenstunden und die hohen Temperaturen im Frühsommer die Ausbreitung der Spinnen. Die bisher größte Ausbreitung ist noch nicht erreicht, diese verzeichnete man in Österreich demnach in den 1950er-Jahren.
Im September verirren sich die Taranteln verstärkt in die Nähe menschlicher Siedlungen, wie der Österreichische Naturschutzbund mitteilt. Der Grund dafür ist, dass die Männchen auf Partnersuche sind. Sie wandern vor allem an milden Herbsttagen viel umher und verirren sich dabei in Garagen, Gärten oder Häuser. Der Lebensraum der Tiere in Österreich verbreitert sich. Darauf verweist der Österreichische Naturschutzbund. Die Weibchen sind ebenfalls auf Wanderschaft, allerdings auf der Suche nach Winterquartieren. Beim Erkunden geeigneter Unterkünfte ergeht es ihnen wie den Männchen: Auch sie verirren sich gelegentlich in menschliche Behausungen.
Wie Taranteln zu erkennen sind
Der Österreichische Naturschutzbund beschreibt die beiden Arten in einer Aussendung so: Die Südrussische Tarantel (Lycosa singoriensis) sei mit bis zu 3,5 Zentimetern Körperlänge die größte Spinne Mitteleuropas. Als Lebensraum bevorzugt sie demnach sandige Böden mit wenig Vegetation und eine hohe Umgebungstemperatur. Zudem hält sich die Steppenart häufig an Gewässerufern auf, an die sie perfekt angepasst ist. Ihre Behaarung hält Wasser von ihrem Körper fern, sodass sie in der Lage ist, schnell über eine Wasseroberfläche zu laufen und - von einer Lufthülle umgeben - auch einige Zeit unter Wasser zu verbringen. Das Areal der Südrussischen Tarantel erstreckte sich sehr dem Naturschutzbund zufolge bereits in der postglazialen Steppenperiode bis ins Gebiet des heutigen Österreichs. Bekannte Vorkommen gibt es demnach von der ungarischen Grenze im Burgenland über Wien bis zur tschechischen Grenze im niederösterreichischen Weinviertel. "Dass sie ihr Verbreitungsgebiet erweitert, konnte vergangenes Jahr ein Melder auf www.naturbeobachtung.at eindrucksvoll belegen: Ihm gelang mit einer Sichtung in Dechantskirchen der Nachweis des bisher südlichsten bekannten Fundorts in Österreich und der Erstnachweis dieser Spinnenart in der Steiermark", wird der Naturschutzbund-Experte Gernot Neuwirth zitiert.
Die Schwarzbäuchige Tarantel (Hogna radiata) ist eine mediterrane Art, die bevorzugt in wärmeren und trockenen Regionen und auf vegetationsarmen Flächen mit sandigem oder steinigem Boden lebt. Die nördliche Verbreitungsgrenze dieser bis zu 2,5 cm großen Spinne liegt im Süden Österreichs. Sie war in den vergangenen Jahren regelmäßig im Südburgenland und westlich bis Graz und darüber hinaus zu beobachten. Auch bei der Schwarzbäuchigen Tarantel dürfte es aktuell zu Verschiebungen im Verbreitungsareal Richtung Westen kommen, wie Citizen Scientists durch ihre Meldungen belegen konnten: "Im Herbst 2024 erreichten den Naturschutzbund sieben Meldungen erstmals aus dem Bundesland Kärnten - wobei der westlichste Fundort in Unterschütt in der Nähe von Villach lag", führt Experte Neuwirth aus.
Was tun, wenn man einer Tarantel begegnet?
Entdeckt man eine der beiden Spinnenarten im Haus, sollte man diese in einem Glas oder einem ähnlichen Behälter zurück ins Freie bringen. Begegnet man ihnen im Freien, sollte man die imposanten Tiere nicht stören und keinesfalls mit nach Hause nehmen - sie sind als Haustiere völlig ungeeignet, wie der Naturschutzbund in der Aussendung betont. Für Menschen sind die Taranteln übrigens weitgehend ungefährlich. "Sie können beißen, dafür müsste man ihnen aber den Finger in den Mund stecken", so Neuwirth. Die Intensität könne mit der Wirkung eines Wespenstichs verglichen werden, sagen die Biologen.
Sichtungen melden
Die Onlineplattform www.naturbeobachtung.at und die gleichnamige App liefern seit dem Jahr 2006 wichtige Erkenntnisse über den Ist-Zustand der heimischen Natur und ihre Entwicklung. Hier können Sichtungen der beiden Taranteln hochgeladen werden, die dann von Fachleuten bestimmt oder bestätigt werden. Die "Citizen Scientists" liefern damit wertvolle Informationen als Datengrundlage für wissenschaftliche Analysen. Dem Naturschutzbund zufolge gingen bisher zur Südrussischen Tarantel 187 Meldungen ein, zur Schwarzbäuchigen Tarantel 171. Der Vorgang ist einfach: Ein Handyfoto machen und hochladen. "Jedes Bild ist ein wichtiger Meilenstein im Schutz dieser eindrucksvollen Art", heißt es vom Naturschutzbund.