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Ein Mann, zwei Leben: "Geständnisse eines Gestapo-Mörders" aus Salzburg

Als Erasmus Reichel wurde er 1912 im Schloss Arenberg in Salzburg geboren. In den 1930er-Jahren ermordete er Nazis im Auftrag von Nazis. Unter dem Namen Gerardo Reichel-Dolmatoff begann er nach 1945 in Südamerika eine glanzvolle Karriere als Wissenschafter - und wird dafür noch heute in Salzburg mit einer Tafel geehrt.

Simona Pinwinkler
Erasmus Reichel wurde in Schloss Arenberg geboren – er verbrachte dort die ersten Jahre seines Lebens. Im Haus gegenüber in der Arenbergstraße erinnert eine Gedenktafel an ihn als Anthropologen Gerardo Reichel-Dolmatoff.
Erasmus Reichel wurde in Schloss Arenberg geboren – er verbrachte dort die ersten Jahre seines Lebens. Im Haus gegenüber in der Arenbergstraße erinnert eine Gedenktafel an ihn als Anthropologen Gerardo Reichel-Dolmatoff.
Die Cousins Erwin und Erasmus Reichel im August 1934 – nur wenige Monate nach den begangenen Morden.
Die Cousins Erwin und Erasmus Reichel im August 1934 – nur wenige Monate nach den begangenen Morden.
Robert Obermair, Historiker an der Uni Salzburg, hat die Tafel wiederentdeckt und zu Reichel-Dolmatoff geforscht.
Robert Obermair, Historiker an der Uni Salzburg, hat die Tafel wiederentdeckt und zu Reichel-Dolmatoff geforscht.
In der Arenbergstraße mit der Nummer 27 erinnert eine Gedenktafel an den Wissenschafter – seine NS-Vergangenheit ist dort nicht vermerkt.
In der Arenbergstraße mit der Nummer 27 erinnert eine Gedenktafel an den Wissenschafter – seine NS-Vergangenheit ist dort nicht vermerkt.
Gedenktafel in der Arenbergstraße an der Fassade auf dem Haus mit der Nummer 27. Die Tafel hängt dort seit dem Jahr 2010.
Gedenktafel in der Arenbergstraße an der Fassade auf dem Haus mit der Nummer 27. Die Tafel hängt dort seit dem Jahr 2010.
Eine Sonderbriefmarke in Kolumbien für Gerardo-Reichel-Dolmatoff.
Eine Sonderbriefmarke in Kolumbien für Gerardo-Reichel-Dolmatoff.

Historiker Robert Obermair spricht im Podcast "Schattenorte" über seine Forschungen zu der Gedenktafel in der Arenbergstraße in Salzburg. Nachfahre von Reichel, Friedemann Derschmidt, berichtet über sein groß angelegtes Zeitgeschichte-Projekt "Reichel-Komplex", in dem er die NS-Vergangenheit der eigenen Familie aufgearbeitet hat - denn nur so sind die Erkenntnisse zu Reichel-Dolmatoff überhaupt erst publik geworden.

Panorama-Uni zu 80 Jahre Kriegsende, Historiker Johannes Dafinger und Eva Bammer im Gespräch, 12. Mai, 19 Uhr, Panorama-Bar Lehen. Anmeldung unter: www.plus.ac.at/panoramauni


Vortrag: "Entnazifizierung und Erinnerungskultur", Historiker Robert Obermair, 21. Mai, 19 Uhr, Meixnerhaus, Kaprun.


Neues Buch: "Erinnern - Stadt -Vergessen. Gedenkorte zur NS-Zeit in Salzburg erkunden", von Obermair/Edtmaier/Würflinger/ Dankl, edition mosaik, 2025.

Literatur zum Reichel-Komplex: Friedemann Derschmidt: "Sag du es deinem Kinde", Nationalsozialismus in der eigenen Familie. Löcker Verlag 2021.

SN-Podcast "Schattenorte"

In der Podcast-Serie "Schattenorte" widmen sich die SN-Redakteurinnen Anna Boschner und Simona Pinwinkler den dunklen Kapiteln in der Geschichte in und um Salzburg. Haben Sie Fragen oder Anregungen zu dieser Episode - oder kennen Sie Schattenorte in Ihrer Heimat, die es wert sind, beleuchtet zu werden? Dann schreiben Sie uns an podcast@sn.at.

Das Buch zum Podcast "Schattenorte - Geschichten und Geheimnisse in Salzburg" von Anna Boschner und Simona Pinwinkler ist im Februar 2024 im Salzburger Verlag Anton Pustet erschienen und kann über den Verlag, den SN-Shop oder im Buchhandel erworben werden.

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