Obwohl an den Volksschulen, AHS-Unterstufen, Mittelschulen und polytechnischen Schulen ab Dienstag der zweite Schul-Lockdown greift, wird Unterstützung an den Schulen benötigt. Denn der Schul-Lockdown wird laut Bildungsministerium deutlich anders ablaufen als jener im Frühjahr.
So wechseln die Schülerinnen und Schüler grundsätzlich in den ortsungebundenen Unterricht. Die Schulen bleiben aber für Betreuung und pädagogische Unterstützung offen. Alle Schülerinnen und Schüler, "unabhängig vom beruflichen Hintergrund ihrer Eltern bzw. Erziehungsberechtigten", können diese Betreuung und Unterstützung in Anspruch nehmen. Man werde die Gründe nicht kontrollieren, versicherte man im Bildungsministerium. Neben der wohl höheren Zahl an Schülerinnen und Schülern, die betreut werden sollen, ändert sich auch die Art der Betreuung.
1800 Lehramtsstudenten sollen für Betreuung aushelfen
In den Schulen sollen laut Bildungsministerium diesmal auch Schüler beim Üben der Lernpakete unterstützt werden. Während des Lockdowns soll vor allem bereits gelernter Stoff vertieft werden. "Der Schwerpunkt der Arbeitspakete - in allen Fächern, Schulstufen und Schularten - liegt in den 14 Unterrichtstagen bis zum 4. 12. auf der Vertiefung des bereits Erlernten", heißt es in einem Schreiben des Bildungsministeriums an die Schuldirektionen. Quasi Distance Learning vor Ort. Im Frühjahr hingegen gab es an vielen Schulen zur Betreuung nur einen Notbetrieb. Das nunmehr erweiterte Angebot braucht aber mehr Ressourcen. Ein Lehrer in der Videokonferenz kann nicht gleichzeitig die Schüler vor Ort betreuen. Aushelfen sollen deshalb 1800 Lehramtsstudenten.
Doch manche Schulleitungen sprechen in Elternbriefen auch diesmal vom Notbetrieb. Die Kommunikation der einzelnen Schulen wird wohl auch Auswirkungen darauf haben, wie viele Schülerinnen und Schüler trotz des Lockdowns Betreuung brauchen. Konkrete Zahlen dazu kann das Bildungsministerium erst in den nächsten Tagen liefern. Man rechne aber damit, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Betreuung deutlich steigt. Zur Erinnerung: Im Frühjahr kamen im Lockdown im Schnitt zwischen drei und fünf Prozent der rund 700.000 Pflichtschüler in die Klassen. Diesmal schätzten Experten, dass bis zu 20 Prozent der Eltern ihre Kinder zur Betreuung anmelden. Pflichtschul-Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) sprach gar von 50 bis 70 Prozent. Vor allem in den Städten sei die Nachfrage groß. Bestätigen will man diese Einschätzung im Bildungsressort nicht. Minister Heinz Faßmann (ÖVP) sprach zuletzt von "einem niedrigen zweistelligen Prozentsatz".
Mehr Schüler als im Frühjahr in Betreuung - vor allem im Kindergarten
Dass deutlich mehr Schüler trotz Lockdown in die Schule kommen werden, ergab auch ein Rundruf der SN in den Bildungsdirektionen. Manche Bundesländer hatten am Montag bereits sehr konkrete Schätzungen über die Betreuungssituation in den kommenden Tagen.
So rechnete man auch in Oberösterreich mit deutlich mehr Schülern als im ersten Lockdown. Zum Teil dürfte es Schulen in Ballungsräumen geben, in die mehr Schüler kommen, als daheimbleiben. In Wien werden laut vorläufigen Schätzungen rund 30 Prozent aller Pflichtschüler auch während des Lockdowns betreut. Bildungsdirektor Heinrich Himmer hatte im Vorfeld ausdrücklich dazu aufgerufen, die Kinder zur Schule zu schicken.
In den Kindergärten ist der Bedarf noch viel größer: In den städtischen Wiener Kindergärten (35 Prozent aller 86.000 Wiener Kindergartenkinder werden dort betreut) haben rund 70 Prozent der Eltern weiterhin Betreuungsbedarf angemeldet, hieß es auf SN-Nachfrage.
Der für die städtischen Kindergärten zuständige Salzburger Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) hat zwar noch keinen Überblick über die Anmeldezahlen, geht aber davon aus, dass die meisten Eltern ihre Kinder in die Einrichtungen bringen werden. "Wir schätzen, dass 70 bis 80 Prozent der Kinder kommen werden, weil ja diesmal die Einschränkung auf Eltern in systemrelevanten Berufen nicht gilt." (Über die Situation an Salzburgs Schulen lesen Sie im Lokalteil.)
Wo auch immer das Distance Learning stattfindet, im Bildungsministerium ist man optimistisch, dass es besser klappt als im Frühjahr: "Das sehen wir derzeit bei den Oberstufen, die schon länger umgestellt sind."